"Wer hat den Glaubwürdigkeitsverlust zu verantworten?"

Kölner Stadtdechant Kleine: Warum sollte das Erzbistum Umkehr nötig haben?

  • Kritisch hat der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine die Zeit der Besinnung bewertet, die Papst Franziskus nicht nur Kardinal Woelki, sondern auch dem Erzbistum verordnet hat.
  • "Was haben die Gläubigen falsch gemacht? Wer hat den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche zu verantworten?", fragt Kleine auf seiner Facebook-Seite.
  • Er äußerte sich an dem Tag, an dem Woelki in eine Auszeit geht und der Kölner Weihbischof Steinhäuser die Leitung des Erzbistums übernommen hat.

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Kritisch hat der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine die Zeit der Besinnung bewertet, die Papst Franziskus nicht nur Kardinal Rainer Maria Woelki, sondern dem gesamten Erzbistum verordnet hat. Ihm stellten sich da Fragen, schreibt Kleine auf seiner "Facebook"-Seite: "Was haben die Gläubigen falsch gemacht? Wer hat den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche zu verantworten?"

Kleine äußert sich an dem Tag, an dem der Kölner Erzbischof bis Ende März in eine "Auszeit" geht, die ihm Franziskus auf eigenen Wunsch gewährt hat. Das entsprechende Schreiben des Heiligen Stuhls hatte gleichwohl betont, "dass Erzbischof und Erzbistum einer Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und Versöhnung bedürfen". Für diese Zeit hat der Papst den Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischer Administrator mit der Leitung des Erzbistums betraut. Er soll dafür Sorge tragen, "dass sich die ganze Erzdiözese auf einen inneren Weg der Umkehr, der Versöhnung und Erneuerung begibt".

 

"Plötzlich sind auch die Laien gemeint?"

 

Kleine schreibt in seinem Post, zwar wünsche er Steinhäuser dazu Gottes Segen und wolle ihn nach Kräften unterstützen. Der Domdechant beklagt aber, oft werde in der Kirche zwischen "Laien und Klerikern" unterschieden. Leitung sei demnach auf Priester beschränkt. "Jetzt aber besinnt man sich auf das Allgemeine Priestertum und plötzlich sind alle gemeint?"

Der Monsignore, der unter anderem den Eucharistischen Weltkongress 2013 in Köln organisierte, fragt, warum nun "die ganze Erzdiözese" einer gemeinsamen Umkehr bedarf, während sich viele Gläubige von der Kirche "wegkehren". Kleine fragt: "Müssen die Verantwortlichen für die Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise in unserem Erzbistum und in den Diözesen weltweit nicht viel offensiver vor der eigenen Tür kehren?"

 

Fragen über Macht und Amtsverständnis

 

Bereits nach der Entscheidung des Papstes zur Zukunft des Kölner Kardinals sowie der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff hatte sich Kleine kritisch geäußert. Es sei zu kurz gesprungen, zu sagen: "Jetzt haben wir eine gewisse Zeit der Ruhe. Und dann machen wir weiter wie bisher."

Die Verantwortlichen müssten sich verschiedenen Fragen über Macht, das Amtsverständnis und die kirchliche Sexualmoral stellen. "Es gibt Reformbedarf und Gesprächsbedarf, Dialogbedarf", betonte der Stadtdechant. Dabei gehe es nicht um einseitige Entscheidungen: "Wir wollen miteinander auf dem Weg sein."

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