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Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Kritik des Missbrauchbeauftragten der Bundesregierung an mangelnder Aufarbeitung zurückgewiesen. „Woher Herr Rörig die Information nimmt für seine Behauptung, dass nicht alle Bistümer dazu ‚ihre Archive geöffnet‘ hätten, entzieht sich meiner Kenntnis“, erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz am Freitag auf Anfrage in Bonn. „Ich jedenfalls habe dazu keine Anhaltspunkte“, so Bischof Stephan Ackermann weiter.
Das Bistum Münster versicherte auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“, sich „in vollem Umfang“ an der Studie beteiligt zu haben. Bei der Bewertung der Aussagen Rörigs „schließen wir uns der Stellungnahme von Bischof Ackermann an“, sagte Anke Lucht von der Bischfölichen Pressestelle in Münster.
Der staatliche Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig hatte zuvor der katholischen Kirche in Deutschland unzureichende Aufklärung sexuellen Missbrauchs vorgeworfen. Für eine entsprechende Studie der Bischofskonferenz hätten leider nicht alle Bistümer ihre Archive geöffnet, sagte Rörig der Funke Mediengruppe (Freitag). Aufarbeitung werde wohl noch zu oft als Gefahr für die eigene Institution gesehen. „Es sind nicht nur Einzelfälle oder Einzeltäter – es sind immer auch strukturelle Probleme, die sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ermöglichen“, kritisierte Rörig.
Bischöfe wollen Untersuchungsergebnisse Ende September vorstellen
Um Missbrauchsfälle in Deutschland aufzuarbeiten, hatten die Bischöfe 2014 ein groß angelegtes Forschungsprojekt in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen Ende September bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda vorgestellt werden.
Bei der Vorstellung des Projekts hatte Ackermann gesagt: „Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche – um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen.“ Rörig begrüßte damals die Initiative als „Meilenstein“.
Ackermann: Mit Aufarbeitung „längst nicht am Ende“
Mit Blick auf die aktuelle Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im US-Bundesstaat Pennsylvania bezeichnete er es als wichtig, dass in jedem Bistum und in jedem Orden aufgearbeitet werde – „auch proaktiv und nicht erst, wenn Betroffene sich zu Wort melden“.
Ackermann nannte in der Stellungnahme den Pennsylvania-Bericht „in seinem Resultat erschütternd“. Der Trierer Bischof fügte hinzu: „Er zeigt, dass wir als katholische Kirche auch in der Aufarbeitung dieser dunklen Seite unserer Geschichte längst nicht am Ende sind.“
Aktualisiert am 17.08.2018, 17:26: Reaktion des Bistums Münster. mn