Bischof von Münster wirbt in Silvesterpredigt für Dienst und Hingabe

Genn: Da ist am meisten Kirche, wo sie sich erniedrigt zu in Not Geratenen

  • Münsters Bischof Felix Genn hat in seiner Silvesterpredigt zu Selbsthingabe im Dienst an den Ärmsten aufgerufen.
  • Angesichts der abnehmenden Bedeutung der Kirche sei es umso wichtiger wahrzunehmen, was Christen ihr Glaube bedeute.
  • Kritik übte Genn an Gesetzesvorhaben der Ampel-Koalition etwa im Bereich des Lebensschutzes.

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„Da ist am meisten Kirche, wo sie sich erniedrigt hin zu den Armen, Bedrängten und in Not Geratenen.“ Das hat Bischof Felix Genn im traditionellen Silvestergottesdienst in der Münsteraner Lambertikirche betont. In seiner Predigt warb er mit Blick auf vergangene Jahr für eine Haltung, die geprägt sein sollte von „der Selbsthingabe, die einfach in das Verschwinden hineingeht, aber die gerade da präsent ist, wo Menschen leiden und in Not sind.“

Das machte der Bischof am Beispiel von Menschen deutlich, die sich in seiner Heimat oberhalb des Ahrtals solidarisch mit den Opfern der Flutkatastrophe gezeigt und ihnen geholfen hätten. „In dieser Gegend wurde mir deutlich, dass Menschen plötzlich gespürt haben, wie relevant und bedeutsam Kirche durch ihre Seelsorger und ihre konkreten Helfer ist.“ Das gehe in der öffentlichen Wahrnehmung von Kirche oft unter. Dabei sei „in diesem Dienst von Glaube, Hoffnung und Liebe oft mehr Kirche als in dem, was äußerlich an Skandalen oder großen positiven Events berichtet wird.“

Kein Anlass für Schaumschlägerei

Der Auftrag Jesu führe die Christinnen und Christen in „die Niedrigkeit“, die oft keine Schlagzeilen mache. Das könne mitunter aber besser und wirkungsvoller sein, als „Schaumschlägerei“ zu betreiben. Zu Letzterem sei „in dieser Stunde der Kirche und der Welt kein Anlass. Es ist vielmehr Anlass zu einer demütigen und von Hoffnung getragenen Zuversicht, um das zu tun, was die Gegenwart fordert.“

Der Bischof räumte ein, dass „wir in einer Krise der Kirche leben“. In dieser Situation komme es darauf an, „die Krise im Licht des Evangeliums zu betrachten“. In einer Zeit, in der die Bedeutung der Kirche spürbar abnehme, müssten sich Christinnen und Christen „vertieft der Auseinandersetzung stellen, was uns unser Glaube wirklich bedeutet“.

Kritik an Ampel-Plänen

Zuweilen sei auch Widerspruch gegen gesellschaftliche oder politische Entwicklungen notwendig. Als Beispiel nannte Genn Gesetzesvorhaben der Ampel-Koalition: Dass vom werdenden Leben im Mutterleib von einem "Schwangerschaftsgewebe" gesprochen werde, müsse "uns hellwach machen": "Da werden nämlich die Kleinsten und Ärmsten der Armen, die eines besonderen Schutzes bedürfen, allein schon durch Worte verfunktionalisiert zu eigenen Zwecken einer falsch verstandenen Autonomie und Selbstbestimmung“, kritisierte der Bischof.

Mit Blick auf das neue Jahr rief Genn dazu auf, gemeinsam mit vielen anderen Menschen daran zu arbeiten, dass es "ein menschlicheres und besseres Gesicht erhält als das Jahr, das wir zurücklassen müssen“.

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