Wolfgang Picken fehlt Offenheit in Debatten

Vor Finale beim Synodalen Weg: Bonner Stadtdechant legt Mandat nieder

  • Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken hat die Mitarbeit beim Synodalen Weg beendet.
  • Ihm fehle die Offenheit bei den bisherigen Debatten.
  • Die vorerst letzte Synodalversammlung findet vom 9. bis 11. März statt.

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Vor der vorerst letzten Etappe beim kirchlichen Reformprojekt Synodaler Weg steigt die Spannung. Mit dem Bonner Stadtdechanten Wolfgang Picken kündigte am Sonntag ein fünftes Mitglied der Synodalversammlung an, sein Mandat niederzulegen. Die aus rund 230 Teilnehmern bestehende Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Wegs. Das nächste und vorerst letzte Treffen findet vom 9. bis 11. März in Frankfurt statt.

Picken, der in Präsenz bislang lediglich an einer Synodalversammlung teilnahm, beklagte eine fehlende Offenheit der Debatten bei dem 2019 gestarteten Projekt. Zudem könne er zahlreiche Reformvorschläge, „die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgeben“, nicht mittragen. Weiter kritisierte Picken, dass kritische Anmerkungen aus dem Vatikan oder von anerkannten Theologen nicht angemessen gewürdigt worden seien.

Werden Teilnehmer nachnominiert?

Vor Picken hatten bereits die Theologinnen Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Marianne Schlosser sowie Dorothea Schmidt von der Gruppe Maria 1.0 ihre Teilnahme am Synodalen Weg demonstrativ beendet. Sie werden wie Picken dem eher konservativen Spektrum zugerechnet. Laut Satzung könnten für die ausgeschiedenen Synodalen neue Teilnehmer nachnominiert werden.

Unterdessen bekräftigten die Bischöfe von Regensburg und Eichstätt, Rudolf Voderholzer und Gregor Maria Hanke, Vorbehalte gegenüber dem Kurs des Synodalen Weges. Ähnlich wie Picken bemängelte Voderholzer gegenüber der Mediengruppe Bayern (Montag), dass Eingaben aus dem Vatikan größtenteils ignoriert würden.

Hanke: Synodalversammlungen gleichen Parteitag

Hanke sagte, man müsse „über die Erfahrungen mit Kirche, über ihre Gaben und Mängel“ sprechen, „ohne einander zu verletzen“. Das gehöre auch zu den Grundanliegen des Synodalen Weges, „ist uns aber aus meiner Sicht bislang noch nicht wirklich geglückt“. Manche Phasen der Synodalversammlungen habe er „eher wie einen Parteitag“ empfunden.

Voderholzer und Hanke gehören zu einer Gruppe von Bischöfen, die sich vor einigen Monaten an den Vatikan wandten, um zu klären, ob sie verpflichtet seien, in einem neuen Gremium mitzuarbeiten, das künftig die Beratungen zwischen Bischöfen und Laien verstetigen soll. Geplant ist, zunächst einen „Synodalen Ausschuss“ einzurichten, der Vorarbeiten für einen dauerhaften „Synodalen Rat“ leistet.

Vatikan will Synodalen Rat verhindern

Mitte Januar versuchte der Vatikan, diesen Bestrebungen einen Riegel vorzuschieben. Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, einen Synodalen Rat einzurichten. Ein solches Gremium beschneide die Autorität der Bischöfe. Deutsche Bischöfe seien zudem nicht zur Teilnahme an einem Synodalen Ausschuss verpflichtet.

Für die Gruppe Maria 1.0 ist der Synodale Weg damit an ein Ende angelangt. Stattdessen stehe die „Gefahr einer wiederholten Kirchenspaltung aus Deutschland“ im Raum, so Sprecherin Clara Steinbrecher. Deswegen müssten nun die Bischöfe ein Zeichen setzen „und in Freimut und Wahrheit die Stimme erheben“.

Bischöfe treffen sich in Dresden

Am Montag beginnt in Dresden die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Dabei werden die Bischöfe auch über den Synodalen Weg beraten. Der Aachener Bischof Helmut bat am Wochenende in seinem Fastenhirtenbrief um Vertrauen in die Entscheidungen der Initiative. Zugleich betonte er: „Die Kirche darf nicht stehen bleiben, aber sie darf auch nicht unter Druck und Zwang geraten und sich dabei spalten in Gewinner und Verlierer.“

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellte sich hinter den Synodalen Weg. Die Einheit der Kirche sei ein „hohes Gut“, schreibt Marx in seinem Fastenhirtenbrief. „Aber sie bedeutet nicht Einheitlichkeit oder Uniformität und auch nicht, bestimmte Sätze und Bekenntnisse einfach nur zu proklamieren, ohne sich mit der Welt von heute und den Fragen der Menschen auseinanderzusetzen.“

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