Auftakt in Essen am 10./11. November

Was erwarten Sie vom Synodalen Ausschuss, Stephan Buttgereit?

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Am 10./11. November findet in Essen die erste Sitzung des Synodalen Ausschusses statt. Er soll die Einrichtung eines Synodalen Rats vorbereiten, den der Vatikan mehrfach kritisiert hat. Dem Ausschuss gehören 74 Menschen an, darunter neun aus dem Bistum Münster, die wir nach ihren Erwartungen gefragt haben. Jetzt: die Antworten von Stephan Buttgereit, SKM-Generalsekretär.

Seit der letzten Versammlung des Synodalen Weges im März 2023 hat sich sowohl in Deutschland als auch weltkirchlich einiges getan. Mit welchen Gefühlen reisen Sie zum Auftakt nach Essen?

Bei aller Kritik, den Enttäuschungen und vielleicht nicht erfüllten Erwartungen, aber auch Hoffnungen, die an den Synodalen Weg und den nun folgenden Synodalen Ausschuss gerichtet waren beziehungsweise sind, gehe ich pragmatisch auf das erste Treffen zu. Der Synodale Weg hat einiges in Bewegung gebracht, was wir aus meiner Sicht, bei allen nicht erfüllten Erwartungen, nicht unterschätzen sollten. Ich glaube, dass die meisten Teilnehmenden des Synodalen Weges anders in den Weg hineingegangen als sie herausgekommen sind. Bei vielen Bischöfen, Klerikern und Lai*innen hat über den Dialog ein wechselseitiges Verstehen und Zuhören eingesetzt, was es ohne den Synodalen Weg nicht gegeben hätte. Wir alle waren gezwungen unsere „Meinungs- und Haltungsblasen“ zu verlassen und in einen Diskurs zu gehen, der vorher in dieser Form nicht stattfand. Dass wir auf den Weg noch viele Fragen ungelöst zurückgelassen haben, will ich nicht bestreiten, jedoch ist aus meiner Sicht ein Fundament gelegt, auf den wir die Arbeit im Synodalen Ausschuss nun aufbauen können. Die dabei zutage getretenen Dissense sind anstrengend, aber für die Lösungsfindung notwendig.

Gerade erst ist die erste von zwei Weltsynoden-Versammlungen zu Ende gegangen. Inwieweit fühlen Sie sich in Ihren und in den Anliegen des Synodalen Weges bestärkt?

Die nun vorliegenden Statements und Papiere bringen uns inhaltlich noch nicht wirklich weiter. Daher bin ich gespannt, was die deutschen Vertreter, die im Synodalen Ausschuss sein werden, letztendlich aus Rom berichten. Was aus meiner Sicht deutlich geworden ist, dass auch in Rom viele der Themen besprochen wurden, welche wir auch schon auf dem Synodalen Weg besprochen haben. Es scheint so, dass es in Rom, wie aber auch im Synodalen Weg, eben oft andere Blickwinkel auf die gleichen Sachverhalte gibt. Aber auch das wird uns im Synodalen Ausschuss noch begleiten. Daher kommt es für mich persönlich gar nicht darauf an, ob ich mich durch die Weltsynode bestärkt sehe, sondern ob die Bischöfe sich bestärkt sehen, den eingeschlagenen Weg im Synodalen Ausschuss weiterzugehen. Wenn die Bischöfe für sich in Anspruch nehmen, Leitungspersönlichkeiten zu sein, dann sollten sie jetzt unter Beweis stellen, dass sie Leitungsverantwortung wahrnehmen. Auch in der Kirche gilt für alle Leitungsämter, dass Leitung die Akzeptanz der „Geleiteten“ voraussetzt. Es bleibt dabei, dass die Bischöfe nach der Vorstellung der MHG-Studie das ZdK gefragt haben, ob wir ihnen bei der Bewältigung der zerstörerischen Krise helfen könnten. Dazu stehen die Vertreter*innen des ZdK noch. Die Bischöfe müssen weiter unter Beweis stellen, ob sie die Lehren und Schlussfolgerungen aus der noch nicht gelösten existentiellen Krise der katholischen Kirche in Deutschland ziehen wollen.

Welcher Tagesordnungspunkt der ersten Sitzung ist Ihnen besonders wichtig? Und warum?

So funktionell es sich auch anhören mag, ich glaube, dass die Satzung und die Geschäftsordnung die wichtigsten Punkte sind. Aus den Lehren des Synodalen Weges heraus ist es wichtig, dass die „Spielregeln“ für alle klar sind, mit denen wir alle anderen Themen und Fragestellungen angehen werden. Wenn wir das zu Beginn nicht sauber klären, wird es uns in den drei Jahren ständig auf die Füße fallen.

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