Michael Rottmann zu Künstlicher Intelligenz auf der Kanzel

Warum KI Predigern helfen kann – sie aber nicht ersetzt

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Sich im Internet für die nächste Predigt inspirieren zu lassen, ist oftmals sinnvoll. Doch einer Künstlichen Intelligenz komplett das Feld der Verkündigung zu überlassen, wäre nicht gut, kommentiert unser Kollege Michael Rottmann.

Googeln, was andere schon Schlaues zum Evangelium vom kommenden Sonntag gesagt haben? Kein Problem. Sich online Anregungen für die nächste Predigt holen? Warum nicht? Im Internet Fakten zu aktuellen Themen checken? Na klar. Den Text bequem am Bildschirm tippen? Was denn sonst?

Absolut nichts spricht dagegen, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger die Möglichkeiten moderner Technik in den Dienst der Verkündigung stellen: einen Text vorzubereiten, der Menschen anspricht, mitnimmt und zu tieferer Erkenntnis der Frohen Botschaft führt. Im Gegenteil: Es wäre dumm, darauf zu verzichten.

KI hat auch Grenzen

Dass neuartige Computerprogramme dank sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI) in der Lage sind, ganze Predigten zu formulieren, ist aber nur auf den ersten Blick ein Schritt in Richtung Verbesserung. Da nützt auch das Argument nicht, „Kollege“ Computer sei doch seinem Nutzer aus Fleisch und Blut in manchem haushoch überlegen.

Es stimmt natürlich: Kein Mensch kann für ein Thema in Sekundenschnelle so viele Querverweise, Bibelstellen und schlaue Zitate auswerten und zusammenfügen. Dennoch zeigen die Beispiele aus dem Computer, die sich im Internet finden lassen, klar die Grenzen solcher digital zusammengebastelten Predigten auf. Sie sind zwar grammatikalisch einigermaßen okay, hinreichend logisch – aber eben auch ziemlich blutleer und ohne den zündenden Funken, den nur ein persönliches Zeugnis bringen kann.

Predigt ist kein Geschäftsbrief

Gute Predigten verbinden Erfahrungen aus dem eigenen Leben oder aus Begegnungen mit dem Wort Gottes. Keine Chance für Künstliche Intelligenz.

Hinzu kommt: Wer sich auf sie verlässt, gibt Verantwortung ab, die eine Maschine einfach nicht übernehmen kann und darf. Etwa für das Fingerspitzengefühl, das in schwierigen Momenten – etwa bei Begräbnisfeiern – um die Verletzbarkeit von Menschen weiß und mit dem sich auch mal spontan reagieren lässt.

Eine Predigt ist eben kein Geschäftsbrief, wo auch mal Textbausteine aus dem digitalen Zettelkasten ausreichen. Etwa: „Nach Diktat verreist.“ Sondern, wo nachhaltig das Wort Gottes deutlich werden muss: „Ich bin an Eurer Seite!“

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