Michael Rottmann über offene Kirchen in Zeiten der Pandemie

Wer sonst hat so einzigartige Trosträume zu bieten?

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Die beiden großen Kirchen in Niedersachsen wollen die Gotteshäuser während der Pandemie offenhalten. Gut so, meint Michael Rottmann. Der Trostraum Kirche darf allerdings kein Insider-Tipp für Eingeweihte bleiben! Wie wäre es also mit Werbung auf Plakaten im Supermarkt oder Handzetteln in Wartezimmern?

Auch wenn es schlimmer kommen sollte als im Frühjahr – ihre  Gotteshäuser werden offen bleiben, für Gottesdienste, aber auch zur Besinnung und zum Gebet. Das haben die beiden großen Kirchen in Niedersachsen jetzt in einer gemeinsamen Erklärung angekündigt. Kirchen würden auch in Zukunft als „Trosträume für alle“ offengehalten, heißt es darin unter anderem.

Gut so. Denn Krisen wie die Corona-Pandemie zeigen: Wenn alles schwankt und bröckelt, was ist dann wichtiger als Trost und Hoffnung?

 

Fragen und Sorgen lasten auf leidenden Seelen

 

Auch wenn der Vorratskeller prall gefüllt und Toilettenpapier überreichlich gebunkert ist, lasten Fragen und Sorgen auf leidenden Seelen: Wie soll es weitergehen? Wird das alles gut ausgehen? Werden wir überhaupt überleben?

Nicht wenigen Menschen tut es dann gut, eine Zeit lang in einer Kirchenbank zu sitzen, zu beten oder vor einem Kreuz oder Heiligenbild für sich oder für andere eine Kerze anzuzünden. Auch, um Trost zu finden.

 

Das Angebot darf kein Insider-Tipp sein

 

Wer sonst hat so einzigartige Trosträume zu bieten wie unsere Kirchen es sein können? Wo Menschen in Gottesdiensten Gemeinschaft erfahren oder in andächtiger Stille für sich sein können. Das spüren auch diejenigen, die höchstens mal im Urlaub die Kathedrale von Palma oder eine italienischen Dorfkirche besichtigen und dort eine Kerze anzünden.

Der Trostraum Kirche darf allerdings kein Insider-Tipp für Eingeweihte bleiben! Das passiert, wenn wir es dabei belassen, Kirchengebäude nicht abzuschließen. Das wäre zu wenig. Das Angebot ist zu wichtig, als dass man einfach wartet und hofft, bis mal zufällig jemand vorbeikommt.

 

Plakate im Supermarkt oder Handzettel in Wartezimmern

 

In der Erklärung der Bischöfe heißt es: „Trostraum für alle“. Wer „alle“ erreichen will, muss sie noch aktiver darauf aufmerksam machen und einladen. Warum nicht auch mit Plakaten im Supermarkt oder Handzetteln in Wartezimmern?

Vielleicht liegt mitten in der Krise auch eine Chance: dass der Gesellschaft noch stärker bewusst wird, wie wichtig die Kirchen und ihre Angebote für sie sind und bleiben.

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