„Max-Ophüls-Preis“ für Dokumentation über Leben osteuropäischer Leiharbeiter

Film mit Sozialpfarrer Peter Kossen gewinnt Preis

Beim Wettbewerb um den Max-Ophüls-Preis der besten deutschen Nachwuchsfilme in Saarbrücken hat ein Beitrag mit Sozialpfarrer Peter Kossen aus Lengerich einen Preis erhalten. Regisseurin ist Yulia Lokshina.

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Beim Wettbewerb um den Max-Ophüls-Preis der besten deutschen Nachwuchsfilme in Saarbrücken hat ein Beitrag mit Sozialpfarrer Peter Kossen aus Lengerich einen Preis erhalten. Der Film „Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ gewann in der Sparte „Dokumentation“. Der 92-Minüter, gedreht unter anderem in Rheda-Wiedenbrück und Münster, gibt osteuropäischen Leiharbeitern eine Stimme – und jenen, die sich für ihre Rechte einsetzten.

Peter Kossen, der sich seit Langem für die Rechte unter anderem von Arbeitsmigranten einsetzt, zeigte sich auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“ erfreut über den Preis: „Ich muss aber gestehen, ich habe den Film noch nicht gesehen.“ Ihm sei es ein großes Anliegen, „dass der Film bald in die Kinos kommt, damit das Thema präsent bleibt.“

 

Darum geht es in dem Film

 

Filmemacherin Yulia LokshinaFilmemacherin Yulia Lokshina. | Foto: pd

Filmemacherin Yulia Lokshina begleitet die überwiegend südosteuropäischen Arbeiter zu ihren Integrationskursen und besucht sie in ihren Unterkünften, zum Beispiel auf einem Campingplatz. Die Arbeiter berichten in Gesprächen von Arbeitsunfällen, unbezahlten Überstunden und Massenunterkünften zu überhöhten Preisen: „An vielen Stellen geht es in dem Film um das nicht im Blick stehende, das in Vergessenheit Geratene. Um die unsichtbare Ausbeutung und vage Hilflosigkeit gegenüber globaler Wirtschaft und persönlichem Alltag“, schreibt Lokshina in ihrem Regiekommentar. „ Aber auch um das diffuse Feld, das sich zwischen den Leidtragenden und den Verantwortlichen befindet.“

Im Interview mit dem Saarländischen Rundfunk macht die Regisseurin deutlich, dass sie es für wichtig hält, dass im Film Schlachthöfe beim Namen genannt werden: „Uns geht es darum, die Betriebe als Stellvertreter zu nennen, es ist wichtig, dass Namen im Film fallen, damit verstanden wird, worum es geht.“ Problem seien nicht einzelne Betriebe, „sondern das System. Wir wollten darüber nachdenken, welche Form von Verantwortung wir übernehmen können.“

 

Gedreht wurde auch beim Katholikentag in Münster

 

Einen Teaser zu dem preisgekrönten Film "Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit" von Yulia Lokshina finden Sie hier.

Für ihr Diplomwerk, das in Zusammenarbeit mit der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film entstand, begleitete die gebürtige Moskauerin unter anderem Pfarrer Kossen auf eine Demonstration vor den Toren eines Schlachtbetriebs und auf den Katholikentag 2018 in Münster. Der Geistliche feierte einen Gottesdienst mit der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in St. Mauritz, der Film zeigt Ausschnitte seiner Predigt.

 

„Brandaktuelle Kapitalismuskritik“

 

Eine weitere Ebene erhält der Film durch Schnitte zu den Proben einer Theaterklasse an einem Münchner Gymnasium. Die Schüler führen „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht auf. Das Stück beschäftigte sich schon 1931 mit Themen wie Marktmacht, Monopolbildung und der Ausbeutung von Arbeitern - eine Welt, der die Schüler im Alltag normalerweise nicht begegnen.

Das Branchenmagazin „Filmlöwin“ bescheinigt dem Dokumentarfilm eine „brandaktuelle Kapitalismuskritik“. Dem Film gehe es nicht um die Emotionalisierung von Einzelschicksalen, sondern eine umfassende Kritik der Verhältnisse.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis widmet sich seit 40 Jahren der Präsentation und Förderung des deutschsprachigen Nachwuchsfilms. 2018 kamen rund 45.000 Besucher nach Saarbrücken.

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