Unterstützerkreis aus Westfalen hilft mit Spenden und Muskelkraft

Medizin für alle: Unfallchirurg baut Krankenhaus in seiner Heimat Ghana

  • Ein Unterstützerkreis aus dem Münsterland, dem Sauerland und dem nördlichen Ruhrgebiet ermöglicht in der Nähe von Accra, der Hauptstadt Ghanas, den Bau eines Krankenhauses nach europäischem Standard.
  • Kein Kind, das jünger als fünf Jahre alt ist, soll in diesem Krankenhaus abgewiesen werden, weil das Geld für eine medizinische Behandlung fehlt.
  • Ideengeber ist der Dortmunder Unfallchirurg und Orthopäde Dr. Samuel Okae, der nach Fertigstellung der Klinik nach Ghana zurückkehren wird.

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Ein großes Projekt nimmt Gestalt an und steht kurz vor der Vollendung: In einem Vorort von Accra, der Hauptstadt von Ghana, entsteht ein neues Krankenhaus, das einen hohen medizinischen Standard haben wird. Fast fertig ist der Innenausbau des Hauptgebäudes, das fast 4.000 Quadratmeter groß ist und mehr als 130 Betten bieten wird. Das Nebengebäude mit den OP-Sälen und Behandlungsräumen hat eine Fläche von 2.400 Quadratmeter.

Möglich macht den Bau der Verein „Hilfe für Krankenhausbau und Nothilfe Ghana“. Die meisten Mitglieder kommen aus dem Münsterland, dem Sauerland und nördlichen Ruhrgebiet. Engagiert ist auch ein Helferkreis in Lünen.

Kostenlose Behandlungen für Kinder

„Das Besondere soll sein, dass im Krankenhaus Kinder, die jünger als fünf Jahre alt sind und deren Eltern sich keine medizinische Behandlung leisten können, eine kostenlose medizinische Versorgung erhalten“, sagt Bernd Honermann. Das Kirchenvorstandsmitglied aus Lünen gehört zum Unterstützerkreis, der seit einigen Jahren Geld und Sachspenden für das Projekt sammelt.

Initiator und Ideengeber ist der Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, Dr. Samuel Okae. Der in Tamale in Ghana geborene Okae studierte in Berlin Medizin und arbeitet heute in Dortmund.

Nach dem Prinzip der „Solidaritätsmedizin“

„Immer noch sterben in Ghana viele Frauen und Kinder bei der Geburt. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sterben an Erkrankungen, die beim Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung nicht zwangsläufig zum Tod führen müssten“, erklärt Okae die Situation in seinem Heimatland.

In Ghana würden immer noch viele Kinder an Malaria sterben. Dies sei die häufigste Todesursache im Land. Nach dem Prinzip der „Solidaritätsmedizin“ wolle er dagegen vorgehen. Im Krankenhaus sollen deshalb auch „reiche Ghanaer“ behandelt werden, um mit den Einnahmen die kostenlosen Behandlungen zu ermöglichen.

Krankenhaus ist ein Millionenprojekt

Eine Gruppe aus Lünen unterstützt das Ghana-Projekt und will weitere Container mit Sachspenden auf den Weg bringen (von links): Heinz Rodegro, Hans Georg Griewel, Petra Griewel, Bernd Honermann, Matthias Beckmann und Hans-Georg Schlienkamp. | Foto: Johannes Bernard
Eine Gruppe aus Lünen unterstützt das Ghana-Projekt und will weitere Container mit Sachspenden auf den Weg bringen (von links): Heinz Rodegro, Hans Georg Griewel, Petra Griewel, Bernd Honermann, Matthias Beckmann und Hans-Georg Schlienkamp. | Foto: Johannes Bernard

Der 42-jährige Okae kaufte vor zehn Jahren ein Grundstück in der Nähe von Accra, um seinen „Traum“ von einem neuen Krankenhaus Wirklichkeit werden zu lassen. Derzeit ist der Innenausbau des Gebäudes in vollem Gang. Dass der Bau so weit fortgeschritten ist, ist dem 2016 gegründeten Verein „Hilfe für Krankenhausbau in Ghana“ zu verdanken, der schon viele Geld- und Sachspenden gesammelt hat.

„Das Krankenhaus wird etwa zwei Millionen Euro kosten“, schätzt Bernd Honermann. So viel Geld müsse gesammelt werden. Der größte Geldgeber sei Samuel Okae selbst, der bereits 400.000 Euro in das Projekt gesteckt hat und nach Fertigstellung der Klinik nach Ghana zurückkehren wird.

Handwerker und Firmen unterstützen Projekt

Jedes Jahr verbringt Okae einen Teil seines Urlaubs in Ghana, um selber anzupacken und den Bau voranzutreiben. Aber nicht nur er hilft tatkräftig mit. Fliesenleger aus dem Sauerland und Malermeister aus dem Münsterland haben sich auf den Weg gemacht, um uneigennützig die Handwerkerarbeiten zu unterstützen und auf diese Weise Geld zu sparen.

Viele Materialspenden kommen hinzu: Die Firma Brillux aus Münster beispielsweise spendete die Farben, die Firma Linnenbecker 90 Tonnen Fliesen, die Firma ter Hürne die Vinylböden. Medizinisches Material und Krankenhauswäsche in größeren Mengen haben das St.-Josef-Stift in Sendenhorst und die Christophorus-Kliniken in Coesfeld gegeben.

Container warten auf Verschiffung

Weitere Informationen über die medizinische Versorgung in Ghana und zum Projekt gibt es unter www.krankenhaus-ghana.com.

Drei große Container, prall gefüllt mit Baumaterialien und medizinischen Untersuchungsgeräten, warten derzeit auf die Verschiffung nach Ghana. Honermann gibt zu, dass momentan die finanziellen Mittel des Vereins kaum noch ausreichen, um weitere Container mit Hilfslieferungen verschiffen zu können.

„Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie behindern leider auch unser Projekt auf vielen Ebenen. Zuerst stauten sich in China viele Containerschiffe, inzwischen sind alle größeren Häfen weltweit betroffen. Dadurch fließen keine leeren Container in den Transportkreislauf zurück, die auch wir für den Seeweg nach Ghana benötigen“, sagt Honermann.

Sichere Stromversorgung

So soll das Krankenhaus bei Fertigstellung aussehen. | Grafik: pd
So soll das Krankenhaus bei Fertigstellung aussehen. | Grafik: pd

Hinzu kämen die gestiegenen Kosten, ergänzt Petra Griewel vom Unterstützerkreis: „Die Verschiffung kostet jedes Mal 15.000 Euro. Das ist eine Menge Geld, das wir erst wieder sammeln müssen.“

Zudem steht die Anschaffung einer Photovoltaikanlage an: „Da die Stromversorgung in Accra nicht durchgängig gesichert ist, braucht das Krankenhaus diese Anlage. Hierfür suchen wir Experten und Sponsoren“, sagt Griewel.

Anerkennung vom Gesundheitsminister

Seine Anerkennung für den Krankenhausbau hat bereits der ghanaische Gesundheitsminister Kwaku Agyeman-Manu ausgesprochen. In einem Brief teilte er mit: „Wir schätzen die wichtige Rolle von gemeinnützigen Organisationen, die die Lücken in unserer Gesundheitsinfrastruktur überbrücken, und sind dankbar für jede Spende, die hilft, das Projekt zu realisieren.“

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