Synodaler Weg streitet um Verkündigung in Messfeiern

Nach hitziger Debatte: Synodale sagen Ja zu Predigten von Laien

  • Mit großer Mehrheit hat der Synodale Weg Ja zur Laienpredigt nach dem Evangelium gesagt.
  • Mit 90,86 Prozent ist der Handlungstext angenommen worden.
  • Zuvor entwickelte sich eine hitzige Debatte, die zeitweise unterbrochen werden musste.

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Laien, also auch Frauen, sollen künftig in katholischen Messfeiern predigen dürfen. Eine Mehrheit der Teilnehmer des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg stimmte am Freitag in Frankfurt nach langer Debatte einem entsprechenden Reformvorschlag zu. 169 Delegierte und damit 90,86 Prozent stimmten für die Annahme, darunter auch 47 Bischöfe. 17 Delegierte lehnten den Vorschlag ab, 17 enthielten sich.

Dem Vorschlag zufolge sollen die deutschen Bischöfe eine Ausnahmeregel erarbeiten und dafür eine Erlaubnis beim Vatikan erwirken, nach der „qualifizierte Gläubige“, also auch Frauen, in einer Eucharistiefeier predigen dürfen. Frauen durften bislang zwar in Wortgottesdiensten eine Predigt halten, waren aber von der sogenannten Homilie, der Predigt in der Eucharistiefeier, ausgeschlossen. Nach katholischer Lehre dürfen bislang in der Regel nur Priester und Diakone in der Messfeier predigen.

Bischöfe schwächen Text deutlich ab

Auf Sonderantrag der Bischöfe wurde die ursprüngliche Form des Textes stark verändert und gekürzt. Ursprünglich enthielt der Reformantrag auch den Vorschlag, Nicht-Priestern auch die Erlaubnis zu geben, zu taufen, bei der Eheschließung zu assistieren und die Beichte abzunehmen.

Diese Bereiche berühren drei Sakramente der katholischen Kirche. Die Bischöfe hatten einen Änderungsantrag eingebracht, die ursprünglichen Passagen zu streichen und diese Anliegen in einen Konsultationsprozess zu überführen. Diesem Antrag stimmte nach langer Debatte eine Mehrheit der Synodalversammlung zu.

Mehrere Delegierte hatten in der Aussprache erklärt, sie fühlten sich erpresst, nachdem einige Bischöfe erklärt hatten, sie könnten dem Reformtext als ganzes nur zustimmen, wenn ihr Änderungsantrag angenommen würde.

Delegierte aus dem Bistum Münster reden Klartext

Aus dem Bistum Münster gab es deutliche Worte während der Aussprache. Bischof Felix Genn bat die Bischöfe und die gesamte Synodalversammlung um die Annahme des Handlungstextes. „Was an vielen Orten bereits geschieht, sollte von den Bischöfen mitgetragen werden“, so Genn. Auch Dorothea Sattler aus Münster, die als Vorsitzende des zuständigen Forums an dem Text mitgearbeitet hatte, appellierte an die Delegierten: „Bitte lassen Sie den Text nicht scheitern.“

Die Lüdinghauser Franziskanerin Schwester Katharina Kluitmann sagte selbstbewusst: „Natürlich predige ich, auch in der Eucharistiefeier, natürlich höre ich Beichten, natürlich gebe ich dann keine sakramentale Absolution. Dass mich das verletzt, wie mit uns ausgebildeten, qualifizierten Theologinnen umgegangen wird, ist aber die viel weniger wichtige Seite. In dem Text wird es kurz angesprochen: Missbrauchsbetroffene wünschen sich sehr häufig Liturgie von Frauen, Predigt von Frauen, die Möglichlichkeit einer sakramentalen Beichte bei einer Frau.“

Theologieprofessor Thomas Söding aus Münster erklärte zur Chance des Reformvorschlags: „Wir werden dadurch sehr viele Möglichkeiten haben, nicht nur gute, sondern sehr gute Predigten zu hören.“

Bischof Wiesemann: „Wir machen uns ja lächerlich“

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hatte seinerseits an seine Bischofskollegen appelliert, dem Reformtext in der ursprünglichen Form zuzustimmen, da die Beteiligung von Laien bei der Spende von Sakramenten ohnehin gegenwärtig durch die Bischofskonferenz geprüft werde. „Wir machen uns ja lächerlich als Bischöfe, wenn wir Dinge, die wir sowieso schon zu Prüfung aufgegeben haben, jetzt hier ablehnen“, sagte er.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte, er wolle nicht, dass Kleriker zurückgedrängt würden, "um dann eigentlich die Frage zu stellen: Wozu braucht's noch die geweihten Menschen?" Die Franziskanerin Katharina Ganz entgegnete daraufhin, nicht Kleriker würden zurückgedrängt, sondern Frauen immer wieder vom kirchlichen Leben ausgeschlossen.

Podschun: Wir sollten beschließen, nicht verwässern

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, hielt den Bischöfen vor, die Papiere des Synodalen Wegs verwässern zu wollen. "Lasst uns doch endlich mal eine Veränderung beschließen, anstatt zu beschließen, dass wir irgendwann vielleicht nach einem Beratungsprozess doch mal etwas verändern wollen in dieser Kirche."

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