Gast-Kommentar von Susanne Deusch, Geistliche Leiterin des Diözesanverbands Münster des BDKJ

Für mehr Nachhaltigkeit müssen wir anders denken!

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„Endlich bekommt das Thema Nachhaltigkeit wieder Gesichter“, freut sich Susanne Deusch angesichts der neu auflebenden Proteste von „Fridays For Future“. Doch für einen wirklichen Wandel muss sich mehr ändern als das Einkaufsverhalten, meint sie.

Neulich, als ich vom Büro nach Hause radelte, bin ich unerwartet in den absoluten Trubel geraten. Trubel – einige würden es vielleicht als Chaos bezeichnen – als Konsequenz einer „Fridays For Future“-Veranstaltung. Zahlreiche Menschen unterschiedlichsten Alters zogen mit Transparenten Richtung Innenstadt. Dass nicht alle Verständnis für diese Bewegung haben, das habe ich vor Ort, aber auch durch teils abfällige Kommentare in den sozialen Medien feststellen müssen.

Die Autorin
Susanne Deusch (43) wohnt in Münster, ist verheiratet und hat eine Tochter. Seit 2013 ist sie Geistliche Leiterin des Diözesanverbands Münster des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ).

Mein Gedanke an diesem Tag: Endlich bekommt das Thema „Nachhaltigkeit“ wieder Gesichter! In Zeiten der Pandemie, besonders während des Lockdowns, schien es kaum relevant. Viele andere wichtige Themen bestimmten das gesellschaftliche Leben.

 

Mehr als ein anderer Einkauf

 

Der Nachhaltigkeitsbegriff sagt viel mehr aus, als öko-bio-fair einzukaufen oder sich ein E-Auto anzuschaffen. Das ist spannend. Nachhaltig handeln bedeutet, sich über die Konsequenzen, die ein Handeln hat, im Klaren zu sein. Was ich tue, hat nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt im ökologischen Sinn, sondern auch auf die Umwelt, die sich in meinen Mitmenschen zeigt – weltweit. Die Herausforderung ist, Wirtschaft, Ökologie, Soziales in gleichem Maß zu bedenken.

Und wenn wir das Thema Nachhaltigkeit sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche ernstnehmen wollen, dann bedeutet dies: Umdenken, neu denken, anders denken!

 

Konsequenzen eines nicht nachhaltigen Handelns

 

Für uns Christ*innen ist der verantwortungsvolle Umgang mit Mensch und Umwelt, die Bewahrung der Schöpfung, ein elementarer Glaubensgrundsatz. Nachhaltiges Handeln im christlichen Sinn bedeutet, meine Mitmenschen im Blick zu haben und für sie einzustehen.

Ich wünsche mir genau das, dass gerade in dieser Zeit, in der wir durch die Pandemie herausgefordert werden, nachhaltig gedacht und gehandelt wird. Denn viele Konsequenzen eines nicht nachhaltigen Handelns bekommen wir momentan zu spüren.

 

Frage der Generationengerechtigkeit

 

Ich wünsche mir von den politischen und kirchlichen Entscheider*innen, dass sie das bei ihren Überlegungen mitbedenken und sich die Frage der Auswirkungen, die besonders die junge Generation tragen muss, vor Augen führen. Kirchenpolitisch wird dies sicherlich auch im Blick auf den bistumsinternen Veränderungsprozess zutreffen, gesellschaftspolitisch sehe ich die Frage der Generationengerechtigkeit als sehr bedeutend an.

Ich lasse mich also gerne öfter vom „Chaos“ einnehmen. Das hält meine Aufmerksamkeit für das so wichtige und zukunftsweisende Thema wach!

Die Positionen der Gastkommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von „Kirche+Leben“ wider.

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