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Vor 175 Jahren, am 6. Mai 1849, gründete der Priester Adolph Kolping mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein. Daraus entwickelte sich das heute weltumspannende Kolpingwerk. Dabei geht die Idee katholischer Gesellenvereine gar nicht auf den heute seligen Priester zurück.
Zwei orangefarbene Dreiecke zu einem K angeordnet auf schwarzem Grund: Dieses Symbol ist deutschlandweit und darüber hinaus bekannt. Das K steht für Kolping - heut ein international agierender Sozialverband. Dabei fing alles ganz klein an.
Er wollte Wandergesellen das geben, was ihnen unterwegs fehlte: eine Familie. Vor 175 Jahren, am 6. Mai 1849, gründete der Priester Adolph Kolping mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein. Kolping lag es auch am Herzen, die Gesellen politisch, religiös und gesellschaftlich zu bilden. Schnell fand er Mitstreiter. Heute zählt Kolping International rund 400.000 Mitglieder weltweit, davon rund die Hälfte in Deutschland.
Beiname „Gesellenvater” zeigt große Verehrung
Schon als Kolping 1865 starb, gab es in Deutschland 418 Gesellenvereine mit rund 24.000 Mitgliedern. Der Beiname Gesellenvater, den er schon zu Lebzeiten bekam, zeigt, wie groß die Verehrung für seinen Einsatz für junge Menschen war. Am 27. Oktober 1991 wurde Adolph Kolping schließlich von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen; seine Anhänger setzen sich seit Jahren für eine Heiligsprechung ein.
Die Idee der Gesellenvereine geht indes gar nicht auf den Gesellenvater zurück. Als Kaplan im heute zu Wuppertal gehörenden Elberfeld wurde er Präses des 1846 von Johann Gregor Breuer gegründeten ersten katholischen Gesellenvereins in Deutschland. Kolping war von der Idee so angetan, dass er eigene Gesellenvereine gründete und bereits 1850 dafür sorgte, dass sich die Vereine aus Elberfeld, Düsseldorf und Köln zum Rheinischen Gesellenbund zusammenschlossen. Die Vorgängerorganisation des heutigen Kolpingwerks war geboren.
Verband kämpft mit sinkender Mitgliederzahl
Wie viele katholische Verbände hat das Kolpingwerk mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Rund 48.000 Mitglieder weniger seien es im Zehn-Jahres-Vergleich, sagte Christoph Nösser, Referatsleiter Öffentlichkeitsarbeit bei Kolping, im Januar. Der für die kommenden Jahre erwartete Rückgang liege bei zwei bis drei Prozent im Jahr.
Kolping schaffe es, besser als die katholische Kirche selbst, Mitglieder an sich zu binden. „Wir sind dabei nicht von Idealen, sondern von der Lebenswirklichkeit der Menschen ausgegangen“, so Nösser. Er und seine Mitstreiter seien überzeugt, als kirchlicher Sozialverband die Menschen nur zu erreichen, „wenn wir ihnen mit unseren Angeboten einen wertvollen Dienst bieten können und die Hürden nicht zu hoch machen.“ Um das zu erreichen, habe man ein Projektreferat zur Mitgliedergewinnung geschaffen. Junge Menschen und Familien seien dabei die Hauptzielgruppe.
Im Jubiläumsjahr will man sich bunt präsentieren
Das Kolping-Jubiläumsjahr steht unter dem Motto „schwarz-orange-bunt“. Neben den Kolpingfarben schwarz und orange solle so die Diversität der Menschen in den vielen Kolpingfamilien ausgedrückt werden.
Denn was als Gesellenverein begann, ist heute ein großes internationales Netzwerk. So heißt es in einem von acht neu formulierten Leitsätzen des Kolpingwerks: „Zusammen sind wir Teil einer Weltfamilie.“ Der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und soziale Standards in der Arbeitswelt sind Schwerpunkte von Kolping International, zu dem das Kolpingwerk gehört - in mehr als 60 Ländern. Seit 55 Jahren betreibt Kolping International mit einem eigens dafür gegründeten Verein Entwicklungszusammenarbeit, etwa mit Projekten zur beruflichen Bildung.
Mit orangefarbenem Transporter unterwegs
Das Kolpingwerk setzt sich auch für Umweltschutz, Integration und gesellschaftliche Teilhabe ein. Mit einem orangefarbenen Transporter ist etwa das Kolping-Netzwerk für Geflüchtete auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die „Kolping-Roadshow Integration“ möchte Menschen für die Bedürfnisse Geflüchteter sensibilisieren. Mit einem interaktiven Angebot wird zum Beispiel erzählt, wie Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und sich hier integriert haben.
Bei allen Projekten und Aktionen orientieren sich die Kolpingverbände an ihrem Gründer, heißt es im Leitbild. Grundlage des Handelns seien die Prinzipien der katholischen Soziallehre; der Mensch stehe im Mittelpunkt. Adolph Kolping als zentrale Person des Netzwerks findet sich dort ebenfalls wieder: „Er hatte den Mut, gewohnte Orte zu verlassen, um aus den Begegnungen mit den Menschen zu lernen, was zu tun ist“.
Grundsätze werden auch nach 175 Jahren mit Leben gefüllt
Diesen Anspruch hat das Kolpingwerk bis heute. Dafür sei das Miteinander vor Ort wichtig. Im Leitbild schreibt der Verband, das Engagement der Kolpingsfamilien fördere das gesellschaftliche Leben, sozial wie kulturell. Aber auch die Belange von Arbeitern sind bis heute einer der Antriebe für die Arbeit des Kolpingwerks.
Gesellen eine Familie zu geben, war das Ziel Kolpings bei der Gründung des ersten Gesellenvereins. Dass die lokalen Zusammenschlüsse des Kolpingwerks Kolpingsfamilien heißen, passt nicht nur deshalb. Denn die Förderung der Familie war ihm sehr wichtig. Das Schicksal der Familie sei das Schicksal des Landes, war einer seiner Grundsätze.