Gemeindemitglieder glücklich über Youtube-Alternative: „Schön, dass wir nicht vergessen werden“

Bei Anruf Predigt: Pastoralreferent hat Senioren auch bei Corona im Blick

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St. Willehad Wilhelmshaven stellte während des Corona-Lockdowns eigene Freiluft-Andachten auf Youtube online. Pastoralreferent Reinhard Stolte sprach sie für ältere Menschen auch auf das Band eines Anrufbeantworters. Die Online-Andachten sind eingestellt, auf dem Anrufbeantworter gibt es sie wegen der Nachfrage immer noch.

Hantiert jeder ältere Mensch gerne mit Smartphone und Laptop? Nein. Das ist jedenfalls die Erfahrung von Reinhard Stolte, Pastoralreferent in St. Willehad Wilhelmshaven. Er besucht oft kranke und alte Menschen. Denen ist der Gottesdienst in der Kirche wichtig.

Aber damit war es im Frühjahr auf einmal vorbei: Corona-Lockdown. Gottesdienste waren vorerst nicht mehr möglich. Die Gemeinde St. Willehad reagierte, übertrug Gottesdienste im Internet. Und Reinhard Stolte war auf Youtube mit besonderen Andachten zu sehen. Unter dem Motto „Ankerzeiten – Ankerplätze“. Sieben Mal, jede Woche neu. Online war die Gemeinde also präsent. Aber wie dort, wo bei Älteren das Internet im Haushalt fehlt?

 

Die Andacht gibt es auch auf dem Telefon

 

Online-Andachten unter freiem Himmel in Wilhelmshaven (hier vor einer Drehbrücke): Pastoralreferent hat sie während des Lockdowns über Youtube veröffentlicht. Zugleich waren und sind sie auch auf einem Anrufbeantworter zu hören.
Online-Andachten unter freiem Himmel in Wilhelmshaven (hier vor einer Drehbrücke): Pastoralreferent hat sie während des Lockdowns über Youtube veröffentlicht. Zugleich waren und sind sie auch auf einem Anrufbeantworter zu hören. | Foto: George Thomas (Pfarrgemeinde Wilhelmshaven)

Diese Menschen hatte Reinhard Stolte von Anfang an im Blick. Er hatte die Texte seiner Andachten immer direkt auf Band gesprochen - auf das Band eines Anrufbeantworters im Büro der Filialgemeinde St. Peter. „Da gab es noch eine freie Leitung auf dem Telefonanschluss.“ Unter Nummer 0 44 21 - 30 39 45.

Er habe an diese Übertragung per Telefon immer geglaubt, erinnert sich Stolte. „Gerade die alten Menschen in unserer Gemeinde suchen in dieser Zeit besonders einen Halt. Die Frage war für mich: Erreichen wir sie über das Internet?“ Sein Eindruck: Der Griff zum Telefonhörer fällt vielen leichter.

 

Online 400 Mal geklickt

 

Bei den Videoandachten auf Youtube war Stolte vor einer Schafherde am Deich zu sehen oder vor dem Wahrzeichen der Stadt, einer Drehbrücke, gefilmt von Pfarrer George Thomas. Auf dem Höhepunkt des Lockdowns wurden sie mehr als 400 Mal geklickt.

Die gleichen Texte waren auf dem Band des Anrufbeantworters zu hören. Wie oft genau sie dort angerufen wurde, habe er auf der alten Telefonanlage nicht messen können, sagt Stolte. Aber das mündliche Echo auf das telefonische Angebot habe ihn bei seinen vielen Besuchen in der Gemeinde überrascht. „Danke, dass Ihr an uns denkt“ habe er oft gehört, auch: „Schön, dass wir nicht vergessen werden“. Viele wählten die gleiche Andacht immer wieder an.

 

Am Telefon geht es weiter

 

Deshalb traf Stolte auch bewusst eine Entscheidung: Die Videoandachten stellte er ein, als öffentliche Gottesdienste wieder möglich waren. Aber die Andachten per Anrufbeantworter spricht er weiter jeden Freitag auf Band, in der Form eines „Hoffnungsgebetes“. Denn viele ältere Menschen scheuten zurzeit noch davor zurück, zu den Gottesdiensten zu gehen, sagt Stolte. „Die haben schlicht Angst.“

Da hilft anscheinend die Stimme des Pastoralreferenten am Telefon, mit der Gemeinde auch geistlich in Verbindung zu bleiben. Mit dem immer gleichen Schluss der Andacht: „Bleiben Sie gesund, seien Sie gesegnet.“

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