Bei Bischofsweihe bat Franziskus: „Keine langweiligen Reden halten, die keiner kapiert“

Papst nimmt 13 neue Kardinäle auf und mahnt zu Loyalität

Papst Franziskus hat am Samstag 13 Männer ins Kardinalskollegium aufgenommen. Darunter sind auch der Luxemburger Erzbischof und Präsident der EU-Bischofskommission COMECE, Jean-Claude Hollerich (61).

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Papst Franziskus hat am Samstag 13 Männer ins Kardinalskollegium aufgenommen. Darunter sind auch der Luxemburger Erzbischof und Präsident der EU-Bischofskommission COMECE, Jean-Claude Hollerich (61), und der kanadische Jesuit Michael Czerny (73), Leiter der Sektion für Flüchtlings- und Migrationsfragen in der vatikanischen Entwicklungsbehörde.

In seiner Predigt ging der Papst auf das von den Kardinälen abgelegte Treueversprechen ein. Viele „illoyale Verhaltensweisen von Kirchenmännern“ beruhten darauf, dass sie kein Gespür für selbst empfangenes Mitleid hätten, so Franziskus.

Mit den neu kreierten Kardinälen zählt das Kollegium nun 225 Mitglieder. Aktuell dürften davon 128 an einer Papstwahl teilnehmen. Allerdings scheiden schon Mitte Oktober vier Kardinäle altersbedingt aus dem Kreis der Stimmberechtigten aus.

 

Papst erhebt Bischöfe mit sozialem Profil in den Kardinalsstand

 

Neben Hollerich und Czerny erhielten das Purpurbirett Miguel Ayuso Guixot (67), spanischer Theologe, Islamwissenschaftler und Leiter des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog; Jose Tolentino Calaca de Mendonca (53), portugiesischer Kurienerzbischof und Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche; Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo (69), Erzbischof von Jakarta und indonesischer Militärbischof; Juan Garcia Rodriguez (71), Erzbischof von Havanna auf Kuba; Fridolin Ambongo Besungu (59), Kapuziner und Erzbischof von Kongos Hauptstadt Kinshasa; Alvaro Ramazzini (72), Bischof von Huehuetenango in Guatemala; Matteo Maria Zuppi (63), Erzbischof von Bologna; Cristobal Lopez Romero (67), aus Spanien stammender Erzbischof von Rabat in Marokko.

Für ihre Verdienste um die Kirche erhob der Papst auch drei bereits emeritierte Bischöfe in den Kardinalsstand: Erzbischof Michael Fitzgerald (82), britischer Vatikandiplomat, unter anderem als Botschafter in Ägypten; Sigitas Tamkevicius (80), emeritierter Erzbischof von Kaunas in Litauen, und Eugenio Dal Corso (80), italienischer Missionar und ehemaliger Bischof von Benguela in Angola.

 

Papst wünscht sich von neuen Kardinälen Gespür für Barmherzigkeit

 

Mit den Ernennungen setzte Papst Franziskus seinen Kurs fort, Kirchenmänner mit einem markanten sozialen und humanitären Profil in den engsten Beraterkreis zu rufen. Einige der neuen Kardinäle stehen besonders für den Dialog mit dem Islam. Künftig sind 66 und damit erstmals mehr als die Hälfte der konklaveberechtigten Kardinäle von Franziskus ernannt. 42 wurden von Benedikt XVI. ins Kardinalskollegium aufgenommen, 16 noch von Johannes Paul II.

In seiner Predigt legte der Papst den Kardinälen ein Gespür für Barmherzigkeit nahe. „Wenn ich mich nicht als Objekt des Mitleids Gottes fühle, begreife ich auch nicht seine Liebe“, so Franziskus. Zerstörerisch sei eine „Haltung des Verurteilens, der Gleichgültigkeit, des Wegschauens“, um sich die Hände in Unschuld zu waschen.

Czerny, vom Papst im Dezember 2016 zum Referenten für Flüchtlings- und Migrationsfragen berufen und inzwischen Untersekretär in der vatikanischen Entwicklungsbehörde, musste vor seiner Kardinalserhebung gemäß dem Kirchenrecht erst noch Bischof werden. Franziskus weihte ihn am Freitagnachmittag im Petersdom. In seiner Predigt mahnte Franziskus die neuen Bischöfe zu Dienstgesinnung. Zugleich sollten sie das Wort Gottes „gelegen oder ungelegen“ verkünden und „keine langweiligen Reden halten, die keiner kapiert“.

 

Kardinalskreuz aus Holz von einem Flüchtlingsboot

 

Sein Kardinalskreuz ließ sich Czerny aus dem Holz eines Flüchtlingsboots fertigen. Mit dem Kahn waren Migranten über das Mittelmeer nach Lampedusa gelangt. Auf der Rückseite trägt das Kreuz das lateinische Wort „suscipe“; „das bedeutet 'aufnehmen'“, erläuterte Czerny. „Suscipe“ ist zugleich das Anfangswort eines zentralen Gebets im Jesuitenorden, dem der neue Kardinal wie Papst Franziskus selbst angehört.

 

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