Auch Kirchenführer kritisieren Aufruf

Katholiken in Gaza wollen bleiben – trotz Evakuierungsaufruf Israels

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Israel hat Zivilisten aufgerufen, den Norden des Gazastreifens zu verlassen. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde von Gaza hält das nicht für machbar.

Die katholische Gemeinde in Gaza hat sich entschieden, in den kirchlichen Einrichtungen der Stadt zu bleiben. „Es gibt keinen Ort, an den wir gehen können“, sagt Pfarrer Gabriel Romanelli der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft „Verbo encarnado“ („Fleischgewordenes Wort“) sitzt derzeit in Bethlehem fest.

Würden sich die Menschen wie empfohlen in den Süden des Gazastreifens begeben, träfen sie auf eine noch aussichtslosere Versorgungslage, sagt Romanelli. Bereits vor Tagen hatte er vor einem Mangel an Lebensmitteln, Wasser, Strom und Treibstoff im Gazastreifen gewarnt.

„Würde Lage nur verschlimmern“

Auch die Kirchenführer Jerusalems erklären nach einer Dringlichkeitssitzung: Die Empfehlung, den Norden des Gazastreifens zu evakuieren, was 1,1 Millionen Menschen betreffe, darunter „alle Mitglieder unserer christlichen Gemeinden“, werde „die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage“ nur verschlimmern.

In Gaza-Stadt lebt die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens. Auch die rund 1.000 Christen und ihre Einrichtungen, darunter zwei Kirchen, mehrere Schulen und ein Krankenhaus befinden sich dort.

Raketen seit einer Woche

Israel hatte Zivilisten aufgerufen, den Norden des Gazastreifens zu verlassen. Das könnte ein Hinweis auf eine bevorstehende israelische Bodenoffensive dort sein.

Seit vergangenen Samstag wurden mehr als 5.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel geschossen. Mehr als 1.500 militante Hamas-Kämpfer drangen laut Berichten in israelische Orte in Grenznähe ein und töteten hunderte Israelis. Rund 150 Personen wurden in den Gazastreifen entführt. Bei israelischen Luftschlägen auf den Gazastreifen starben laut jüngsten palästinensischen Angaben seit Kriegsbeginn 2.200 Menschen.

Christliches Krankenhaus getroffen
Das einzige christliche Krankenhaus im Gazastreifen, das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt, ist bei einem israelischen Luftschlag getroffen worden. Vier Menschen wurden verletzt, zwei Stockwerke des Gebäudes teilweise beschädigt, teilt der anglikanische Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum, auf Facebook mit. Unter anderen wurden der Ultraschall- und der Mammographieraum beschädigt. Das Krankenhaus wird von der anglikanischen Diözese Jerusalem getragen. | KNA, 15. Oktober

Update 15. Oktober: Kasten

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