Auf der Suche nach gemeinsamer Vision

Umfrage unter Recklinghäuser Katholiken startet - wie soll Kirche sein?

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Die katholische Kirche in Recklinghausen startet das Projekt „Wir sind Leuchttürme des Glaubens“. Eine Umfrage unter den Katholiken der Stadt soll klären, wie die „Leuchttürme“ sichtbarer werden können.

Wenn es um die Mitarbeit an einer zukünftigen Kirche in Recklinghausen geht, setzen die Verantwortlichen auf ein Bibelwort, das motivieren soll, eine Vision für die Kirche zu entwickeln: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt, 5,14) heißt es im Evangelium – und dieser Zuspruch soll aus einer kirchlichen Krise führen, die viele Katholiken verunsichert hat.

„Wir leben in einer Zeit kirchlichen Wandelns. Das soll uns aber nicht davon abhalten, zu zeigen: Wir sind Leuchttürme des Glaubens, im Alltag, als Du, als ich und als christliche Gruppe“, sagt Katharina Müller.

Vision für Recklinghäuser Kirche erarbeiten

Die Pastoralreferentin der Recklinghäuser Pfarrei St. Antonius lädt zusammen mit dem Stadtkomitee der Katholiken und der Pastoralkonferenz aller Pfarreien der Stadt die Gemeindemitglieder dazu ein, eine Vision für die Kirche zu beschreiben und in einem Fragebogen das Symbol des „Leuchtturms“ zu ergründen: „Wie strahlt Ihr? Was wollt Ihr ausstrahlen? Wen wollt Ihr anziehen? Wem sagt Ihr die Frohe Botschaft weiter? Wie seid Ihr das Licht in der Welt? Was bringt Euch zum Strahlen?“

Das Bild vom „Licht in der Welt“ solle zeigen, dass Christen wie auch die kirchlichen Institutionen das Gemeinwohl in der Stadt prägen, sagt Katharina Müller. Das solle auch in Zukunft so sein. Zu Pfingsten 2024 erfolge eine Auswertung der Fragebogen-Aktion.

Transparente Leitungsstrukturen

Lebendige Gemeinden und aktive Gemeinschaften erhalten möchte Pastoralreferentin Cilly Leenders-van Eickels. Sie ist Vorsitzende der Pastoralkonferenz, in der die hauptamtlichen Seelsorgeteams der drei Recklinghäuser Pfarreien St. Peter, Liebfrauen und St. Antonius mit ihren insgesamt 20 Kirchorten sowie der Gastkirche zusammenarbeiten. „Wir wollen und werden neue transparente Leitungsstrukturen aus Haupt- und Ehrenamtlichen schaffen“, sagt Cilly Leenders-van Eickels.

Es gehe um eine gemeinsame Suche nach christlich gelebtem Glauben in Gemeinschaft und Stadt. „Ausgehend von den drei lokalen Pastoralplänen wird es um eine weitere Entwicklung gehen, in der Schwerpunkte gesetzt werden müssen.“

Viele kirchliche Angebote in Recklinghausen

Georg Möllers, ehrenamtlicher Vorsitzender des Stadtkomitees der Katholiken und zusammen mit Cilly Leenders-van Eickels Sprecher der katholischen Stadtkirche in Ehren- und Hauptamt, weiß die Kirche gut aufgestellt und präsent. Jugendtreffs, zahlreiche Kindertageseinrichtungen, Seniorenzentren, Chöre, ein Hospiz, Krankenhäuser und nicht zuletzt der Garten der Religionen als Treffpunkt für den interreligiösen Dialog seien Beispiele für „Leuchttürme“ der Frohen Botschaft ebenso wie der Caritasverband, der Sozialdienst katholischer Frauen, die Malteser, die Eine-Welt-Gruppen, das kirchliche Filmfestival und die Verbände.

„Wenn man alles zusammennimmt und darstellt, sehen wir eine starke kirchliche Präsenz in der Stadtgesellschaft. Wenn es um das freiwillige Engagement geht, lassen sich besonders Menschen ansprechen, die aus einer christlichen Überzeugung heraus handeln“, sagt Möllers, der selbst seit Jahrzehnten im kirchlichen Bereich engagiert ist.

Profilsuche bei sinkender Kirchenbindung

Und doch wird sich die Stadtkirche anders aufstellen müssen: Die hohen Kirchenaustrittszahlen der letzten Jahre – konfessionsübergreifend sind 2022 in Recklinghausen 2.590 Menschen aus der Kirche ausgetreten – und die sinkende Kirchenbindung stellen die organisatorischen Strukturen von Pfarreien und Einrichtungen vor Herausforderungen. „Diese Entwicklung soll uns aber nicht davon abhalten, selbst Profil zu gewinnen und Schwerpunkte zu setzen“, sagt Möllers.

Auch Andreas Volmer vom Stadtkomitee der Katholiken und Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Stiftungsklinikums Proselis hält die Idee der „Leuchttürme“ für eine gute Möglichkeit, über dieses Symbol das christliche Profil erkennbarer zu machen: „Wenn Kirche Einrichtungen betreibt, dann dürfen wir auch sagen, dass diese auch kirchliche Einrichtungen sind.“

Pastoraler Raum kommt später

Die Stadtkirche von Recklinghausen wird vorerst nicht den im Bistum Münster vorgegebenen Weg der Pastoralen Räume mitgehen, die andernorts zum 1. Januar 2024 errichtet werden. Bis 2028 haben die Pfarreien in Recklinghausen die Gelegenheit, einen Prozess der Zusammenarbeit zu gestalten. Er soll zum Ziel haben, einen gemeinsamen Pastoralen Raum Recklinghausen/Herten zu gründen.

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