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Zahlreiche Christen in Greven haben sich mit einem Gottesdienst von ihrer St.-Josef-Kirche verabschiedet. Weihbischof Christoph Hegge kündigte in seiner Predigt an, in den nächsten zehn bis 15 Jahren würden mindestens 100 weitere Kirchen geschlossen werden.
Der Abschied fällt nicht leicht. Das lässt sich von den Gesichtern ablesen. Viele Grevener verbinden viel mit der St.-Josef-Kirche. Das weiß auch Weihbischof Christoph Hegge. Deshalb sei es ihm schwer wie selten gefallen, nach den richtigen Worten für die Predigt zu suchen, gestand er am Sonntag im letzten Gottesdienst vor der Profanierung. Nach dem Abriss soll an gleicher Stelle ein multifunktionales Josefszentrum mit Kirchenraum entstehen.
Zugleich kündigte Hegge den Abschied von weiteren Kirchen an: „Wir werden in den nächsten sicherlich zehn bis 15 Jahren mindestens 100 Kirchen schließen, abreißen, umbauen müssen, aber wir werden keine neue Kirche bauen.“ In dieser Hinsicht sei Greven ein Einzelfall.
Der Weihbischof äußerte Respekt für jene Gemeindemitglieder, die lange für den Erhalt der Filialkirche gekämpft hatten. Er dankte zugleich den Gremienvertretern aus Kirchenvorstand und Pfarreirat, die kontroverse Diskussionen ertragen hätten. Hegge forderte die Grevener auf, ihre geistliche Heimat nicht allein an einem Gebäude festzumachen: „Die Gemeinschaft der Menschen, die sich zum Gebet zusammenfinden, ist auch Heimat.“
Reliquien und Relief werden nach St. Martinus gebracht
Hegge prognostizierte einen weiteren Mitgliederschwund in der katholischen Kirche, der Veränderungen zur Folge haben werde: „Jeder von uns ist in dieser Situation gefragt, sich für Christus zu entscheiden und sich zu ihm zu bekennen.“ Auch Pfarrer Klaus Lunemann betonte: „Es braucht ein festes Haus, aber es braucht auch ein Haus aus lebendigen Steinen.“
Den ganzen Tag über hatten die Grevener Gelegenheit, Abschied von der profanierten Josefskirche zu nehmen und eine Kerze vor dem Relief des Schutzpatrons anzuzünden. Nachdem die Reliquien und auch das Josefsrelief in die Pfarrkirche St. Martinus gebracht worden sind, sollen Turm und Mauerreste von St. Josef in den kommenden Wochen abgetragen werden.
Anschließend wird mit dem Bau des neuen Josefzentrums begonnen. In 14 Monaten Bauzeit sollen die neuen Pfarrheimflächen und der neue Kirchenraum fertig sein. Die Pfarrei plant die Weihe im Sommer 2020.