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Die „rollende Kirche“ in Voerde (Kreis Wesel) bringt Gemeinde-Erfahrung zu den Leuten. Der rote Bauwagen ist überall gerne gesehen.
Noch steht er neben der Kirche, die Tür verschlossen, die Stühle im Inneren verstaut, ebenso eine Kabeltrommel und alles, was man so für eine Messfeier braucht. Doch bald wird Pastoralreferent Markus Gehling (56) aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Voerde den Bauwagen wieder aufstellen an Orten, wo die Kirche mit einem festen Gebäude sonst nicht präsent ist, sich sodann die Trittleiter nehmen und den kleinen Glockenturm mit der von Peter Glasbrenner in Schwäbisch Hall gegossenen Glocke aufs Dach stellen. Damit jeder sieht: Auch hier ist Kirche!
Bauwagen als Erfolgsmodell
Ein Erfolgsmodell ist er, jener Bauwagen holländischer Herkunft mit der typisch „geschwungenen“ Bauweise, den eine darauf spezialisierte Firma in Dortmund für die Voerder Kirchengemeinde umgebaut hat – maßgeblich mit Spenden finanziert.
Ein Blick auf die Details: Da ist das von Markus Gehling selbst gestaltete Logo, inspiriert vom in einschlägigen Kreisen gut bekannten Werner Tiki Küstenmacher. Gehling versah die Figur noch mit Rädern – fertig! Der Künstler mochte es auch. Und dann sind da die bronzenen Patronalen von Petrus und Paulus aus der Werkstatt von Egino Weinert. „Die haben wir eigens mit nach Rom genommen und dort segnen lassen“, erzählt Gehling.
Deshalb braucht es die „rollende Kirche“
Themenwoche Seelsorge auf Rädern:
Wie sieht zeitgemäße Seelsorge anhand von hohen Kirchenaustrittszahlen und niedrigen Zahlen an regelmäßigen Gottesdienstbesuchenden aus? Darüber machen sich viele Pfarreien im Bistum Münster Gedanken. Kirche-und-Leben.de stellt Projekte vor und spricht mit einem Experten. Folge 2 führt uns nach Voerde am Niederrhein.
Vor allem aber ist der Bauwagen und sein Inneres eines: praktisch! Zu Corona-Zeiten – da war er gerade fertig geworden – erwies er sich gleich als Segen, weil man damit so manchen Gottesdienst im Freien möglich machen konnte, den man sonst hätte absagen müssen. Man nutzt ihn nicht nur als „Basislager“ für Freiluft-Gottesdienste, sondern auch für Café-Angebote und Konzerte.
Die Struktur der Stadt sei nicht so, dass sich das Stadt-Geschehen rund um die Kirche abspielen würde, sagt der Pastoralreferent. Rathaus, Kirche, Marktplatz als eine bauliche Einheit – das gibt es in Voerde nicht. Die Leute nennen das Gotteshaus „Kirche am Kik“, nach dem Textil-Discounter gegenüber. Wo es also keine „Laufkundschaft“ gibt, muss die Kirche umso mehr zu den Leuten kommen.
Überall gerne gesehen
Probleme irgendwelcher Art? Fehlanzeige, berichtet Markus Gehling. Kein Vandalismus, keine Schmierereien, wenn der Bauwagen über Nacht mal irgendwo abgestellt war. Auch keine blöden Bemerkungen, ganz im Gegenteil: viel Hilfsbereitschaft, wenn die rollende Kirche irgendwo ihr Quartier aufschlägt.
Binnen kürzester Zeit ist der Bauwagen startklar. Erst recht, wenn die Leute mit anpacken, Stühle vor dem Bauwagen selbst aufstellen und hinterher wieder abbauen. Was sie bereitwillig tun. Ein schönes Sinnbild für eine gemeinsam anpackende Kirche.