Interesse an Veranstaltung in Stadtlohn nur gering

Missbrauchsbeauftragter Frings: Bistum öffnet für Studie Geheimarchiv

  • Über den Stand der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Raum der katholischen Kirche informierte im Kreisdekanat Borken der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings.
  • Die im Frühjahr 2022 erwartete Vorstellung der Missbrauchs-Studie im Bistum Münster sei unabhängig und werde auf keinen Fall zensiert, versicherte Frings.
  • Interesse an der Veranstaltung über Kindesmissbrauch ist gering.

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„Die Studie über den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster ist unabhängig. Für die Wissenschaftler gibt es keine Vorgaben, wenn sie im Frühjahr 2022 ihre Ergebnisse vorstellen“, sagte der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, im Rahmen einer Informationsveranstaltung für kirchliche Mitarbeitende im Kreisdekanat Borken, die in Stadtlohn stattgefunden hat.

Frings nahm Bezug auf die kontroversen Diskussionen um die Missbrauchsstudien im Erzbistum Köln, die in den Medien ein verheerendes Echo hervorgerufen hätten. „Das wird es im Bistum Münster nicht geben. Das Forscherteam arbeitet im Auftrag der Universität Münster und eben nicht für das Bistum. Die Bistumsleitung wird die Studie nicht vorher zu lesen bekommen. Sie will es auch gar nicht“, erläuterte Frings. Er arbeitet seit zwei Jahren als unabhängiger Jurist für das Bistum an der Aufarbeitung des Missbrauchs.

 

Keine Vertuschung, keine Zensur

 

Seit September 2019 erforscht ein unabhängiges Team um den Historiker Thomas Großbölting im Auftrag der Universität Münster die Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese seit 1945. Die Studie geht den Fragen nach: Wer waren die Täter? Was wurde vertuscht? Wer wusste was? Welche strukturellen Momente begünstigten die Missbrauchsfälle? Wie reagierten Verantwortliche? Gab es Reaktionen in den Gemeinden?

Die Initiative für die Studie ging vom Bistum Münster aus, das dafür rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Ein Beirat begleite die Forschung, die Beachtung wissenschaftlicher und juristischer Standards sowie die Zusammenarbeit von Bistum und Universität, informierte Frings.

 

Zugang zum Geheimarchiv

 

Auch Vertreter von Betroffenen seien vertreten. „Man könnte meinen: Weil das Bistum Geld für die Forschung gegeben hat, komme ein Gefälligkeitsgutachten heraus. Dem ist nicht so. Die Wissenschaftler arbeiten für die Universität und nicht für die Kirche“, stellt Frings klar.

Die Historiker hätten ungehinderten Zugang zu allen Akten, zu laufenden Untersuchungen und zu den Beständen des Bistumsarchivs. Auch das bischöfliche Geheimarchiv stehe ihnen offen. „Ebenso werden die Verfahren zur Aufarbeitung in den letzten Jahren und damit auch meine Arbeit einer Prüfung und Bewertung unterzogen“, sagte Frings.

 

Der Wille der Betroffenen zählt

 

Der Interventionsbeauftrage berichtete von seiner Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, mit den Ermittlungsbehörden und den Betroffenen. Alles, war er in die Wege leite, geschehe ausschließlich in Absprache mit den Betroffenen. „Wir handeln niemals gegen den Willen des Betroffenen.“

Wie Kreisdechant Christoph Rensing aus Borken sagte, sei das Thema des sexuellen Missbrauchs und gerade auch der Umgang der Kirche damit immer noch virulent: „Die Medien berichten immer wieder von Vorgängen, die bekannt werden, nicht nur in unserem Bistum.“

 

13 Teilnehmende zeigen Interesse

 

Dass ein Medien-Interesse nicht gleichbedeutend ist mit einem Interesse an Informationen, zeigte die abendliche Runde im Stadtlohner Otgerus-Haus. Nur wenige Vertreter aus den Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen ließen sich blicken, um mehr zu erfahren, was das Bistum Münster für die Aufklärung des Missbrauchs tut. Ganze 13 Teilnehmende zählte das Treffen.

Auch Frings gab zu, dass das Interesse an seiner Tätigkeit überschaubar sei. Er erhalte von Pfarreien und Verbänden, von kirchlichen Einrichtungen und Berufsgruppen nur wenige Einladungen, um über den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster berichten zu können.

 

Nur wenige Betroffene sprechen öffentlich

 

Über ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum, das den kirchlichen Missbrauch thematisiert, berichtete Pfarrer Thorsten Schmölzing von der Pfarrei St. Gudula in Rhede. Dort gehe die Pfarrei sozusagen auf den Marktplatz, um darüber zu sprechen, was sich in der Stadt vor 50 Jahren durch einen Missbrauchstäter ereignet habe. „Unsere Aufarbeitung geschieht auch mit den Betroffenen“, sagte Schmölzing.

Dass nicht jede Gemeinde eine Aufarbeitung öffentlich machen kann, schilderte Frings anhand einer kleinen Landgemeinde, in der nachweislich ein Priester in den 1960er Jahren übergriffig geworden ist. „In dieser Gemeinde leben mehrere Betroffene, die mir klar gesagt haben: Wir möchten keine Öffentlichkeit.“ Diese Haltung müsse respektiert werden.

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