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Ob Rudelsingen, Weihnachtsoratorium oder “irgendwas mit Vivaldi”: Musik-Angebote sorgen im Advent für volle Kirchen. Chefredakteur Markus Nolte wundert das nicht. Wohl aber, warum Kirche nicht viel mehr auf Kultur setzt.
Voll von Ankommen ist der Advent. Davon, dass Gott – wie man sagt – zur Welt kommen will. Aber wie diese Botschaft so ankommt in dieser Welt und welche Chance sie überhaupt hat anzukommen und bei wem, wo so viele weggehen oder wegbleiben – das gehört unbedingt auch bedacht in aller Adventsbesinnlichkeit.
Denn tatsächlich gibt es da etwas, etwas Großes sogar, von dem sich nach wie vor und alle Jahre wieder viele Menschen ansprechen und bewegen lassen, die sonst allen Anspruch an eine (sich) bewegende Kirche verloren haben: Das ist die Kultur.
Allem voran die Musik. – Nicht das Bedudeln und Beduseln auf Weihnachtsmärkten und in Kaufhäusern. Sondern das Besingen und Besinnen in großartigen Konzerten, musikalischen Andachten, christlichem Rudelsingen, die zu keiner Zeit in solcher Fülle angeboten werden wie zur Advents- und Weihnachtszeit. Und so oft mit „vollem Haus“, vor besser besetzten Kirchenbänken als zur Christmette!
Viel mehr als Müssen und Sollen
Musik – wie natürlich auch die darstellenden Künste – berührt im Kern, spricht existenziell an, lässt nicht nur hören und sehen, sondern fühlen und erkennen. Das ist so viel mehr als alles Müssen und Sollen, alles Planen und Erledigen, Schaffen und Sorgen. Das findet Resonanz im Innersten, wo nur ich gemeint und angesprochen bin. Wo und wann sonst bieten sich solche Räume, wenn nicht in der Kultur – und in der Agri-Kultur, in der Schöpfung, freilich.
Aber eben auch und besonders in der Kultur und ihren Räumen. Davon hat die Kirche viele, daran ist sie reich und hat vieles zu teilen an kostbarsten Schätzen, großen Werken begnadeter Komponisten und an begabten, engagierten Musikerinnen und Musikern in Kinder-, Kirchen- oder Gospelchören, in Singrunden und Scholen, Flötenkreisen und Bands, in Orchestern und auf Orgelbänken!
Blind für das, was geht, was ankommt
Statt traditionell die – achjee – zeitgeistigen Traditionsbrüche und Kulturverlüste von Nikolaus zu Weihnachtsmann und Adventszeit zu Weihnachtszeit zu bewehklagen, käme es doch darauf an, viel mehr Kultur zu schaffen, anzubieten, zu teilen!
Für solche „kulturelle Mission“ aber braucht es nicht minder Geld als fürs Soziale, für Struktur, für Bildung. Diese Chance nicht zu sehen, heißt blind zu sein für das, was geht, was gut geht, was ankommt. Und wo Gott ankommt. Immer noch.