Breite Diskussion um Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung

Wie sich die Kirchen in Ahaus gemeinsam für den Klimaschutz einsetzen

  • Beim „Runden Tisch für Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ diskutieren in Ahaus Vertreter aus allen Kirchengemeinden, Vereinen, Verbänden, Parteien, Umwelt-Initiativen und Wirtschaftsgruppen die Frage: „Wie wollen wir 2027 leben?“
  • Gemeinsames Ziel ist, Ahaus zu einer klimaneutralen und umweltfreundlichen Stadt zu entwickeln.
  • „Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen, müssen wir jetzt handeln, und zwar lokal“, sagt Mechthild Schröder, aus der Pfarrei Mariä Himmelfahrt.

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In Ahaus sind Vertreter aus allen Kirchengemeinden, Vereinen, Verbänden, Parteien, Umwelt-Initiativen und Wirtschaftsgruppen zusammengekommen, um ihre Stadt nachhaltiger und ökologischer zu machen. Ein „Runder Tisch für Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ soll im Zusammenwirken aller Gruppen der Stadt die Frage klären „Wie wollen wir 2027 in Ahaus leben?“.

„Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen, müssen wir jetzt handeln, und zwar lokal“, sagt Mechtild Schröder, Vorsitzende des Arbeitskreises für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Auch ihr Ehemann Klaus Gresförder, Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde Ahaus, ist seit vielen Jahren dem Eine-Welt-Gedanken und der Umweltschutzbewegung verbunden und sagt: „Wir sollten nicht auf die große Politik warten. Wir müssen selbst unseren Lebensstil ändern.“

 

Ehepaar steht für Zusammenarbeit der Kirchengemeinden

 

Dass heute vieles in ökumenischer Verbundenheit geht, machte beim ersten „Runden Tisch“ in der Ahauser Stadthalle nicht nur das engagierte Ehepaar Mechtild Schröder und Klaus Gresförder deutlich. Eingeladen zum Treffen hatten die katholische Pfarrei Mariä Himmelfahrt, die evangelische Christus-Gemeinde, die Bewegung „Fridays for Future“ und der Arbeitskreis „Transition Ahaus“ (Gesellschaft im Übergang) der Volkshochschule.

Warum es notwendig ist, Ahaus zu einer klimaneutralen und umweltfreundlichen Stadt zu entwickeln, verdeutlichte Uli Ahlke. Für den früheren langjährigen Leiter des Amts für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Kreisverwaltung Steinfurt und Gründer des Vereins „Wie wollen wir leben?“ muss die Zivilgesellschaft der Motor der Klimaschutzbewegung sein.

 

„Klimapapst des Münsterlands“ hält Hauptreferat

 

Das Ehepaar Mechthild Schröder und Klaus Gresförder engagiert sich für mehr Nachhaltigkeit – und das auch in ökumenischer Verbundenheit. | Johannes Bernard
Das Ehepaar Mechtild Schröder und Klaus Gresförder engagiert sich für mehr Nachhaltigkeit – und das auch in ökumenischer Verbundenheit. | Johannes Bernard

Der schon als „Klimapapst des Münsterlands“ bezeichnete Ahlke sieht besonders die Kirchen in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darum geht, den persönlichen Lebensstil zu hinterfragen. Gerade die 2015 veröffentlichte Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus „Laudato si‘“ sei ein wichtiges Dokument, das eindringlich alle Menschen zu Änderungen im Lebensstil auffordere.

Ahlke zitierte eine Passage aus der Enzyklika, mit der Franziskus deutlich den Kapitalismus kritisiert hat: „Alle Bestrebungen, die Welt zu hüten und zu verbessern, setzen vor allem voraus, dass sich die Lebensweise, die Modelle von Produktion und Konsum und die verfestigten Machtstrukturen von Grund auf ändern, die heute die Gesellschaft beherrschen.“

 

Anerkennung für „Fridays for Future“

 

Ahlke lobte die Jugendproteste von „Fridays for Future“. Den Schülern sei es gelungen, die Bedrohung der Lebensbedingungen zukünftiger Generation deutlich stärker zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema zu machen. Wer den Klimaschutz wirklich wolle, müsse sein persönliches Verhalten hinterfragen und lokal aktiv werden. Die regionale Erzeugung erneuerbarer Energien, die Produktion regionaler Lebensmittel oder die Direktvermarktung zeigten, dass auch das regionale Handeln die Wertschöpfung auf vielen Ebenen stärke.

Das Streben des Menschen nach „immer mehr“ sei ein Irrweg, meinte Ahlke. „Wir müssen mit weniger auskommen und unseren Konsum einschränken.“ Der ökologische Fußabdruck zeige, dass die Menschen in den herkömmlichen Industrieländern weit ihre Verhältnisse lebten. „Wir leben auf Kosten der Menschen in der Einen Welt und der nachfolgenden Generationen“, sagte der Umwelt-Aktivist. Wer eine Erderwärmung verhindern und die längst verabredeten Klimaziele erreichen wolle, müsse jetzt handeln.

 

Wann lassen wir wieder unsere Schuhe reparieren?

 

Großes Interesse gab es am ersten Runden Tisch „Nachhaltigkeit Ahaus“. | Johannes Bernard
Großes Interesse gab es am ersten Runden Tisch „Nachhaltigkeit Ahaus“. | Johannes Bernard

Wie Klimaschutz und nachhaltiges Leben in Ahaus aussehen kann, darüber diskutierten die 64 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – viele weitere interessierte Ahauser konnten aufgrund der Corana-Schutzbestimmungen nicht teilnehmen - in ersten Gesprächsrunden. Sie wünschen sich eine autofreie Innenstadt, mehr regionale Lebensmittel, weniger Verpackungsmüll, keinen Atommüll, mehr Radwege und mehr Shuttle-Busse, die die Stadt mit den umliegenden Landgemeinden verbindet.

Und sie fragen sich: „Wann haben wir wieder einen Schuster, der die Schuhe repariert statt dass wir immer neue kaufen? Wann haben wir wieder einen Schreiner, der die alten Möbelstücke wieder aufmöbelt?“

 

Bürgermeisterin Voß verspricht weiteres Handeln

 

Dass die Ideen des ersten „Runden Tisches“ in den Kirchengemeinden weiter besprochen werden, versprechen Mechtild Schröder und Klaus Gresförder. „Wir lernen voneinander und wollen möglichst alle gesellschaftlichen Gruppen erreichen“, sagt Gresförder. Und Schröder ergänzt: „Wir wissen genug, um zu handeln.“ Handeln möchte auch Bürgermeisterin Karola Voß (parteilos), die alle Vorschläge des Runden Tisches prüfen wolle.

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