Neues Pastoralteam in der KSHG Münster

Was Pfarreien von Studierenden lernen können

Zu Beginn des Wintersemesters hat die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde ein neues Pastoralteam bekommen. Die drei hauptamtlichen Seelsorger haben in den ersten Wochen viel von den Studierenden gelernt, was sie aus Pfarreien so bisher nicht kannten.

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Einzug in eine Kirche mit hunderten jungen Menschen. Ein Bild, das in den Pfarrkirchen des Bistums so höchstens noch zur Firmung zu sehen ist, gehört zum Standard-Programm der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster. Zu Beginn und zum Ende jedes Semesters lädt die KSHG alle Studierenden, Mitarbeiter und Lehrenden von Uni und Hochschulen zum Gottesdienst in den Dom ein. Das Angebot ist für viele Studenten zum Ritual geworden.

Auch Hanna Liffers und Michael Berentzen kennen die lebhaften Gottesdienste aus ihrer Studienzeit. Das ist bei beiden schon einige Jahre her. Doch dieses Semester sind sie wieder zurück in Münster. Gemeinsam mit Jacob Jagri aus Ghana bilden Berentzen und Liffers das neue Pastoralteam der KSHG. Der Semestereröffnungsgottesdienst Mitte Oktober war, wenn man so will, ihr Antrittsbesuch in neuer Funktion.

 

„Ein Zauber von Neuanfang“

 

„Der Semestereröffnungsgottesdienst war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Jacob Jagri. Der 40-jährige Priester hat seine Ausbildung in Ghana gemacht. In seinem Bistum war er als Jugendseelsorger eingesetzt. Promoviert wurde er vor einem Jahr in Vallendar bei Koblenz. In Münster soll er nun für ein Jahr in der KSHG mitarbeiten und Erfahrungen sammeln für seine Arbeit in Ghana.

Gottesdienst der KSHG im St.-Paulus-Dom. | Foto: KSHG
Zu den KSHG-Gottesdiensten zu Beginn und zum Ende des Semesters kommen jedes Mal hunderte Studierende, Mitarbeiter und Lehrende der Universität und der Hochschulen in den Dom. | Foto: KSHG

„Natürlich war ich aufgeregt“, berichtet Michael Berentzen. „Allein durch das Gefühl, dass da jetzt ganz viele Erwartungen im Raum stehen.“ Seinen Diakonat hat Berentzen in Heilig Kreuz in Dülmen gemacht. Als Kaplan war er dreieinhalb Jahre in Kleve. Jetzt ist der 34-Jährige Studierendenpfarrer der KSHG.

„Es hatte diesen Zauber von Neuanfang“ sagt Hanna Liffers. Beim Einzug in den vollbesetzten Dom habe die Pastoralreferentin gedacht: „Das musst du jetzt alles abspeichern. Das ist etwas ganz besonderes gerade.“

 

Gottesdienste auf Englisch

 

Die drei haben ihre Stellen bereits einige Wochen vor Semesterstart angetreten. „Wir sind von dem Team ganz wunderbar aufgenommen worden“, erinnert sich Liffers. Neben den pastoralen Mitarbeitern arbeiten rund zehn Referentinnen und Referenten und weitere Mitarbeiter hauptamtlich in der KSHG.

Natürlich haben die Seelsorger zum Antritt ihrer Stellen auch viele eigene Ideen. Zum Beispiel überlegte Jacob Jagri, Gottesdienste auf Englisch für ausländische Studierende anzubieten.

 

Berentzen: Einfach machen lassen

 

Aber: „Wir haben für uns gesagt, wir machen im ersten Semester sehr viel richtig, wenn wir die Leute einfach machen lassen und ihnen nicht im Weg stehen“, sagt Berentzen mit einem Schmunzeln. Und Liffers erklärt: „Das Programm, das die Referentinnen und Referenten mit den engagierten Ehrenamtlichen hier auf die Beine stellen, ist derart vielschichtig. Wir müssen jeden Tag und jede Woche neu schauen, wo wir uns einbringen können.“

Begeistert zeigten sich die drei Neuen, mit welchem Elan sich die Ehrenamtlichen in die Gemeindearbeit einbrachten. Das hätten sie bereits während der Vorbereitung zum Semestereröffnungsgottesdienst gemerkt. „Das war so gut durchorganisiert“, erzählt Berentzen, „dass wir uns ganz auf unsere Predigt konzentrieren konnten“. Alles Weitere hätten die Ehrenamtlichen übernommen.

 

Hohe Fluktuation als Chance

 

Das neue Pastoralteam der KSHG (von links): Pfarrer Michael Berentzen, Pastoralreferentin Hanna Liffers und Pastor Jacob Jagri. | Foto: Martin Schmitz
Das neue Pastoralteam der KSHG (von links): Pfarrer Michael Berentzen, Pastoralreferentin Hanna Liffers und Pastor Jacob Jagri. | Foto: Martin Schmitz

Eine besondere Dynamik haben Jagri, Liffers und Berentzen auch beim KSHG-Rat, dem Pendent zum Pfarreirat, beobachtet. „Ich war erstaunt, wie die Mitglieder bei wirklich jedem Thema, das besprochen wird, voll bei der Sache sind“, meint Berentzen.

Den Grund für das hohe Engagement sieht Pastoralreferentin Liffers auch in der hohen Fluktuation. „Dadurch, dass der Rat jedes Semester neu gewählt werden muss, birgt das auch die Chance, dass sich die Studierenden in diesem Gremium ausprobieren können. Sie können dann für ein halbes Jahr volles Engagement zeigen.“ Dadurch kämen auch immer wieder neue Menschen „mit dem Blick von außen“ in den Rat. Das helfe dabei, das eigene Tun zu hinterfragen. Darin sieht Liffers „sehr viel Lebendigkeit“.

 

Pfarrer: Wo es langgeht entscheidet der Heilige Geist

 

In der KSHG hat der Gemeinderat traditionell eine starke Rolle. „Und das ist auch gut so“, meint Berentzen. „Das könnte vielleicht auch ein Beispiel für andere Gemeinden sein: dass die Laien in die Verantwortung gehen und leiten. Und wir geben dabei die Unterstützung, dass sie diese Aufgabe auch gut wahrnehmen können.“

Natürlich sei die Aufgabe der Seelsorger, „das Ganze“ theologisch zu begleiten. „Dafür sind wir ausgebildet“, sagt Berentzen. Dabei gehe es aber nicht darum, zu sagen „wo es hier langgeht“. Das mache im Idealfall sowieso der Heilige Geist, ist sich der Pfarrer sicher. „Und das kann er auch nur dann, wenn unterschiedliche Berufungen und Sichtweisen zusammenkommen.“ 

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