Themenwoche „Profanierung“, Teil 5: Jessica Barloh untersucht Medienhaus von „Kirche+Leben“

Ist die Umnutzung der Bonifatiuskirche in Münster gelungen?

  • Die Masterarbeit von Jessica Barloh widmet sich der Umnutzung der ehemaligen Bonifatiuskirche in Münster.
  • Ihr Studium der katholischen Theologie und der Bautechnik eröffnet ihr einen differenzierten Blick auf die Entwicklung.
  • Sie möchte dabei emotionale Glaubenshintergründe mit nüchternen Zahlen und Fakten in Verbindung bringen.

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Außergewöhnlich, aber wie gemacht für die Abschlussarbeit ihres Studiums: Jessica Barloh studiert katholische Religion und Bautechnik in Münster. Eine Kombination, die so sicher nicht so häufig zu finden ist. Der 28-Jährigen eröffnet sie aber den Blick auf ein Thema, das sie so von unterschiedlichen Seiten angehen kann. Sie schreibt ihre Master-Arbeit über die Umnutzung von Kirchen. Dabei wird ein Gebäude im Mittelpunkt stehen: die ehemalige Bonifatiuskirche in Münster, heute Heimat der Dialog-Medien und Emmaus-Reisen GmbH und von „Kirche-und-Leben.de“.

„Ich habe mir quasi den Prototyp im Bistum Münster ausgesucht“, sagt sie. „Die Pläne für die Umnutzung dieser Kirche gehörten zu den ersten im Bistum Münster.“ Aus den Gesprächen mit den damals Verantwortlichen, aus Bauplänen, aus Interviews mit Beschäftigten des Verlags und anderen Beteiligten aus der Kirchengemeinde möchte sie ein Bild zeichnen, das zwischen Architektur, Denkmalschutz, religiöser Sensibilität und Praktikabilität in der neuen Nutzung liegt. „Und damit die Kernfragen für alle folgenden Projekte ansprechen.“

Fächerkombination mit persönlicher Geschichte

Ihre Fächerkombination hat eine persönliche Geschichte. Sie ist gelernte Bauzeichnerin – Statik und Fundament sind keine Fremdwörter für sie. Dass sie dazu die katholische Theologie wählte, begründet sie nicht nur in ihrem Glaubenshintergrund, mit ihrem klassischen katholischen Weg in Kindheit und Jugend. „Ich bin jemand, der Dinge gerne hinterfragt“, sagt Barloh. „Warum sind sie so, wie sie sind?“ Das galt auch für ihren Glauben. „Nicht Ja und Amen – ich wollte Religion auf einer anderen Ebene spiegeln – schauen, wo die Ursachen dafür liegen, dass wir so glauben, wie wir glauben.“

Diese Auseinandersetzung war so ganz anders als der Umgang mit Zahlen und Fakten der Bautechnik, sagt sie. „Es hatte auch viel mit den eigenen Emotionen zu tun, mit ganz persönlichen Fragen.“ Eine „Reflexion des eigenen Glaubens“, nennt sie das, die im Theologie-Studium „einfach dazugehört“. Sie überlegt kurz für ein Beispiel. „Die Hiobsbotschaft“, erinnert sie sich dann an ein Seminar für Exegese. „Ich habe nicht wie in der Kirche dagesessen und die Worte konsumiert, sondern mich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt – das hat mein Verständnis für diese Bibelstelle stark verändert.“

Emotional und nüchtern zugleich

Barloh empfindet es als „wunderbare Herausforderung“, diese Emotionalität mit der Nüchternheit technischer Fragen in Verbindung bringen zu können. „Welche Gefühle verbinden Gemeindemitglieder mit dem Kirchenraum und wie kann architektonisch damit umgegangen werden?“, formuliert sie eine mögliche Frage in ihrer Arbeit. „Wie fühlt sich ein Mensch, wenn aus seiner Taufkapelle plötzlich ein Besprechungsraum wird?“

Für sie als Studierende, die sich diesem Thema von zwei Seiten nähern kann, stellt sich dann die Frage, wie sensibel architektonische Pläne mit damit umgehen können. Und wie diese Sensibilität sich auf spätere Nutzbarkeit des Kirchenraums auswirken. Nicht weniger interessant sind dabei auch Denkmalschutz-Vorgaben oder Gebäude-Struktur. Unter anderem plant sie eine Messung zur Schallentwicklung im Kirchenraum. Raumklima und Lichtverhältnisse sind weitere Ansatzpunkte.

Strahlkraft des Projekts Bonifatiuskirche

Barloh ist sich bewusst, dass sie in ihrer Arbeit ein Projekt in den Mittelpunkt rückt, das einen großen Symbolwert im Bistum Münster hat. „Die Auseinandersetzung mit den vielen Fragen einer Umnutzung sollte sicher auch Strahlkraft auf weitere Planungen haben.“ Im Fokus habe sicher auch gestanden, wie sich vom Zweck einer Kirche als Ort der Begegnung und Verkündigung nicht völlig entfernt werden konnte. „Mit einem katholischen Verlagshaus ist das sehr gut gelungen.“ Alle anderen Aspekte dazu wird sie in den kommenden Monaten in Angriff nehmen.

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