Langjähriger „Spiegel“-Chef spricht bei den „Domgedanken“ in Münster

Publizist Stefan Aust warnt vor anti-westlichem Block rund um China

  • Vor einem anti-westlichen Block hat der Publizist und Journalist Stefan Aust gewarnt.
  • Zu diesem Block zählt der langjährige Chefredakteur des Magazins „Der Spiegel“ China, einige aufstrebende Wirtschaftsnationen und Russland.
  • Aust sprach im Rahmen der Reihe „Domgedanken“ im Dom in Münster.

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Vor einem anti-westlichen Block, „so mächtig wie es ihn in der Geschichte noch nie gegeben hat“, hat der Publizist und Journalist Stefan Aust gewarnt. Zu diesem Block zählt der langjährige Chefredakteur des Magazins „Der Spiegel“ China, einige aufstrebende Wirtschaftsnationen, die eng mit dem Land verflochten sind, und Russland. Aust sprach im Rahmen der Reihe „Domgedanken“ im Dom in Münster zum Thema „Chinas großer Plan“, meldet die Bischöfliche Pressestelle.

Aust, Autor einer Biografie über den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping, nannte diesen das Gegenbild zur deutschen Politik, die „auf Sicht“ fahre: Xi habe einen langfristigen Plan. Spätestens 2049, wenn die Volksrepublik 100 Jahre alt wird, will China führende Wirtschaftsmacht der Welt sein: „Es bestehen kaum Zweifel, dass Xi Jinping dieses Ziel erreichen wird.“

„Schwäche des Westens selbst verschuldet“

Der Experte verwies auf chinesische Investitionen in Schwellenländern, etwa in Afrika, und auf interkontinentale Infrastrukturprojekte wie die „Neue Seidenstraße“, die im Duisburger Hafen endet: „China ist stärker und aggressiver geworden, der Westen ist schwächer und zaghafter geworden.“

Letzteres sei selbst verschuldet. „In ihrer Gier nach dem großen chinesischen Markt haben Microsoft und Apple, Volkswagen und Siemens den chinesischen Kommunisten das Knowhow geliefert.“

„Moskau nähert sich Peking an“

Der Westen sei auch in Gefahr, weil er sich zu sehr mit sich selbst beschäftige: „Eine überhastete Energiewende produzierte alles, nur keine saubere Energie, vor allem aber Abhängigkeit von russischem Gas. Und das wird in Zukunft wohl eher Richtung Osten fließen“, vermutet Aust.

Er verwies auf Annährungen zwischen Moskau und Peking: Während nach 1949 Chinas Staatschef Mao Zedong der „kleine Bruder“ des Sowjetführers Josef Stalin war, hätten sich die Verhältnisse heute umgekehrt: „Xi Jinping ist der große Bruder, Putin der Kleine.“

Paralleler politischer Ansatz

Zudem gebe es Parallelen im politischen Ansatz: China und Russland wollten „nicht nur bestimmen, was in der Welt passiert, sondern auch, wie es genannt wird“. Aust verwies auf Moskaus Rede von einer „Sondermilitäroperation“, wenn Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine gemeint ist.

Die „Domgedanken“ enden am Mittwoch, 5. September. Ab 18.30 Uhr spricht der Professor für Internationales Recht, Mehrdad Payandeh, über „Die ordnende Kraft des Völkerrechts“.

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