Themenwoche „Wo Weihnachten anders ist“ (3)

Weihnachten in Haft: Die Frohe Botschaft zählt auch hinter Gittern

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Wie weit weg ist Weihnachten eigentlich für Menschen in Haft? Die Trennung von der Familie schmerzt an den Feiertagen ganz besonders. Ein Gefängnisseelsorger über die Sehnsucht der Männer hinter Gittern – und wie er damit umgeht.

Auch im Gefängnis geht es auf Weihnachten zu. Im Haupthaus der Vechtaer Justizvollzugsanstalt für Männer leuchtet ein Adventskranz. „Hier und da hängen auf den Fluren auch Girlanden“, sagt Jens König-Upmeyer. In den Zellen allerdings seien weder Adventskränze noch Adventskalender erlaubt – aus Sicherheitsgründen.

„Das heißt aber nicht, dass Weihnachten für die Männer keine Rolle spielt“, betont der Gefängnisseelsorger. „Es kommt ja immer darauf an, woran man das festmacht. Nur an Dingen, die man sieht, oder auch daran: Was fühlen die Männer? Was denken sie?“ Aus zahlreichen Gesprächen weiß er: Für viele hinter Gittern ist das Fest durchaus ein Thema. Und es hat vor allem mit einer Sache zu tun – ihrer Sehnsucht.

Seit Herbst 2022 Gefängnisseelsorger in Vechta

Seit Herbst 2022 ist der Pastoralreferent von katholischer Seite zuständig für die rund 330 Inhaftierten im Vechtaer Männer-Gefängnis. Und bei seinen Aktionen und Angeboten rund um das Thema Advent konnte er spüren, dass Inhaftierte dafür durchaus ansprechbar sind.

Zum Beispiel, als er Postkarten verteilt hat, auf denen sie Weihnachtsgrüße an ihre Liebsten draußen schicken konnten. Oder beim Bemalen und Gestalten der Figuren, die er für die Krippe in der Gefängniskirche zugesägt hatte. „Dabei haben wir auch über die Rolle der Figuren beim Weihnachtsgeschehen gesprochen“, erklärt er. Als Versuch, die Themen Advent und Weihnachten greifbar zu machen. Und auch um zu zeigen, was sie mit ihrem eigenen Leben zu tun haben.

Maximal 25 Inhaftierte pro Gottesdienst

Dass gerade Weihnachten ist, das spüren die Männer hinter Gittern zum Beispiel daran, dass sie nicht wie an Werktagen arbeiten müssen. Und auch an den Weihnachts-Gottesdiensten, die die Gefängnisseelsorger der beiden Kirchen dann anbieten.

„Insgesamt vier bis sechs Feiern“, erklärt Jens König-Upmeyer. Genau kann er es noch nicht sagen. Es hängt davon ab, wie viele Männer sich anmelden. Maximal 25 dürfen gleichzeitig pro Feier dabei sein. „Jeder soll die Chance bekommen, an einem Tag zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtstag einen Gottesdienst zu besuchen.“ Auch er selbst wird dann Wortgottesdienste übernehmen.

Er spricht ehrlich mit den Gefangenen

Worauf kommt es ihm dabei an? „Natürlich ist es schön, dann Weihnachtsfreude zu vermitteln“, sagt der Seelsorger. „Aber wir sprechen sehr offen und ehrlich miteinander.“ Und da reiche es nicht, nur zu sagen: Jesus ist geboren, und wir freuen uns jetzt alle!

Er wolle den Gefangenen mit Themen aus dem Haftalltag vermitteln, was die Frohe Botschaft von Weihnachten mit ihnen selbst und ihrem Leben zu tun hat. Und was für ein wichtiges Zeichen in der Weihnachtsbotschaft steckt. Auch in so einer für manche emotional schwierigen Zeit.

Sehnsucht nach Freiheit

Aus zahlreichen Gesprächen kennt Jens König-Upmeyer viele ihrer Geschichten und Sorgen. Von Männern, die sich fragen, ob Gott ihnen ihre Schuld jemals verzeihen wird. Oder denen, die zum ersten Mal das Fest hinter Gittern verbringen müssen. „Und denen gerade dann die Trennung von der Familie besonders schmerzhaft bewusst wird.“

Aber nicht nur ihnen. „Auch das vierte Weihnachten in Haft hintereinander kann Männer schwer belasten“, sagt der Pastoralreferent. „Auch sie sehnen sich natürlich danach, Weihnachten wieder in Freiheit feiern zu können.“

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