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Überwiegend Ablehnung löst das Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare aus. Theologen sehen es nicht auf dem Stand der Wissenschaft, Geistliche kündigen an, es zu ignorieren. Dagegen wies Kurienkardinal Marcello Semeraro den Vorwurf einer Diskriminierung durch das Segnungsverbot zurück.
Überwiegend Ablehnung löst das Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare aus. Dagegen wies Kurienkardinal Marcello Semeraro den Vorwurf einer Diskriminierung durch das Segnungsverbot zurück.
Das gleiche Verbot gelte auch für heterosexuelle Paare außerhalb der Ehe, sagte der Dogmatiker und Präfekt der Heiligsprechungskongregation der Zeitung „Corriere della Sera“. Anders als die staatliche Gesetzgebung sei die Kirche „dem Willen Gottes unterworfen“.
Bischof Ipolt: Homosexuelle segnen, keine Partnerschaften
Semeraro verglich das Thema homosexueller Verbindungen mit der Debatte um Priesterinnen. Es sei „keine Frage des Willens“. Die Kirche sei „an das Wort Gottes“ gebunden und könne „keine Verbindung anerkennen, die von der Heiligen Schrift nicht vorgesehen ist“.
Zustimmung zur vatikanischen Position äußerte der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt. Es gehe Rom „um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakramentes der Ehe“. Homosexuelle könnten einzeln gesegnet werden, nicht aber ihre Partnerschaft.
Generalvikar in Speyer will Vorgabe ignorieren
Mehrere Theologen und Geistliche kritisierten die römische Stellungnahme dagegen scharf. Der Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, kündigte an, die Vorgabe zu ignorieren. Sturm zeigte sich via Facebook „schockiert und fassungslos“. „Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze und so weiter gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein.“
Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer nannte bei Facebook die Argumentation der Glaubenskongregation „unfassbar“. Sprache und Inhalt der Verlautbarung seien „erschreckend“.
Wormser Dompropst geht bei Facebook viral
Pfeffer teilte ein Facebook-Statement des Wormser Dompropstes Tobias Schäfer. „Den Segen Gottes zu spenden, wer immer ihn braucht, erbittet und ersehnt: Das kann und werde ich niemandem verweigern“, heißt es darin. Schäfer nannte es „eine Hybris“, zu glauben, „wir müssten den Segen Gottes schützen, dass er nur ja nicht die ,Falschen' erreicht“.
Nach Ansicht der Theologen Stephan Goertz und Magnus Striet berücksichtigt die Erklärung des Vatikans nicht die aktuellen Entwicklungen der Wissenschaft. „Das Dokument steckt in einer Morallehre fest, die in den fünfziger Jahren formuliert worden ist“, schreiben die Professoren bei „katholisch.de“.
Theologen: Menschen werden dem Lehramt nicht mehr folgen
Die Argumentation zeuge davon, „wie schwer sich Rom immer noch mit dem modernen Freiheitsdenken tut“, so die Theologen. Das werde letztlich dazu führen, dass immer weniger Menschen bereit seien, sich dem Vollmachtsanspruch des Lehramts zu unterwerfen.
Bei Facebook brachten Katholiken ihren Unmut über das Nein zur Segnung homosexueller Paare zum Ausdruck, indem sie ihr Profilbild mit einem Regenbogen-Rahmen versahen.