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Prälat Peter Kossen erhält den „Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage“. Die Pfarrgemeinde St. Andreas und die Bürgerstiftung Cloppenburg zeichen damit Kossens Einsatz für ausländische Arbeiter in der Schlachtbranche aus.
Einige Hände rührten sich nicht, auffällig und ausdrücklich. Als Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich, jetzt der „Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage“ überreicht wurde, brandete Beifall im Saal auf – aber nicht überall. Ein Zeichen dafür, dass der streitbare Geistliche aus Lengerich mit seinem Einsatz für ausländische Arbeiter in der Schlachtindustrie nicht überall auf Zustimmung stößt.
Der Vikar-Henn-Preis wurde dieses Jahr das erste Mal verliehen. Er wurde von der Bürgerstiftung Cloppenburg gestiftet, die ihn zusammen mit der Pfarrgemeinde St. Andreas auslobt. Er erinnert an den Geistlichen Ernst Henn, der in der Nazi-Zeit in Cloppenburg durch mutige Predigten gegen das Regime auffiel und von der Polizei verfolgt wurde.
Kossen sei trotz Drohungen nicht zurückgeschreckt
Werner Nilles, Pädagoge aus Cloppenburg, hat eine Biografie über Vikar Henn geschrieben; er saß auch in der neunköpfigen Jury, die über den Preis entschied. Im Gespräch mit „Kirche+Leben“ berichtete er, die Jury habe sich „mehrheitlich“ für Peter Kossen entschieden, aus einer Liste von elf Vorschlägen.
Die Jury habe Kossen sehr bewusst ausgewählt, sagte Nilles. Denn der Einsatz des Geistlichen für ausländische Schlachtarbeiter greife ein Problem auf, „wo es um die Menschenwürde geht“. Kossen sei auch nicht zurückgeschreckt, als er Widerstand, Kritik und Drohungen erlebt habe. Natürlich lebe Kossen nicht in einer Diktatur wie Ernst Henn; der junge Vikar habe aber einfach Mut gezeigt – und um den gehe es auch heute bei dem Einsatz von Pfarrer Kossen für die Lage von ausländischen Schlachtarbeitern.
Nilles: Kirche müsse sich zu Streitfragen äußern
Mit scharfer Kritik wies Nilles alle Vorwürfe in der Politik zurück, es sei nicht die Aufgabe der Kirche, sich in rein politischen Streitfragen zu äußern und dazu Stellung zu beziehen. Er habe über Jahre in Lateinamerika gelebt und den „segensreichen Einsatz der Kirche an der Seite der Armen“ erlebt. Dieser Einsatz sei in Europa so wichtig wie dort. „Denn wir Christen leben unter einem Doppel-Gebot: der Gottes- und der Nächstenliebe“. Keines sei ohne das andere zu denken. Aus der Nähe zu Gott schöpfe der Christ Kraft für den Einsatz für den Menschen und seine Würde.
Der Vikar-Henn-Preis ist gedacht für Personen, die sich „im Alltag mutig gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Unterdrückung oder für die Gerechtigkeit“ eingesetzt haben, wie es in der Auslobung heißt. Gedacht ist er vor allem für Preisträger aus dem Oldenburger Münsterland. Dotiert ist er mit 2500 Euro. Das Preisgeld soll dem Verein Aktion, Würde und Gerechtigkeit zugute kommen, den Kossen Anfang des Jahres mitgegründet hat.