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In die ehemalige katholische St.-Martin-Kirche in Beckum ist eine gleichnamige Kindertagesstätte eingezogen. „Dies ist keine Notlösung“, betonte der Beckumer Propst Rainer Irmgedruth bei der Eröffnung.
In die ehemalige katholische St.-Martin-Kirche in Beckum ist eine gleichnamige Kindertagesstätte eingezogen. „Dies ist keine Notlösung“, betonte der Beckumer Propst Rainer Irmgedruth bei der Eröffnung am Samstag.
„Es gab 2016 ein ganz kleines Zeitfenster – wir brauchten noch einen Kindergarten“, erinnerte sich der Propst. Für die profanierte Kirche St. Martin habe es bis dahin noch keine zufriedenstellenden Pläne gegeben. Da habe die Firma Heckmann aus Hamm angeboten, das Grundstück samt Kirche zu kaufen, in die Kirche als „Haus im Haus“ eine Kita einzubauen und diese der Pfarrei für mindestens 20 Jahre zu vermieten. Es sei ein „Geschenk Gottes“, dass die Kirche erhalten werden konnte und alles so zusammenpasse, fand Irmgedruth.
Problem Denkmalschutz
Als die Kirche 2017 überraschend unter Denkmalschutz gestellt wurde, brachte diese Entscheidung des Landschaftverbands Westfalen-Lippe das Konzept zunächst ins Stocken. Vieles musste umgeplant werden, die Baukosten schossen in die Höhe, die Nutzfläche schrumpfte, bis zur Fertigstellung brauchte es ein Jahr länger als geplant.
„Viele motivierte Menschen hatten die Vision, einen Ort des Glaubens wieder zu beleben. Wie geht das besser als mit einer Kita?“, fragte Nicole Scheufens-Künne als Koordinatorin des Umbaus rhetorisch. Nun betreibt die fusionierte Propsteipfarrei St. Stephanus in der 2012 profanierten St.-Martin-Kirche eine Drei-Gruppen-Kita.
Die frühere Kirche
Entworfen hat sie das Ahlener Planungsbüro Fritzen & Müller-Giebeler. Im Obergeschoss des Kita-Gebäudes befindet sich eine große Innenspielfläche. Die Kinder, die sie demnächst nutzen können, zogen zur Eröffnung mit Martinslaternen in das Haus und sangen das Martinslied.
St. Martin wurde 1956 bis 1958 aus Stahlbeton nach Plänen der Architekten Bernhard Kösters und Herbert Balke aus Münster errichtet. Das Baumaterial wurde von der Beckumer Zementindustrie gestiftet. Die Fassade ist mit Waschbetonplatten verkleidet.
Wie im Märchen
Der Kirchenbau hat ein von einer Parabel eingefasstes Westportal. Charakteristisch sind auch das flache Satteldach und der freistehende Kirchturm an der Nordseite. Den Innenraum prägen parabelförmige Bögen und bunte Betonglasfenster von Roland Friedrichsen.
Propst Irmgedruth erzählte zur Neueröffnung das Märchen vom hässlichen Entlein von Hans Christian Andersen, aus dem ein schöner Schwan wurde. Das sei doch ein passendes Bild für die umgebaute Kirche: Nach einer Phase der Unzufriedenheit sei das Ergebnis nun strahlend schön: „Das Wichtigste aber sind nicht die Steine aus Beton, sondern die lebendigen Steine – die Kinder.“