Schlusspunkt des Besuchs der Bischofskonferenz im Vatikan

Mehr als vier Stunden: Deutsche Bischöfe und Kurie beraten ohne Papst

  • Die deutschen katholischen Bischöfe und die Leiter wichtiger Vatikanbehörden haben mehr als vier Stunden lang über aktuelle kirchliche Themen gesprochen.
  • An dem ungewöhnlich langen Treffen nahmen unter anderen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Leiter der Dikasterien für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria, und für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, teil.
  • Papst Franziskus, den die Bischöfe am Vortag getroffen hatten, war nicht erneut dabei.

Anzeige

Die deutschen katholischen Bischöfe und die Leiter wichtiger Vatikanbehörden haben am Freitag mehr als vier Stunden lang über aktuelle kirchenpolitische, kirchenrechtliche und theologische Themen gesprochen. An dem ungewöhnlich langen Treffen im großen Hörsaal der Augustiner-Hochschule unmittelbar neben dem Petersplatz nahmen unter anderen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Leiter der Dikasterien für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria, und für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, teil.

Parolin moderierte die Veranstaltung. Mit Papst Franziskus hatten sich die Bischöfe bereits am Vortag in einer zweistündigen Begegnung ausgetauscht. Der Papst nahm an dem Gespräch am Freitag nicht teil, obwohl dies zunächst erwartet worden war.

Reformprozess weltweit und in Deutschland

Das Gespräch stand am Ende eines turnusmäßigen Besuchs der Deutschen Bischofskonferenz im Vatikan. Er stand im Zeichen der unterschiedlichen Bemühungen um eine Reform der katholischen Kirche. Diese wurden von Papst Franziskus zu Beginn seines Pontifikats und auch mit dem Start eines weltweiten synodalen Prozesses angestoßen.

In Deutschland haben sie, beschleunigt durch eine tiefgreifende Krise des Vertrauens in die kirchliche Hierarchie, zum Reformprojekt "Synodaler Weg" geführt. Dessen Vollversammlungen fordern weitreichende Veränderungen in Struktur und Lehre der katholischen Lehre.

Zunächst keine Angaben zu Themen des Gesprächs

Im weltweiten synodalen Prozess hat Franziskus eine Debatte darüber angestoßen, wie die Kirche allen Mitgliedern neue Wege der Mitsprache und Mitwirkung ermöglichen kann. Zudem hat der Papst begonnen, die vatikanische Kurie von einer Leitungszentrale in einen Ort des Hörens und des gemeinsamen Beratens mit den Ortskirchen umzuwandeln.

Die mehrstündige Debatte am Freitag war eine Bewährungsprobe für die neue Rolle der Kurie, aber auch für die deutschen Bischöfe. Sie waren erstmals mit den Reformforderungen des Synodalen Wegs im Gepäck nach Rom gekommen. Über die Themen der Beratung wurde zunächst nichts mitgeteilt. Beobachter gehen davon aus, dass unter anderem Forderungen nach Weiheämtern für Frauen, nach mehr demokratischer Beteiligung bei den Bischofswahlen sowie nach einer neuen Ehe-Lehre und Sexualmoral zur Sprache kamen.

Wo Probleme liegen könnten

Gegen eine grundlegende Änderung bei Bischofswahlen gibt es vor allem im Staatssekretariat schwere Bedenken, weil dies die historisch bestehenden Konkordate des Heiligen Stuhls mit den deutschen Ländern in Frage stellen würde. Aus der Bischofsbehörde war in den vergangenen Monaten zu hören, dass der Beschluss des Synodalen Wegs, ein aus Bischöfen und Nichtklerikern bestehendes Leitungsgremium für die katholische Kirche in Deutschland zu errichten, mit dem Kirchenrecht und der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche nicht vereinbar sei. Gegen eine veränderte Lehre zur menschlichen Geschlechtlichkeit, wie sie der Synodale Weg mehrheitlich vorschlägt, hatte vor dem Treffen in Rom vor allem die vatikanische Glaubensbehörde Einwände geltend gemacht.

Anzeige