Neues Buch des Ahauser Seelsorgers erscheint am 17. August

Stefan Jürgens mit wenig Hoffnung - doch „ein Pfarrer gibt nicht auf!“

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„Ausgeheuchelt!“, rief Stefan Jürgens vor zwei Jahren in seinem Bestseller der Kirche zu. Das Echo auf sein Buch war gewaltig. Nun schreibt der Pfarrer aus dem münsterländischen Ahaus ein weiteres Werk, das schonungslos die Kirchensituation beschreibt. Der Seelsorger weiß, dass viele die Nase voll haben und nichts mehr mit Kirche zu tun haben wollen. Dennoch wirbt er dafür, bei der Kirche dranzubleiben und sie von innen her zu reformieren. Im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ erläutert Jürgens, was es mit seinem Buch und dem Titelzusatz „Ein Pfarrer gibt nicht auf!“ auf sich hat.

Herr Jürgens, in Ihrem Buch „Dranbleiben!“ legen Sie noch einmal nach, nachdem Ihr Bestseller „Ausgeheuchelt“ schon die Nerven zumindest einiger Kirchenvertreter strapazierte. Warum jetzt ein neues Buch?

Weil die Zeit drängt. An den notwendigen Reformen der katholischen Kirche führt kein Weg vorbei. Entweder sie lässt sich auf transparente Strukturen und demokratische Gepflogenheiten ein, oder sie wird weiter an Relevanz verlieren und schließlich zur fundamentalistischen Sekte schrumpfen. In „Ausgeheuchelt!“ habe ich den Schwerpunkt auf die Kirche als Institution und Gemeinschaft gelegt, in „Dranbleiben!“ geht es hauptsächlich darum, wie ich persönlich mit der Situation umgehe, wie ich weiterglaube und warum ich in der Kirche bleibe.

In Ihren Thesen lassen Sie kein gutes Haar an den Kirchenstrukturen. So schreiben Sie: „Keinen Bestand kann ein autoritäres System wie im Erzbistum Köln haben.“ Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Pfarrer Stefan Jürgens
Pfarrer Stefan Jürgens. | Foto: Johannes Bernard

Die Ereignisse um den Kölner Kardinal Woelki sind für den derzeitigen Vertrauensverlust gegenüber katholischen Amtsträgern auf tragische Weise beispielhaft. Wer will Leuten, die lediglich an ihrer Macht kleben, aber keine Autoritäten sind, noch Glauben schenken? Warum haben wir so viele gehorsame Jungs und so wenig leitungserfahrene Frauen und Männer auf den Bischofsstühlen? Wir können nicht erwarten, dass dieselben Menschen, die systemimmanent hochgekommen sind, nun dieses System durchschauen und erneuern.

Auch der „Synodale Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland bekommt sein Fett weg. Sie schreiben: „Demokratisch geht es nicht zu, und deshalb wird das Schiff des Synodalen Weges mit Volldampf im Leerlauf sinken.“ Warum so pessimistisch?

Stefan Jürgens: „Dranbleiben! ­– Glauben mit und trotz der Kirche“, 224 Seiten, Verlag Herder, 20 Euro. Sie können das Buch bei unserem Partner Dialogversand bequem direkt bestellen.

Bisher sind alle Diözesanforen und Gesprächsprozesse im Sande verlaufen, auch der Synodale Weg wird nichts verändern und von daher die Frustration nur noch vergrößern. Er ist ein Demokratie-Kompensat, das mit viel Papier enden, aber nichts bewirken wird, zumal der Synodale Weg kirchenjuristisch irrelevant ist. Die katholische Kirche in Deutschland hat genug Geld, solche Prozesse durchzuführen, aber wenig Einfluss und noch weniger Mut, Reformen umzusetzen. Wir beschäftigen uns mit unserer eigenen Lethargie, statt dafür zu sorgen, die Kirche so aufzustellen, dass ihre Botschaft wieder anziehend wird.

Nun heißt Ihr Buch Mut machend „Dranbleiben – Glauben mit und trotz der Kirche“. Wo sehen Sie Hoffnungsschimmer?

Ich habe ehrlich gesagt keinen Schimmer Hoffnung für die Reform der katholischen Kirche. Eher habe ich den Eindruck, dass die Bereitschaft zum kollektiven Untergang größer ist als der Reformwille. Was wir derzeit nur tun können, nenne ich deshalb „palliative Pastoral“. Ich möchte mit „Dranbleiben“ Mut machen, trotzdem zu glauben und diesen Glauben auch zu leben. Ich erzähle, was ich selbst praktiziere, um an der Kirche nicht zu verzweifeln. Denn Gott ist größer als die Kirche, und die Nachfolge Jesu ist gerade in Krisenzeiten herausfordernd und erfüllend.

Wer sollte Ihr Buch lesen? Wem raten Sie, sich nicht damit zu beschäftigen?

Das Buch sollte zum einen jeder lesen, der darüber nachdenkt, aus der Kirche auszutreten. Er wird erfahren, dass man seinen Glauben nicht an einer Institution, wohl aber an einer Glaubensgemeinschaft festmachen kann. Zum andern ist das Buch für interessierte Christinnen und Christen, die sich von der Kirchenleitung unverstanden fühlen, aber von der Liebe Gottes in Jesus Christus ganz und gar erfüllt sind. Duckmäuser, Angsthasen, Krümelfinder, Zeigefingerheber und Briefbeschwerer sollten das Buch nicht lesen.

Stefan Jürgens war zunächst Kaplan und Jugendseelsorger, dann Geistlicher Rektor einer katholischen Akademie und Leiter eines Exerzitienhauses, später Pfarrer in Münster und jetzt in Ahaus. Sein Blog „Der Landpfarrer“ erfuhr große Aufmerksamkeit. Von 2004 bis 2008 war Jürgens Sprecher beim „Wort zum Sonntag“ in der ARD.

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