20-Jährige engagiert sich in der Seelsorge am UKM

Mit Schokolade und Empathie gewinnt Claire Fischbach Vertrauen

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Claire Fischbach (20) engagiert sich ehrenamtlich in der Seelsorge der Universitätsklinik Münster (UKM). Sie erzählt, wie sie Zugang zu den Patientinnen und Patienten findet.

Die Schokolade ist der Türöffner. „Ich laufe damit über die Station und biete den Patientinnen und Patienten etwas Süßes an und meistens entsteht daraus ein kurzes, manchmal auch ein intensiveres Gespräch“, sagt Claire Fischbach. 

Genau das ist das Anliegen der 20-jährigen Psychologiestudentin, wenn sie den Dienstagvormittag in der onkologischen Tagesklinik verbringt: Für die an Krebs erkrankten Menschen da sein, ihnen zuhören, während sie oft mehrere Stunden lang die nächste Chemotherapie bekommen. Seit einem halben Jahr engagiert sich Claire Fischbach ehrenamtlich in der Seelsorge der Universitätsklinik Münster.

Ehrenamtsprojekt mit Studierenden

Die Idee für das Ehrenamtsprojekt der UKM-Seelsorge in Kooperation mit der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) und dem bischöflichen Studierendenwerk sowie dem ehrenamtlichen Engagement des UKM entstand durch den neuen Tita-Cory-Campus des Bistums Münster gegenüber des Klinikums. 

„Wir wollten Synergieeffekte nutzen und den Studierenden ein weiteres Lernfeld fürs Leben bieten“, erklärt Leo Wittenbecher. Die „Win-Win-Situation“ liegt für den leitenden Klinikpfarrer am UKM auf der Hand: „Die Patienten bekommen Ansprechpartner und Begleitung, die Studierenden erhalten die Möglichkeit, sich in ihrer Persönlichkeit weiterzuentwickeln, Einblicke in die Seelsorge in einer Klinik zu bekommen und den Umgang mit Krankheit zu lernen.“

Freund an Krebs erkrankt – Claire Fischbach hat seine Veränderung erlebt

Nach einem Einführungssemester, in dem Claire Fischbach und die weiteren 16 Studierenden Grundlagen der Gesprächsführung, den Umgang mit Demenzerkrankten und spirituelles Wissen gelernt haben, konnten sie ihren Einsatzort nach eigenen Interessen wählen. Neben der onkologischen Tagesklinik besuchen die jungen Frauen und Männer die Patienten auf den dortigen Stationen, aber auch die Eltern und Kinder auf den Kinderstationen oder sie machen musikalische Angebote, beispielsweise auf der Palliativstation.

Für Claire Fischbach, der das Klinik-Setting zum einen durch ihre Eltern, die beide Ärzte sind, und zum anderen durch einige Praktika vertraut ist, stand schnell fest, wo sie sich einbringen möchte: „Letztes Jahr ist ein guter Freund von mir an Krebs erkrankt und ich habe mitbekommen, wie ihn diese Krankheit verändert hat“, berichtet sie – auch von seiner inzwischen vollständigen Genesung.

Auch mal über Alltägliches sprechen

Aufregend sei der erste Besuch in Begleitung von Pastoralreferentin Sabine Banaschewitz gewesen, erinnert sich die 20-jährige. „Das Pflegepersonal hat uns total freundlich aufgenommen“, ist Claire Fischbach dankbar. Von Woche zu Woche fühlt sich die Studentin sicherer: „Ich merke inzwischen, wenn Patienten aufgeregt sind, weil sie das erste Mal eine Chemotherapie bekommen, wenn sie sehr mit sich beschäftigt sind oder wenn sie abgelenkt werden wollen.“

Nicht immer geht es in den Gesprächen um den augenblicklichen Zustand. „Manchmal genießen die Patienten es auch, über etwas anderes zu reden, weil die Diagnose ohnehin schon so einnehmend ist“, weiß Claire Fischbach. Wie bekomme ich eine Quiche möglichst saftig hin, welche Lieder werden gerade im Chor gesungen und wie fühlt es sich an, mit dem Cabrio durch den Sommer zu fahren – all das und mehr war schon Gesprächsstoff mit den Patienten.

„Immer ein gutes Gefühl nach dem Dienst“

Die Dankbarkeit der Menschen in der onkologischen Tagesklinik bestärkt Claire Fischbach in ihrem Ehrenamt. „Ich habe immer ein gutes Gefühl, wenn ich das Krankenhaus nach meinem Dienst verlasse“, sagt sie. Auch wenn sie manche Schicksale über ihren Feierabend hinaus begleiten: „Kurz vor Weihnachten saßen sich zufällig fünf Patienten gegenüber, von denen mir die Pflegerin später sagte, dass es voraussichtlich das letzte Weihnachtsfest für sie alle sein wird. Da muss man manchmal schon schlucken.“

Diese und andere Dinge zu verarbeiten, dabei hilft Claire Fischbach eine Reflexionsgruppe, in der sie sich mit anderen Studierenden und Sabine Banaschewitz über ihre Erfahrungen austauscht. „Manchmal schreibe ich auch Gespräche auf“, sagt Claire Fischbach, die zusätzlich in ihrem Psychologiestudium lernt, professionell mit dem Erlebten umzugehen. Die 20-Jährige möchte ihr Ehrenamt in den nächsten Semestern fortsetzen: „Ich bin selbstsicherer geworden, gehe anders auf Menschen zu und bin dadurch auch in meinem Alltag aufmerksamer.“

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