Georg Meyer hatte sich in dem Dorf bei Friesoythe an Kindern vergangen – Zehn Betroffene bekannt

Pfarrei lässt Grabplatte von Missbrauchs-Pfarrer in Markhausen entfernen

  • Jahrzehnte nach Fällen von sexuellem Missbrauch durch Pfarrer Georg Meyer in Markhausen lässt die Pfarrei die Grabplatte mit Meyers Lebensdaten entfernen.
  • Das beschlossen Pfarreirat und Kirchenausschuss von St. Marien Friesoythe einstimmig.
  • Die Missbrauchs-Betroffenen hatten um die Entfernung gebeten.

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Jahrzehnte nach Fällen von sexuellem Missbrauch durch Pfarrer Georg Meyer (1904-1970) in Markhausen bei Friesoythe im Oldenburger Land zieht die Pfarrei Konsequenzen: Sie lässt die Grabplatte mit Meyers Lebensdaten auf dem Friedhof Markhausen entfernen. Das beschlossen Pfarreirat und Kirchenausschuss von St. Marien Friesoythe einstimmig, teilt die Pfarrei auf ihrer Internetseite mit. Die Missbrauchs-Betroffenen hatten um die Entfernung gebeten.

Meyer hatte sich in seiner Zeit in Markhausen zwischen 1953 und 1970 an Kindern vergangen. Beim Bistum Münster haben sich inzwischen zehn Betroffene gemeldet, bestätigte der Interventionsbeauftragte Peter Frings im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“.

Erstes Opfer meldete sich 2011

Nach einem Bericht der „Nordwest-Zeitung“ über Meyer Anfang 2021 hatten sich Missbrauchs-Betroffene zunächst an die dortige Redaktion und an Mitglieder des Pfarreirats in Friesoythe gewandt. Später nahmen insgesamt neun Menschen Kontakt zum Bistum Münster auf.

Der zehnte Betroffene habe sich bereits 2011 an das Bistum gewandt, er erhielt auch Geld in Anerkennung erlittenen Leides, sagte Frings. Weitere Schritte habe das Bistum seinerzeit nicht unternommen. Anders als heute üblich sei der Missbrauchs-Betroffene 2011 noch nicht gefragt worden, ob das Bistum den Fall öffentlich machen solle. Pfarrer Meyer starb 1970.

Beide Pfarrei-Gremien entschieden einstimmig

Betroffene hatten sich 2021 mit der Bitte an die Pfarrei in Friesoythe gewandt, die Grabplatte zu entfernen. Diesem Antrag folgte der Pfarreirat einstimmig. „Aus Respekt vor den Opfern sehen wir es als unsere Pflicht, diesem Wunsch nachzukommen, damit das Leid der Betroffenen nicht unnötig verlängert wird“, erklärte das Gremium.

Es verwies den Beschluss an den Kirchenausschuss, der für den Friedhof zuständig ist. Auch dieses Gremium entschied einstimmig. „Es war für uns keine Frage, der Bitte der Betroffenen nachzukommen“, sagte Pfarrer Christoph Winkeler zu „Kirche-und-Leben.de“.

Erste Grabstein-Entfernung im Bistum Münster

Bistums-Experte Frings begrüßte die Entscheidung: „Ich finde es besonders gut, dass beide Gremien der Pfarrei sich mit dem Fall beschäftigt und ihren Weg des Umgangs damit beschlossen haben. Es ist meines Wissens das erste Mal im Bistum Münster, dass der Grabstein eines Missbrauchs-Täters entfernt wird.“

In anderen Bistümern haben sich Pfarreien bereits mit den Gräbern von Priestern beschäftigt, denen sexualisierte Gewalt vorgeworfen wurde, zum Beispiel in Heidenau im Bistum Dresden-Meißen.

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