Chefredakteur Markus Nolte zur Vollversammlung der Deutschen Bischöfe

Bischöfe unter Druck: Kann der Synodale Weg noch zum Erfolg werden?

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Die katholische Kirche in Deutschland steht unter Druck. Mehrere Synodale beenden ihre Mitarbeit, die vorerst letzte Synodalversammlung soll Ergebnisse liefern. Vor diesem Hintergrund findet die Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Dresden statt – eine Einordnung von Chefredakteur Markus Nolte.

Die Kulisse könnte herrlicher kaum sein: Museum Albertinum, Brühlsche Terrassen, Frauenkirche, Residenzschloss, katholische Kathedrale, Semperoper, Zwinger – angesichts solcher barocken Pracht und prächtiger Kultur trägt Dresden zweifellos zurecht den Namen Elbflorenz. Doch toskanische Leichtigkeit dürfte die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in diesen Tagen weniger prägen als eine mächtige Kaltfront aus Rom, die auch hinter den Fassaden für ordentlich Zug sorgen dürfte.

Das Treffen der Diözesan- und Weihbischöfe der 27 deutschen Bistümer ist einmal mehr eines unter massivem Druck. Zudem soll eine Woche später in Frankfurt das große Reformprojekt Synodaler Weg zum Abschluss gebracht werden – mit einer Tagesordnung randvoll brisanter Themen, die in zweiter, also voraussichtlich finaler Lesung behandelt werden.

Viele Themen unter Bischöfen höchst umstritten

Da wird es um die Beteiligung von Laien nicht nur an Beratungen, sondern auch an Entscheidungen gehen, ebenso um den Zölibat, Weiheämter für Frauen, Laienpredigt, Segensfeiern auch für homosexuelle Paare und um den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt. Jedes einzelne dieser Themen ist unter den Bischöfen höchst umstritten – während Reformen in diesen Punkten bei wohl den meisten Laien-Delegierten der Synodalversammlung unverhandelbar sind, soll der Synodale Weg ein Erfolg werden.

Kleine Rückblende: Bei der jüngsten Synodalversammlung im September 2022 hatte es einen Eklat gegeben, als der Grundtext über eine Reform der Sexualmoral an der Sperrminorität der Bischöfe scheiterte. Auch wenn der Schock darüber bis in deren eigene Reihen reichte und es nach mehreren internen Krisenrunden bei dieser einen Ablehnung blieb – die Nervosität dürfte angesichts der Frankfurter Tagesordnung erneut hoch sein.

Fünf Synodale beenden ihre Mitarbeit

Erst vergangene Woche hatten vier Frauen aus dem deutlich konservativen Spektrum ihren Rückzug vom Synodalen Weg verkündet: Die Professorinnen Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Marianne Schlosser sowie Dorothea ­Schmidt („Maria 1.0“) legten ihr Mandat nieder. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken, auch er eher ein Konservativer, zog am Wochenende nach.

Die vier Frauen beklagten in einer Erklärung eine ihrer Ansicht nach weitere Entfernung der katholischen Kirche in Deutschland von der Weltkirche und von der kirchlichen Lehre. Überdies würden „wiederholt Interventionen und Klarstellungen von Seiten vatikanischer Stellen und des Papstes“ ignoriert.

Vatikan erteilt Synodalem Rat Absage

Für diese „Klarstellungen“ hatten Anfang des Jahres fünf Bischöfe aus dem konservativen Spektrum gesorgt. Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Bertram Meier (Augsburg), Stefan Oster (Passau) und Rainer Maria Woelki (Köln) hatten in einem nicht mit ihren deutschen Mitbrüdern abgesprochenen Brief vom Vatikan wissen wollen, ob sie verpflichtet seien, an einem Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten, den der Synodale Weg beschlossen hatte. Das hatte Rom mit päpstlicher Anordnung verneint und überdies sämtliche Bestrebungen verboten, ein solches Gremium aus Bischöfen und Laien auf Bundesebene einzurichten.

Ob dieses Vorgehen einzelner Bischöfe in der Vollversammlung in Dresden thematisiert wird, ist fraglich. Fakt ist, dass ein Synodaler Ausschuss – oder später ein entsprechender Rat – in Frankfurt zur Abstimmung steht. Wie werden sich die Bischöfe dann verhalten? Nach dem Abstimmungs-Desaster im Herbst dürfte geboten sein, ein solches Fiasko bereits im Vorfeld – in Dresden – zu verhindern. Doch ob das gelingt?

Vatikan erhöht Druck auf Synodalen Weg

Schließlich hat der Vatikan in der Zwischenzeit mächtig den Druck erhöht. Beim Ad-Limina-Besuch hatten Kurienverantwortliche wie Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer (Glaubenslehre) und Marc Ouellet (damals noch Chef der Bischofsbehörde) massive Kritik am deutschen Reformprojekt geäußert und sogar einen zeitweisen Stopp gefordert. Das hatten die deutschen Bischöfe gleichwohl abgelehnt.

Vor wenigen Wochen dann sorgte Papst Franziskus selbst für Irritationen, als er in einem Interview dem Synodalen Weg attestierte, von einer Elite veranstaltet zu werden, nicht aber vom Volk Gottes. Bischof Georg Bätzing wies Form und Inhalt ungewöhnlich deutlich zurück: „Diese Art, Kirchenführung durch Interviews wahrzunehmen, halte ich für äußerst fragwürdig“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Synodaler Weg auch bei Weltsynode Thema

Eine neue Erfahrung zwischen dem Vatikan einerseits und den Synodalversammlungen hierzulande kommt hinzu: das europäische Treffen der Delegierten im Zug des weltweiten synodalen Prozesses, den der Papst angestoßen hat.

Auch bei dieser Beratung von knapp 600 Delegierten aus 39 Ländern war der deutsche Weg mit seinen Anliegen immer wieder Thema, die Vorbehalte allerdings ebenso. Die Methode dort: Texte hören, sie aber nicht diskutieren – sondern alle halbe Stunde geistlich vertiefen.

Glanzstück nicht zu erwarten

Und schließlich kommt Druck von vorn nach Dresden: Der Synodale Weg soll am 11. März in Frankfurt abgeschlossen werden. Initiiert worden war er nach einstimmigem Beschluss der Bischofskonferenz als Reaktion auf die bundesweite MHG-Missbrauchsstudie.

Ob er ein Erfolg wird und was diesen Erfolg auszeichnet, hängt auch von der Vollversammlung der Bischöfe ab. Soviel ist klar: Ein Glanzstück ist nicht zu erwarten. Daran ändert auch die prächtige Kulisse von Elbflorenz nichts.

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