Anzeige
Der Papst hat sich abermals für neue Ansätze in der Glaubensunterweisung ausgesprochen. Katecheten benötigten „Nähe, Offenheit für den Dialog und Geduld“, sagte Franziskus am Samstag vor Vertretern des Katechesebüros der Italienischen Bischofskonferenz.
Wer andere für den katholischen Glauben begeistern wolle, schaffe dies nicht mit moralischen Vorhaltungen. Stattdessen empfahl das Kirchenoberhaupt eine „herzliche Aufnahme“ und einen „Ton der Freude“. Andere zu verurteilen oder ihnen die Wahrheit aufzudrängen, sei kontraproduktiv. Im Zentrum müsse „die rettende Liebe Gottes“ stehen.
Die Sprache der Menschen von heute sprechen
„Wir dürfen keine Angst haben, die Sprache der Frauen und Männer von heute zu sprechen“, sagte der Papst. Er forderte „neue Werkzeuge“ für eine originelle und mutige Vermittlung des Glaubens. Vor allem müsse sich die Kirche um „die Verlassenen, die Vergessenen, die Unvollkommenen“ kümmern. Das sei gerade angesichts der Corona-Krise besonders wichtig.
Entschieden wandte sich Franziskus indes gegen jene, die sich bei der Unterweisung nicht an die Kirchenlehre hielten. Er betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965): „Wer bei der Kirche ist, folgt dem Konzil. Wer dem Konzil aber nicht folgt oder es nach eigenem Geschmack interpretiert, ist nicht bei der Kirche.“ In diesem Punkt sei Strenge angebracht.
Katechese in Übereinstimmung mit Kirchenlehramt
„Bitte, keine Zugeständnisse an jene, die eine Katechese entwerfen wollen, die nicht mit dem Kirchenlehramt übereinstimmt“, betonte der Papst. Wer in elitären Zirkeln nach individuellen ausgefeilten Formeln suche, verliere die Zugehörigkeit zur Kirche.
Bereits im Sommer hatte der Vatikan neue, weltweit gültige Richtlinien für die Katechese veröffentlicht. Der überarbeitete, 143 Seiten umfassende Leitfaden trägt Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte Rechnung. Vor allem die Themen Globalisierung und digitaler Wandel werden in den Blick genommen. Einen Schwerpunkt bildet zudem die stärkere Verknüpfung von Katechese und Glaubensverkündigung.
Synodaler Prozess soll in Italien starten - als Katechese
Konkret wird der Vorschlag des Papstes in Italien. Der Papst hat die dortige katholische Kirche zu einem „synodalen Prozess auf nationaler Ebene“ aufgerufen. Dieser müsse „Gemeinde für Gemeinde, Diözese für Diözese“ einbeziehen, sagte er in dem Gespräch mit Vertretern des Katechesebüros der Italienischen Bischofskonferenz. „Das wird auch eine Art Katechese“, so das Kirchenoberhaupt.
Eine wichtige Rolle spielten dabei die Impulse des Nationalkonvents der italienischen Kirche 2015 in Florenz: Dort hatte der Papst davor gewarnt, sich den Herausforderungen der Zeit durch ein Festhalten an überholten Vorstellungen zu entziehen. Die christliche Lehre sei kein geschlossenes System ohne Zweifel und Fragen, sondern lebendig - vor allem aber entwicklungsfähig, betonte er damals.