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Appelle zur Bewahrung der Schöpfung gibt es genug. Jetzt preschen die evangelischen Bischöfinnen und Bischöfe mit einem Tempolimit vor. Doch wir sollten alle unser Fahrverhalten im Sinne des Klimaschutzes überdenken, sagt „Kirche+Leben“-Chefredakteurin Annette Saal.
Der katholischen Kirche wird oft nachgesagt, dass sie nicht gerade vorprescht, wenn es um überfällige Reformen geht. Dieses Image sollte sie sich zunutze machen und sich an die Fersen der evangelischen Kirche heften. Deren Synode hat jüngst beschlossen, dass Deutschlands evangelische Bischöfinnen und Bischöfe maximal mit Tempo 100 über die Autobahn fahren sollen. Man halte es für geboten, bei Fahrten „in kirchlichem Kontext“ überdies ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern auf Landstraßen einzuhalten. Damit sollen klimaschädliche Emissionen spürbar verringert werden.
Eine schöne Idee, bei der die evangelischen Bischöfe den katholischen mit gutem Beispiel voranfahren. Sie ist herrlich konkret und gleich bei der nächsten Tour umzusetzen. Durch die reduzierten Abgase wird die Schöpfung geschont, durch das reduzierte Tempo die Nerven.
Nicht rasen, sondern reisen für alle
Die Initiative lässt jedoch Fragen offen – ohne den Vorschlag generell auszubremsen: Warum eigentlich sind vorrangig die Bischöfe gemeint? Und warum „in kirchlichem Kontext“? Ja, die Bischöfe sollen ein gutes Beispiel geben. Das tut jedoch nur derjenige, der nicht nur im kirchlichen, sondern auch im weltlichen Kontext gemäßigt fährt.
Aber sollten nicht auch Laien den Fuß vom Gas nehmen, wenn sie zur Kirche, zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren? Wird doch immer wieder betont: Kirche sind wir alle! Dann sollten folgerichtig auch alle die Selbstverpflichtung eingehen, nicht zu rasen, sondern zu reisen. In welchem Kontext auch immer.
Auf Dauer gelassener unterwegs
Die guten Vorsätze einzuhalten, wenn man allein auf der Landstraße unterwegs ist, gestaltet sich ohne Kontrollinstanz zugegebenermaßen als echte Herausforderung. Da kann es helfen, das Radio einzuschalten, um bei einer Bach-Kantate die Schönheit der Landschaft zu genießen, ohne sich von Lichthupen im Rückspiegel beeinträchtigen zu lassen.
Wer es ausprobiert und das Tempo konsequent reduziert, wird sicher auf die Dauer gelassener werden und auf erboste Überhol-Manöver mit einem gewinnenden Lächeln reagieren.