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Nachbarschaft – vielerorts bedeutet das: Menschen, die sich kennen und grüßen, ab und zu miteinander feiern und sich vielleicht auch mal mit einem Ei oder einer Tasse Mehl aushelfen. Bei sieben Familien am „Poggenschlatt“ im oldenburgischen Emstek reicht Nachbarschaftshilfe aber weit darüber hinaus – bis nach Afrika.
„Man sitzt zusammen, trinkt noch ein Bier und fängt an zu spinnen.“ Ludger Hüsing erinnert sich noch, wie die Idee mit dem Hilfsprojekt aufkam, nach der jährlichen Tannenbaumaktion. Darum kümmert sich im Gebiet der der Straße „Poggenschlatt“ im Emsteker Ortsteil Bühren (Kreis Cloppenburg) traditionell ein Trupp von acht Männern aus der Nachbarschaft.
Olaf Arlinghaus hatte sie dafür zusammentrommelt. „Manni“, „Andi“, „Otto“ und noch ein paar andere, insgesamt acht. Zwei Bankangestellte, ein Verwaltungsangestellter, ein Feuerwehrmann, ein Polizeibeamter, ein Koch, ein Landschaftsgärtner, ein Lkw-Fahrer. Damals, vor mehr als 20 Jahren, noch die einzigen an der Straße, die „Poggenschlatt-Nachbarschaft“.
Die Idee entstand nach einer Tannenbaumaktion in Bühren
In einem Dorf in Malawi hat „Poggenschlatt hilft“ ein Brunnenprojekt finanziert. Dort hängt jetzt eine Hinweistafel auf die Helfer. | Foto: privat
An einem Abend nach dem Abholen der ausgedienten Weihnachtsbäume gegen eine kleine Spende kamen sie also ins „Spinnen“ und fragten sich: „Können wir nicht auch ein Hilfsprojekt für Kinder Beine stellen? Vielleicht mit einem Teil des Erlöses der Aktion?“
Nachdem der Pfarreirat zugestimmt hatte, kann Jahr für Jahr abwechselnd ein anderes der fünf Tannenbaum-Teams im Ort entscheiden, wohin jeweils ein Drittel des Gesamterlöses fließen soll, jeweils 500 bis 700 Euro.
Der Einsatz gilt derzeit dem Malawi-Verein Visbek
Olaf Arlinghaus ist Kassierer von „Poggenschlatt hilft“. | Foto: Michael Rottmann
Olaf Arlinghaus lenkte damals den Blick auf den Malawi-Verein im benachbarten Visbek. „Ich wusste, dass deren Spenden in die von Ordensschwestern geleiteten Einrichtungen in Afrika eins zu eins vor Ort ankommen“, sagt er. Der Verein vermittelt auch Patenschaften für Schulkinder. Das überzeigte die Poggenschlatter. „Wir haben 2014 mit einem Patenkind angefangen“, sagt Ludger Hüsing. „Wir wussten ja nicht, ob wir das langfristig stemmen können.“
Doch was klein anfing, ist mittlerweile zu einem Projekt angewachsen, das unter dem Namen „Poggenschlatt hilft“ einen festen Platz im Ortsleben hat. Auch, weil die Nachbarn für ihr Anliegen kräftig die Werbetrommel rührten, zum Beispiel mit einer „Benefizgala“ oder einem Bier- und Bratwurststand am 1. Mai.
Derzeit werden über „Poggenschlatt hilft“ 43 Kinder unterstützt
Ludger Hüsing ist Vorsitzender von „Poggenschlatt hilft“ im Emsteker Ortsteil Bühren. | Foto: Michael Rottmann
„Jeder kann sich beteiligen“, sagt Kassierer Olaf Arlinghaus. Mit zehn Euro im Monat ist man dabei. Fast 50 Spender zählt er derzeit. Und diejenigen, die über „Poggenschlatt hilft“ im Rahmen des Malawi-Vereins eine Patenschaft für ein Kind in Afrika übernommen haben – und 120 Euro im Jahr überweisen. Derzeit für 43 Kinder.
Dazu kommen weitere Projekte, über die die Männer um den Vorsitzenden Ludger Hüsing je nach Spendenaufkommen entscheiden. 2017 ein neuer Brunnen zum Beispiel oder 2018 der Bau eines Zauns gegen wilde Tiere. Projekte, die zum Beispiel auch durch Aktionen des örtlichen Sportvereins BV Bühren oder der Bührener KFD möglich wurden.
Es muss nicht ewig der Malawi-Verein bleiben
Derzeit unterstützt „Poggenschlatt hilft“ das Malawi-Projekt. Auf ewig festgelegt hat sich die Nachbarschaft damit aber nicht, betonen Ludger Hüsing und Olaf Arlinghaus. Wichtig bleibe aber: Es geht um Hilfe für bedürftige Kinder.