Sebastian Aperdannier hat Geschichten voller Empathie geschrieben

Fluchtgeschichten aus aller Welt - vier Lesungen im Münsterland

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Fluchtgeschichten gibt es viele, nicht nur aus aktuellem Anlass aus der Ukraine. Sebastian Aperdannier hat sich drei „Fluchtgeschichten“ ausgedacht, die verschiedene Länder in den Blick nehmen. An vier Orten im Münsterland trägt er die Geschichten in szenischen Lesungen vor.

Fluchtgeschichten? Dabei kann es sich doch nur um Geschichten aus der Ukraine handeln – könnte man spontan meinen. Aber es gibt auch Flüchtlinge in und aus anderen Regionen der Welt. Weit weg – und vielleicht deshalb nicht so „begreifbar“ wie die Situation, die die Menschen seit Wochen tagtäglich über die Medien erreicht.

„Es gibt aber keine Flüchtlinge erster, zweiter oder sogar dritter Ordnung“, sagt Sebas­tian Aperdannier. Nicht den Flüchtling aus Mali, aus der Ukraine und aus Afghanistan. Sie alle sind Menschen – und um die Menschen geht es in den drei „Flüchtlingsgeschichten“, die der Referent für Freiwilligendienste im Ausland im Bischöflichen Generalvikariat Münster geschrieben hat. An vier Terminen trägt er die Geschichten in Kirchen im Münsterland vor.

An die „Corona-Tagebücher“ anschließend

Sebastian Aperdannier hat im Frühjahr 2021 mitten in der Corona-Pandemie viel Aufmerksamkeit mit seinen „Corona-Tagebüchern“ gefunden. Texte über fiktive Personen aus realen Ländern, emotionale Situationsberichte, die nicht nur Betroffenheit erzeugen sollten, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Pandemie und eine geweitete Sicht über den eigenen „Corona-Tellerrand“ hinaus.

Eine Kriegsgefahr für die Ukraine war damals nicht nur kein Thema, sondern nicht einmal denkbar. Und was ist mit anderen Ländern – häufig unter korrupten Regimen leidend –, die immer noch „Dritte Welt“ genannt werden und wirtschaftlich weniger interessant scheinen? Menschen müssen vor Folter und Tod fliehen und suchen Schutz in Deutschland. Jetzt kommen Flüchtlinge aus der Ukraine. Keine Flüchtlinge erster Klasse, sondern Menschen.

Fähigkeit zur Empathie

Sebastian Aperdannier macht mit „Fluchtgeschichten“ auf Schicksale aufmerksam. | Foto: Michael Bönte
Sebastian Aperdannier macht mit „Fluchtgeschichten“ auf Schicksale aufmerksam. | Foto: Michael Bönte

„Genau darum geht es in den Fluchtgeschichten“, sagt Aperdannier, „um Menschen und deren Fähigkeit zu Empathie, weil sie uns überhaupt zu Menschen macht.“ Er erinnert als Beispiel für eine „ganz irreale Situation in einer irrealen Zeit“ daran, dass Polen vor einem halben Jahr sehr viel Geld in die Errichtung eines Zauns investiert hat, um Flüchtlinge abzuwehren. „Jetzt ist Polen hilfsbereit bis zum Anschlag.“

Wie aber könne es Flüchtlinge erster oder zweiter oder gar dritter Klasse geben? „Also habe ich versucht, verschiedene Fluchtperspektiven in den Erzählungen aufzumachen, um über die Identifikation sich wirklich die Frage zu stellen: Wenn ich selber ...“, schreibt der Autor in der Ankündigung seines Themas. Im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ unterstreicht er mehrfach: „Flüchtlinge sind Menschen.“

So wie die Menschen in den drei fiktiven „Fluchtgeschichten“: Joseph aus Mali, der mit seiner Familie über das Mittelmeer flieht und sich fragt, was wir wirklich voneinander wissen. Marija aus der Ukraine, die zwei jungen russischen Soldaten sagt, dass sie zu ihren Müttern zurückkehren sollen. Und Waldemar, der eigentlich Jamal heißt, aus Afghanistan stammt, dorthin zurückgeschickt wird und trotzdem sagt: „Die Welt hat ein Herz – wie könnte es sonst weitergehen?“ Erfundene Geschichten – und doch total real.

Friedens-Förderung

„Wenn Menschen miteinander reden, ist das die größte Friedensförderung“, betont der Autor der „Fluchtgeschichten“, der dies seit 30 Jahren tut, indem er Menschen kontinental- und kulturübergreifend anregt, ins Gespräch und damit in Verbindung zu kommen.

Termine
Unter dem Thema „Ich war auf der Flucht, und Du hast mich ...“ trägt Sebastian Aperdannier in szenischen Lesungen die „Fluchtgeschichten“ an folgenden Terminen in Kirchen vor: 10. April, 17 Uhr in St. Ludgerus Schermbeck; 11. April, 19.30 Uhr in St. Paul Bocholt; 12. April, 19.30 Uhr in St. Vitus Olfen; 15. April, 15 Uhr in St. Christophorus Ladbergen.
Die Lesungen werden durch musikalische Beiträge ergänzt, die Veranstaltungen dauern etwa 70 Minuten.

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