Bistumsweite Vernetzung soll gestärkt werden

Erste #OutInChurch-Gruppe im Bistum Münster gegründet

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#OutInChurch ist auf Erfolgskurs: Knapp zwei Jahre nach Gründung der Initiative gibt es in der katholischen Kirche erkennbar mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz für queere Lebensentwürfe. Auch im Bistum Münster sorgt eine neue Gruppe nun für mehr Vernetzung.

#OutInChurch, die Anfang 2022 ins Leben gerufene Initiative nicht heterosexueller Menschen in der katholischen Kirche, nimmt weiter Fahrt auf. Nun wurde die erste Ortsgruppe der queeren Bewegung im Bistum Münster gegründet: im niederrheinischen Sonsbeck im Kreis Wesel.

Jeder ist willkommen – auch Heterosexuelle

Anne Kersjes und Frank Klier als Initiatoren wollen vor allem zur Vernetzung vieler kleiner Queer-Gruppen auf dem Gebiet des Bistums Münster beitragen. „Bei uns ist jeder Mensch willkommen“, sagt Anne Kersjes und ergänzt augenzwinkernd: „Auch Heterosexuelle. Vor allem wollen wir aber für Menschen da sein, die sich mit ihrer Sexualität in der Kirche nicht akzeptiert und deshalb unwohl fühlen.“

Die Probleme dieser Personen wolle man sichtbar machen, ergänzt Frank Klier: „Damit auch Menschen, die sich mit dem Queer-Thema noch nie auseinandergesetzt haben, die Formen der Diskriminierung wahrnehmen.“

"Wenn ihr mich als lesbische Frau nicht wollt, dann tschüss"

Die beiden #OutInChurch-Aktiven sind fest verwurzelt in ihrer Kirche und in der Gemeinde St. Maria Magdalena in Sonsbeck. Für Kersjes als Erzieherin und Kita-Verbundleitung ist die Pfarrei Arbeitgeberin.

Darüber hinaus hat die 41-Jährige reichlich Erfahrung in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit bis auf Diözesan- und Bundesebene: „Meine Wert- und Normvorstellungen, mein ganzes Können in der Gruppenleitung, das alles habe ich in der Kirche gelernt“, sagt sie, aber auch: „Wenn ihr mich als lesbische Frau nicht wollt, dann tschüss.“

Finanzbeamter Klier (50) ist als engagierter evangelischer Christ aufgewachsen und später vor allem aus Liebe zur katholischen Liturgie konvertiert – und das, obwohl er die Sexuallehre der Kirche kannte: „Ich habe aber überhaupt kein Problem damit, mich als schwuler Mann als Teil von Gottes Schöpfung zu sehen.“

"Stimmung gegenüber der LGBTIQ+-Community kippt"

Offenes Auftreten mit ihren Liebsten ist für die beiden im überschaubaren Sonsbeck kein Thema - man kennt und akzeptiert sich. Trotzdem ärgert sich Kersjes über dumme Sprüche, wenn sie anderswo mit ihrer Frau Hand in Hand über die Straße geht.

Klier beobachtet zunehmend Aggressionen gegenüber der LGBTIQ+-Community: „Die Stimmung kippt. Der aktuell spürbare gesellschaftliche Druck sucht sich hier ein Ventil.“

Die Initiative #OutInChurch

Im Januar 2022 hatten 125 Haupt- und Ehrenamtliche als Initiative #OutInChurch mit der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ enorme Aufmerksamkeit generiert. Lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intergeschlechtlich oder nichtbinär: Eine „Kirche ohne Angst“ wurde gefordert mit der Möglichkeit, offen und ehrlich die eigene Identität leben zu können.

Die deutschen Bischöfe reagierten unerwartet schnell und änderten ein knappes Jahr später das kirchliche Arbeitsrecht. Die private Lebensgestaltung unterliegt demzufolge keiner rechtlichen Bewertung mehr.

Nach wie vor "sortiert die Kirche Menschen aus"

Trotzdem sei Kirche manchmal nach wie vor „verrückt“: „Als Kita-Verbundleitung kann ich mit einer katholischen Erzieherin eigenverantwortlich einen Arbeitsvertrag schließen“, sagt Kersjes. „Evangelische Neueinstellungen müssen dagegen durch den Kirchenvorstand, konfessionslose gar auf Bistumsebene genehmigt werden.“

Klier erinnert an ein medial derzeit viel beachtetes Thema: „Wenn es um den Segen für Paare geht, interessiert die Kirche sich plötzlich doch sehr dafür, wie Menschen ihre Sexualität leben.“

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