Inklusion unter einem guten Stern

In Heiden gibt es seit zwei Jahren eine integrative Sternsingergruppe

Inklusion unter einem guten Stern: Die Bewohner einer Wohnstätte für Menschen mit einer geistigen Behinderung nehmen selbstverständlich am Gemeindeleben teil. Als Sternsinger sind sie in Heiden unterwegs.

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Ein goßes „Hallo“ herrscht auf dem Flur des Wohnstätte Heiden der Lebenshilfe Wohnen GmbH. Dorothe Deckers steht mit drei bunten Gewändern im Eingang und wird freudig begrüßt.  Die Pastoralreferentin der Gemeinde St. Georg trifft sich mit drei Bewohnern um die Kostüme für die Sternsinger-Aktion in diesem Jahr zu verteilen.

Seit zwei Jahren gibt es eine lose Kooperation zwischen der Kirchengemeinde und dem konfessionslosen Träger der Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung. 26 Bewohner leben hier in zwei Häusern im östlichen Ortsrand von Heiden.

 „Ich möchte das mal ausprobieren, ich war noch nie dabei“, sagt Karin Lammering, die wie ihre Kollegin Christine Wald in der Wohngemeinschaft lebt. „Bianca hat uns davon erzählt“, berichtet die junge Frau. Sie  habe im vorherigen Jahr mitgemacht. Gemeinsam habe man sich das Foto in der Zeitung angeschaut und die beiden Frauen hat die Sternsingeraktion nicht mehr losgelassen.

 

Spickzettel am Stern

 

„Es gibt ein Lied, das kann man singen oder sprechen“, weiß Karin Lammering. „Ich klebe euch den Text in großer Schrift hinten auf den Stern“, sagt Dorothe Deckers, die die Sternsinger-Aktion in der Kirchengemeinde organisiert. Die Kronen werden noch selbst gebastelt. „Für unsere Bewohner ist diese Aktion auch interessant, weil sie außerhalb des Alltagsgeschehens ist“, berichtet Reinhard Busch, der die Einrichtung seit zwölf Jahren leitet.

In geselligen Abendrunden werde auch mit den Bewohnern über die Weihnachtsgeschichte und die Sterndeuter gesprochen: „Da ist natürlich auch unser Personal gefragt, aber da wir kein konfessioneller Träger sind, können wir solches Wissen nicht voraussetzten“, erklärt Reinhard Busch. Über solche Aktionen wie die Sternsinger kämen alle wieder über Glaube ins Gespräch. Eine Sache, die der Leiter auch persönlich schätzt. „Inklusion heißt Teilhabe an der Gesellschaft, und das läuft hier in Heiden ganz unkompliziert.“

 

Unaufgeregte Inklusion

 

Auf Initiative eines Bewohners kam der Kontakt zustande. Filipe Inacio hat eine schwere geistige Behinderung, er versteht vieles, kann aber kaum sprechen. Daher werde die Gruppe in ihrem Bezirk, den sie abläuft, auch von einer Fachkraft begleitet.

„Die Menschen an den Türen reagieren nicht anders, als wenn da Kinder ständen“, berichtet Dorothe Deckers und meint, „ich schätze diese unaufgeregte Inklusion.“ Es ist eben ganz normal, dass in Heiden auch die Bewohner aus der Wohnstätte Heiden als Sternsinger unterwegs seien. „Die Menschen sind in das Dorfbild integriert, man kennt sich, sie gehen selbstständig einkaufen. Ein Bewohner fährt regelmäßig mit dem Fahrrad zum Gottesdienst“, berichtet Reinhard Busch.

 

Hilfe für indische Kinder steht im Mittelpunkt

 

Eine ähnliche Kooperation gibt es auch zwischen der Kinderheilstätte Nordkirchen und der Kirchengemeinde St. Mauritius Nordkirchen. Offizielle Zahlen, wie viele Menschen mit Behinderung bei der Sternsingeraktion mitmachten, gebe es nicht, sagt Ute Podszuweit vom Kindermissionswerk mit Sitz in Aachen. Aber das gleich eine ganze Gruppe zusammen unterwegs ist, sei schon ziemlich einzigartig.

Für Karin Lammering, Filipe Inacio und Christine Wald ist noch eine Sache bei den Sternsingern ganz wichtig: „Wir sammeln für arme Kinder.“