Positionen aus Gerleve, von Clemensschwestern und Franziskanern

Ordensleute kritisieren Vatikan-Nein zu Segnungen – Woelki verteidigt es

  • Während Kardinal Rainer Maria Woelki die Position begrüßt, reißt die Kritik am Nein des Vatikans zur Segenung homosexueller Paare nicht ab.
  • Benediktiner in Gerleve, die Clemensschwestern in Münster und die Franziskaner äußern Unverständnis.
  • Bischof Georg Bätzing sagt, die Erklärung Roms dürfe nicht mit Akzeptanz und Befolgung rechnen.

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Unverständnis über die Vatikan-Erklärung zu homosexuellen Paaren äußern Ordensgemeinschaften im Bistum Münster und darüber hinaus. Auch der Limburger Bischof Georg Bätzing erneuert seine Kritik, während der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die römische Position begrüßt.

Pater Marcel Albert von der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck erklärt, jeder Mönch habe seine eigene Meinung, die nicht abgestimmt werde. Er betont zugleich: „Wir Mönche können gar nicht anders, als den Segen, den wir empfangen haben, weiterzugeben.“ Den breiten Protest in Pfarreien, Verbänden und von Theologen gegen die Vatikan-Position hält er für ein Zeichen der Lebendigkeit der Kirche.

 

Clemensschwestern: „Wie können wir Segen verweigern?“

 

Pater Elmar Salmann ergänzt, Segnen heiße, die Welt gutheißen zu können: „Jede Zeit muss und darf neue Zeichen und Gesten eines guten Geleits für die Menschen finden, damit sie atmen und leben können.“

Die Generalleitung der Clemensschwestern in Münster erklärt, Jesus sei als Liebender in die Welt gekommen, der Menschen befähige, so zu lieben wie er: „Wie könnten wir dann Menschen, die lieben, Beistand und Segen verweigern?“ Die Ordensfrauen erinnern daran, dass sich ihre Gemeinschaft seit Gründung vor allem in der Krankenpflege und der Sozialarbeit allen Menschen zuwende, die Hilfe und Begleitung brauchen – „ohne Ansehen ihrer Person“.

 

Franziskaner: „Theologische und pastorale Ignoranz“ Roms

 

Die Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft (INFAG) reagiert empört auf die Vatikan-Position: „Eine Zusage der Heilszuwendung Gottes in Form eines Segens Menschen zu verweigern, die aufrichtig darum bitten, halten wir für nicht akzeptabel.“ Die Glaubenskongregation verschließe die Augen „vor der Lebenswirklichkeit unserer Zeit“ und verletze Menschen, die einander aufrichtig liebten und ihren Weg im Glauben suchten.

Zudem würden Bemühungen „um eine erneuerte Sexualmoral in der aktuellen theologischen Debatte“ ausgeblendet, kritisieren die Franziskaner. Das Schreiben dokumentiere damit „ein erschreckendes Maß an humanwissenschaftlicher, theologischer und pastoraler Ignoranz“. Zudem sei sein „doktrinär patriarchaler Kommunikationsstil“ befremdlich.

 

Bätzing: „Pastorale Praxis wird über Papier hinweggehen“

 

Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärt, er teile ausdrücklich das Unverständnis über die Vatikan-Position. Das Dokument gebe den „altbekannten Stand der Lehre“ wieder. „Es wird aber in der Breite nicht mit einer Akzeptanz und einer entsprechenden Befolgung rechnen können“, so Bätzing nach Angaben seines Bistums. „Ein Dokument, das sich in seiner Argumentation so eklatant einem Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art verschließt, wird dazu führen, dass die pastorale Praxis darüber hinweggehen wird.“

Der Bischof betont, es gehe nicht darum, die Würde der sakramentalen Ehe zu relativieren. Aber um den besonderen Wert der Ehe herauszustellen, müssten „nicht andere Formen von partnerschaftlichen Lebensgemeinschaften abgewertet werden“.

 

Woelki: „Stärkung des katholischen Eheverständnisses“

 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht im Nein zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare „eine Stärkung des katholischen Ehe- und Familienverständnisses“. Das teilt das Erzbistum Köln dem „Bonner Generalanzeiger“ auf Anfrage mit.

Woelki fügt laut Zeitung hinzu, er werde sich weiter dafür einsetzen, dass alle Menschen einander „mit Respekt, gegenseitiger Achtung und Wertschätzung begegnen“. Es bleibe „die Aufgabe, die mit der kirchlichen Beheimatung und Seelsorge für Menschen mit gleichgeschlechtlicher Neigung verbundenen Fragen weiterzuführen“.

 

Die Position des Vatikans

 

Laut Erklärung der Glaubenskongregation hat die katholische Kirche keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen und könnten daher nicht gesegnet werden.

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