Rückendeckung für deutschen Reformdialog

Kritik am Synodalen Weg: Italienischer Theologe widerspricht dem Papst

  • Kritik an den Worten des Papstes zum Synodalen Weg hat das italienische Theologen-Portal "Settimana News" veröffentlicht.
  • Der Theologe und Ethikprofessor Marcello Neri verteidigt auch die Zusammensetzung des deutschen Reformdialogs.
  • Den Verbotsbrief von drei Kurienkardinälen kritisiert Neri ebenfalls.

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Kritik an den Worten von Papst Franziskus zum Synodalen Weg in Deutschland hat das italienische Theologen-Portal "Settimana News" veröffentlicht. Auf der vom Orden der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) betriebenen Plattform heißt es in einem Beitrag, wenn der Papst den deutschen Synodalen Weg als elitär und nicht wirklich synodal bezeichnet habe, zeuge das aus Sicht der Opfer sexuellen Missbrauchs von völligem Unverständnis für dessen Rolle beim Zustandekommen des Reformdialogs. Autor des Textes ist der italienische Theologe und Ethikprofessor Marcello Neri, er hat im badischen Freiburg promoviert.

Der Synodale Weg versuche, "das perverse Band zwischen Macht und Gewalt, Autorität und Verdunklung, Führung und Verdunklung" zu durchtrennen. Das Projekt stehe in der Pflicht "gegenüber jenem Teil des Volkes Gottes, das die Begegnung mit der Institution Kirche und dem Evangelium als ein unauslöschliches Trauma erlebt hat". Die Kritik des Papstes an diesem Weg erzeuge bei den Opfern neue Verletzungen und verstärke das erlittene Trauma.

"Synodaler Weg durchaus repräsentativ zusammengesetzt"

Neri nimmt auch die Zusammensetzung des deutschen Projekts gegen Kritik des Papstes in Schutz. Es gebe nicht nur ein mögliches Modell, wie das Volk Gottes in einer Synode repräsentiert sein könne.

Die Zusammensetzung des deutschen Wegs sei das Ergebnis der gelebten Geschichte und der Besonderheiten des deutschen Katholizismus. Dieser unterscheide sich zwar von anderen Ortskirchen, dürfe aber keineswegs als nicht repräsentativ für das gesamte Volk Gottes abqualifiziert werden. Der "populäre Eifer von Papst Franziskus" laufe Gefahr, das Volk Gottes in Deutschland zu verkennen, das sich in einem bestimmten Kontext des zeitgenössischen Katholizismus herausgebildet habe, so Neri.

Kritik auch an Verbotsbrief der Kardinäle

Der Autor kritisiert auch den jüngsten Brief der Kurienkardinäle Marc Ouellet, Pietro Parolin und Luis Ladaria an die deutschen Bischöfe. Weder das Kirchenrecht noch die Dogmatik verbiete es einem Bischof oder einer Bischofskonferenz, die eigenen Entscheidungen an das Votum von Beratungsorganen zu binden. Ihre Autorität werde nicht dadurch verletzt oder begrenzt, da ja die Entscheidung zu dieser Bindung genau aus dieser Autorität abgeleitet sei.

Neri warnt, der Vatikan mit seiner "desaströsen Kommunikation" in dieser Sache schwäche die Kirche in Deutschland weiter, die in der Gesellschaft ohnehin schon an Boden verloren habe. Ihre Glaubwürdigkeit sei, vor allem als Folge des Missbrauchsskandals, jetzt schon auf einem historischen Tiefpunkt.

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