Finanzskandal und Amtsführung erschütterten 2014 Kirche in Deutschland

So war’s: Vor fünf Jahren trat Bischof Tebartz-van Elst zurück

Eine „Atmosphäre von Furcht“: Daran erinnern sich zwei engagierte Katholiken aus dem Bistum Limburg, wenn sie an die Ära des aus dem Bistum Münster stammenden Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst zurückdenkt. Dessen Umgang mit Macht mahne auch heute.

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Es war ein Wendepunkt, an dem viele Menschen in der katholischen Kirche aufatmeten: Vor fünf Jahren – am 26. März 2014 – war endgültig klar, dass Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht länger Bischof des Bistums Limburg bleiben würde. An diesem Tag nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Tebartz-van Elst an, der seit 2008 amtierte.

Begründung des Vatikan: In der Diözese sei es „zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes“ durch Tebartz-van Elst verhindere. Vorangegangen war der Skandal um die Verschleierung der Kosten für seinen rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz. Viele im Bistum empfanden Tebartz' Amtsführung als autoritär und stellten das System Kirche in Frage.

 

„Bittere und verletzende Erfahrungen“

 

Bischof Reinhard Lettmann (+) und Franz-Peter Tebartz-van ElstMünsters damaliger Bischof Reinhard Lettmann (+) gab 2004 bekannt, dass Franz-Peter Tebartz van Elst von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Münster ernannt worden ist. | Archiv-Foto: Michael Bönte

Inzwischen ist der Rücktritt Geschichte. „Was aber längst noch nicht Geschichte ist, sind bittere und verletzende Erfahrungen, die Menschen in den Amtsjahren des damaligen Bischofs machen mussten“, sagte Pfarrer Ludwig Reichert (67) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Reichert war damals Sprecher des Hofheimer Kreises von rund 20 Pfarrern, die den Führungsstil des Bischofs massiv kritisierten.

„Unliebsame Mitarbeiter wurden mit Sanktionen bedroht oder durch überzogene Schweigeverpflichtungen unter Druck gesetzt. Beratungsgremien wurden belogen und kaltgestellt. Eine Atmosphäre von Furcht und Einschüchterung griff um sich“, erinnert sich Reichert. „Die Wunden jener Zeit sind bei vielen Betroffenen bis heute nicht ausgeheilt, sondern höchstens vernarbt“, bilanziert er.

 

„Welten liegen zwischen damals und heute“

 

In der Übergangszeit nach Tebartz habe dann der Apostolische Administrator Manfred Grothe durch Ehrlichkeit und Offenheit überzeugt, so Reichert. Das Gleiche gelte für den seit September 2016 amtierenden Bischof Georg Bätzing, der einen partizipativen Führungsstil pflege. „Für das Bistum liegen Welten zwischen damals und heute“, sagt Reichert, der heute das „Refugium für Mitarbeitende in Caritas und Pastoral“ leitet, einen Rückzugsort für erschöpfte Mitarbeiter. Nach wie vor fordert er eine „Gewaltenteilung, die bischöfliche Macht in die Schranken weist“.

Georg BätzingDer aus dem Bistum Trier stammende Georg Bätzing wurde 2016 zum Nachfolger von Franz-Peter Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg ernannt. | Foto: Bistum Trier

Auch Ingeborg Schillai (69), die damalige und heutige Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung resümiert, das Kirchenvolk sei kritischer geworden: „Vielleicht schauen wir manchmal genauer hin, wenn es heute heißt: Machtmissbrauch.“ Dabei ist sich die Repräsentantin des obersten Laiengremiums der Diözese bewusst, dass es auch Menschen im Bistum gibt, die das Handeln von Tebartz bis zuletzt verteidigten und die Zeit mit ihm vermissen. Das Bistum selbst habe aber in jedem Fall gelernt, mit dem Thema Geld anders umzugehen, so Schillai.

 

Was wurde aus der Badewanne?

 

Nach Angaben von Bistumssprecher Stephan Schnelle wurde die komplette Vermögensverwaltung neu geordnet – inklusive externer Kontrollen. Letztendlich hätten die neuen Mechanismen auch dazu geführt, dass im März 2018 schwere Regelverstöße eines Mitarbeiters beim Umbau der ehemaligen Bischofswohnung zu einem Museumsraum aufgefallen seien. Inzwischen sei gewährleistet, dass die auf 225.000 Euro begrenzten Kosten dafür nicht überschritten würden.

Die ehemalige Bischofswohnung wird den Angaben zufolge ab 16. April als erweiterter Teil des Diözesanmuseums für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoss soll es einen Ausstellungsraum geben - dort befinden sich das frühere Wohnzimmer, Küche und Büro von Tebartz. Gezeigt wird dann eine Ausstellung zur Geschichte des Bistums – mit mehr als 120 Exponaten. Nicht zugänglich wird künftig das Untergeschoss sein – also Schlafzimmer, Multifunktionsraum und Badezimmer. Die berühmte freistehende Badewanne wird also kein Museumsbesucher mehr zu Gesicht bekommen. Der Bereich werde als Lagermöglichkeit für das Museum genutzt, so Schnelle.

 

Was Tebartz-van Elst heute macht

 

Der heute 59-jährige Tebartz-van Elst ist seit März 2015 im Vatikan im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung tätig. Erstmals seit seinem Rücktritt traf er vor wenigen Monaten in Rom mit einer größeren Gruppe von Katholiken seines einstigen Bistums zusammen. Bei einem Dankgottesdienst für die - von Tebartz maßgeblich angestoßene - Heiligsprechung der Ordensgründerin Katharina Kasper zelebrierte er mit seinem Nachfolger Bätzing. Die Einladung dazu kam von Bischof Bätzing. Tebartz-van Elst nahm sie an.

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