Premiere am 24. März in Dülmen-Karthaus

Inklusives Musical über das Leben der Anna Katharina Emmerick

90 Mitwirkende mit und ohne Behinderung haben ein Jahr lang das Musical  „Katharina – das Leben der Anna Katharina Emmerick" von Georg Breitkopf einstudiert. Premiere ist am 24. März im Anna-Katharinenstift Dülmen-Karthaus.

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Nur selten greift Georg Breitkopf hörbar ins Geschehen ein. Meistens verständigt er sich durch Blicke, eine erhobene Hand oder ein leises Klatschen. Doch als sich der Vorhang zu früh schließt, springt er auf: „Bitte nochmal zurück“, ruft er. Beim zweiten Versuch klappt es. Jeder steht an seinem Platz, die Gruppen treten einzeln vor und verbeugen sich. Erst dann schiebt sich der große, violette Bühnenvorhang vor die Darsteller. Ende der Probe.

Zwei Stunden haben sie in der Aula des Anna-Katharinenstifts Dülmen-Karthaus geübt. Am 24. März ist Premiere, dann muss alles sitzen. Unter Regie von Georg Breitkopf, der den Freizeitbereich der Einrichtung leitet, singen und spielen Menschen mit und ohne Behinderung das Musical  „Katharina – das Leben der Anna Katharina Emmerick“. 90 Mitwirkende sind vor, hinter und auf der Bühne dabei – außer den Laien-Schauspielerinnen und -Schauspielern eine Band, ein Chor, ein Team für Beleuchtung und Garderobe. Unterstützt wird das Projekt vom Emmerick-Bund Dülmen.

 

Zwei Jahre Vorbereitung

 

Im Anna-Katharinenstift gibt es in Sachen „inklusives Musical“ reichlich Erfahrung. Bereits zweimal hat Georg Breitkopf ein Stück geschrieben, das nicht nur die Zuschauer begeistert hat, sondern Bewohner und Mitarbeiter des Stifts miteinander in eine intensive Verbindung brachte. Das ist Breitkopf ein Herzensanliegen. Zwei Jahre hat er an dem neuen Stück gearbeitet, Musik und den Text geschrieben – überwiegend an Wochenenden und in den Ferien.  Seit einem Jahr laufen die Proben: montags, dienstags, freitags und samstags.

Warum bleiben die Mitwirkenden über einen solchen Zeitraum bei der Stange? „Der Georg macht das so gut, das bringt einfach Spaß“, sagt Heidi Rilke. Sie hat bereits bei den inklusiven Musicals „Daheim“ und „Christin“ mitgespielt. „Ich mache gern etwas mit vielen lieben Menschen zusammen“, sagt sie. „Mit und ohne Behinderung, in und außerhalb von unserer Einrichtung.“

 

Das Spiel fördert Gemeinschaft

 

Szene aus der Probe. | Foto: Annette Saal
Szene aus der Probe. | Foto: Annette Saal

„Anna Katharina war gut zu allen“, sagt die Laien-Schauspielerin. Einen besonderen Bezug hat sie zu der 2004 selig gesprochenen Nonne bekommen, als sie mit den anderen Mitwirkenden in deren Geburtshaus in Coesfeld-Flamschen war. Der Besuch beeindruckte auch Sabine Smolka, die in dem Stück eine Ordensfrau spielt: „Ich kannte Anna Katharina vorher noch nicht“, sagt sie. „Sie war sehr gläubig. Sie hat viel für andere Menschen und für die Tiere getan.“ Im Lauf der vielen Proben hat Smolka die Erfahrung gemacht: „Je mehr man zusammen übt, desto mehr lernt man Anna Katharina kennen. Aber wir lernen uns auch gegenseitig immer besser kennen.“

Das bestätigt Hauptdarstellerin Susanne Duzinski, Mitarbeiterin im Bereich „Ambulantes Wohnen“. „Es ist für mich eine Ehre, dass ich die Anna Katharina spielen darf“, sagt sie. Es sei ein „wirklich inklusives Projekt“ für Bewohner und Mitarbeiter. „Wir erleben uns gegenseitig anders“, stellt sie fest. „Es geht nicht um die Dinge, um die es sonst im Alltag geht.“ Jeder könne von den anderen lernen: „Es ist eine tolle Gemeinschaft.“
Sie selbst hat sich durch das  Musical von der Person Anna Katharina Emmerick faszinieren lassen. „Der Besuch in Geburtshaus und Gedenkstätte ist mir richtig nahegegangen“, erzählt sie. Sie hat Bücher über die Selige gelesen und sich den Film „Das Gelübde“ angeschaut.

 

Kontakte entstehen und werden gepflegt

 

Durch das Musical ist die Selige, die auch Namensgeberin für das Stift ist, dort zum Gesprächsthema geworden. Aber auch die gemeinsame Arbeit an dem Stück. Das Projekt führt über lange Zeit Bewohner, Mitarbeiter und Freunde der Einrichtung zusammen. Alle haben ein gemeinsames Ziel, an dem jeder nach seinen Möglichkeiten mitwirkt.
Schon bei den vorausgegangenen Musicals hat Georg Breitkopf die nachhaltige Wirkung bemerkt: „Es sind Kontakte entstanden, die immer noch gepflegt werden. Fahrgemeinschaften haben sich gegründet. Mitwirkende gehen auch mal gemeinsam essen“, nennt er Beispiele. Und in der Pause während der Probe gibt es diesmal Kuchen, den einer der Darsteller für alle gebacken hat.

Das Gemeinschaftsgefühl beflügelt. Dabei hilft die Musik: „Eine tolle Sache, durch die man die Menschen erreicht“, sagt Georg Breitkopf. Das bestätigt auch Heidi Rilke. Auf die Frage, was ihr an dem Projekt am meisten Spaß macht, sagt sie mit leuchtenden Augen nur ein Wort: „Alles!“