Die Basis und die Kirchen-Krise (1): Aktionen im Oldenburger Land

Beten und demonstrieren – so verarbeiten KFD-Frauen ihren Kirchen-Frust

Anzeige

Sie gehören zu den Säulen des Lebens in den Pfarreien: Frauengemeinschaften. Aber auch in ihnen gärt mittlerweile der Frust über die Kirchenkrise. Die oldenburgische KFD will diesem wachsenden Druck mit der Aktion „Nach(t)gebete“ ein Ventil geben. In Emstek bei Cloppenburg hat Änne Wedemeyer die Aktion vorbereitet. Weil auch sie wütend ist.

„Ich bin einfach sprachlos über all das“, sagt Änne Wedemeyer und meint die Dinge, die in den letzten Monaten und Jahren ans Tageslicht gekommen sind. „Die Geschichten über Missbrauch und auch, wie Papst Benedikt reagiert hat.“

Auch in der Heimatgemeinde der 58-Jährigen in Emstek (Kreis Cloppenburg) haben die Ereignisse bei vielen Gemeindemitgliedern eine tiefe Vertrauenskrise ausgelöst. Die gelernte Krankenschwester und Sprecherin der 230 Mitglieder starken örtlichen Frauengemeinschaft ist - wie die anderen Frauen im Führungskreis der St.-Margaretha-Pfarrei - immer noch schockiert, wie es dazu kommen konnte, dass der emeritierte Papst seine Aussage revidieren musste. „Das hat uns sowas von getroffen.“

Änne Wedemeyer sorgt sich auch um Jugendliche

Das erschütterte Vertrauen schmerzt sie. Es ist für sie deshalb nicht einfach, darüber zu sprechen. „Wenn ich über das Thema rede, steckt mir ein Kloß im Hals“, sagt Änne Wedemeyer. Sie weiß schon länger, „wie es sich anfühlt, wenn man belächelt wird, weil man noch regelmäßig zur Kirche geht“. Und dann so etwas!

Die KFD-Sprecherin denkt dabei auch an Kinder und Jugendliche und an den Eindruck, den all die Berichte und Enthüllungen gerade auf sie machen. Manche würde der Kirche wohl den Rücken kehren. „Die sagen: Dieses System kann ich nicht länger unterstützen. Und das kann ich gut verstehen. Auch, wenn es weh tut.“

Synodaler Weg gibt ihr Hoffnung

Änne Wedemeyer ist KFD-Sprecherin in Emstek (Kreis Cloppenburg) und hatte das „Nach(t)gebet“ vor der St.-Margaretha-Kirche mitorganisiert. | Foto: privat
Änne Wedemeyer ist KFD-Sprecherin in Emstek. | Foto: privat

Doch trotz aller Verzweiflung - ihre Hoffnung haben die Frauen der KFD nicht endgültig verloren, sondern nach Wegen gesucht, wie sie Zeichen setzen können. Immerhin, so sagt Änne Wedemeyer, gebe es ja den Synodalen Weg. „Und was ich bisher davon gehört habe, das stimmt mich positiv.“

Deshalb hatten die Emsteker Frauen gemeinsam mit denen aus den Gemeindeteilen Halen und Höltinghausen am vergangenen Freitag alle Interessierten, also Männer und Frauen, zu einem „Nach(t)Gebet“ vor der St.-Margaretha-Kirche eingeladen. Insgesamt rund 80 Männer und Frauen stellten dabei Lichter vor der Kirche auf.

Zum Emsteker Nach(t)gebet kamen rund 80 Frauen und Männer

Änne Wedemeyer wertet diesen Zuspruch in ihrem Dorf als „tollen Erfolg“. „Es sollte ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern sein, aber auch ein Zeichen der Hoffnung“, sagt sie, „verbunden mit dem Wunsch, dass die Situation in unserer Kirche sich bessert“.

Die Emsteker Aktion ist Teil einer regionalen Aktion des oldenburgischen KFD-Landesverbands, mit der noch weitere KFD-Gruppen der Region den Synodalen Weg unterstützen wollen. „Wir setzen damit die Aktion ,MachtLichtan‘ des KFD-Diözesanverbands fort“, erklärt Offizialats-Frauenreferentin Mechtild Pille. „Weil wir uns als Frauen die Kirche nicht madig machen lassen wollen.“ Es sei der KFD wichtig gewesen, den Frauen ein Ventil zu geben. „Denn auf jeder Landesversammlung haben Frauen gesagt: Jetzt reicht es wirklich.“

Pandemie verhindert Frauen-Demo durch Innenstadt

Marianne Haak gehört zu einer KFD-Gruppe in der Stadt Oldenburg und wollte am kommenden Wochenende zu einer Demo durch die Innenstadt aufrufen. Die wurde jedoch wegen der Pandemie nicht von der Stadtverwaltung genehmigt. | Foto: privat
Marianne Haak gehört zu einer KFD-Gruppe in der Stadt Oldenburg. | Foto: privat

So war das „Nach(t)Gebet“ in Emstek nicht das einzige. Zu ähnlichen Aktionen hatten KFD-Gruppen in Altenoythe (Kreis Cloppenburg) und Steinfeld (Kreis Vechta) eingeladen. In Cloppenburg soll eine ähnliche Veranstaltung stattfinden am Freitag, 18. Februar, um 19.30 in der St.-Josef-Kirche.

In der Stadt Oldenburg wollten Frauen eines Arbeitskreises im Rahmen der KFD-Aktion ihre Forderungen am Samstag, 19. Februar bei einer Demonstration deutlich machen. Diese Aktion seit aber pandemiebedingt von der Stadtverwaltung nicht genehmigt worden, sagt Rosemarie Deckarm, eine der Sprecherinnen der Gruppe, auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“.

„Wir wollten am Samstag mit sieben Frauen mit ,Wir-sind-Kirche'-Plakaten durch die Innenstadt ziehen“, erläutert Marianne Haak aus dem Arbeitskreis. „Auf den Plakaten sollte auch stehen, was sich unserer Meinung nach an der Kirche ändern muss.“ Eine Route hatten die Frauen auch schon vorbereitet. „Vielleicht können wir unsere Aktion ja in einigen Wochen nachholen“, sagt die pensionierte Lehrerin.

Anzeige