Einsilbige und überschwängliche Rezensionen im Bistum Münster

Wer suchet, der findet: Wie Google-Maps-Nutzer Kirchen bewerten

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Navi-Apps sind längst weit mehr digitale Wegefinder, dank der Rezensionen ihrer Nutzer: Wo ist das leckerste Restaurant, wo die freundlichste Apotheke? Und: Wo die schönste Kirche? Ein Stichprobe vom Norden in den Süden - und wie Gemeinden mit den Bewertungen umgehen.

Das Lob für St. Willehad Wangerooge ist eindeutig: „Tolle Messe! Ich bin Protestant, aber die Kinder wollten unbedingt hin. Jede Messe war wunderschön. Hätte ich den Katholiken so nicht zugetraut.“ Ausgesprochen wurde es nicht nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz, sondern rein virtuell: auf Google Maps.

Mit dieser App können Orientierungslose den Weg finden. Zu welcher Adresse auch immer. Für die Kirche auf Wangerooge etwa vom Inselbahnhof zur katholischen Kirche: Westingstraße 7, 650 Meter Strecke.

"Diese Kirche ist ein Glücksfall"

Aber bewerten kann man dort auch, unter dem Menüpunkt „Rezensionen“. Ob es nun der Facharzt ist, das Finanzamt oder der neue Italiener am Stadtrand. Und eben auch Kirchen. Je nach Geschmack mit bis zu fünf Sternen und in Worten.

Bei der Kirche auf Wangerooge gilt das Lob vor allem der Gemeinde. Ein Nutzer schreibt, sie sei „ein Glücksfall für Urlauber und Einheimische“. Gut 60 Bewertungen hat die Inselgemeinde inzwischen auf Google Maps.

Der Pfarrer sieht genau nach

Pfarrer Egbert Schlotmann nimmt solche Bewertungen in den sozialen Medien wahr und liest sie intensiv. „Das Geschriebene nehme ich ernst und schaue, ob und wie ich unsere Seelsorge vor Ort verändern kann und soll“, sagt er auf Nachfrage. Vieles könne er auch an die Gemeinde und an die Teams der Urlauberseelsorge weitergeben.

Lob für die Gemeinde ist ein typischer Punkt bei Bewertungen auf Google Maps. Ein Streifzug dort durch Kirchen das Bistums Münster zeigt aber: Vor allem die Atmosphäre der Kirche und ihre Bauweise regen zu Reaktionen an.

Schillig die Außergewöhnlichste

Etwa über St. Marien Schillig (Kreis Friesland): „Die außergewöhnlichste Kirche, die ich kenne. Architektonisch ultramodern-einmalig“, schreibt ein begeisterter Besucher. Ein anderer nur: „Top!“ Die 116 Bewerter geben in der Bewertung durchgängig fünf Sterne.

Die Architektur beeindruckt offensichtlich auch beim Dom St. Viktor in Xanten: „Die Atmosphäre wirkt sehr erhaben und zugleich auch sehr beruhigend.“ 1.280 Bewertungen gibt es zum Viktordom bei Google Maps. Eine hält sie sogar für „eine der schönsten Kirchen in NRW“.

Überwältigt vom Paulusdom

Auch schöner als der Paulusdom in Münster? 1308 Bewertungen sind für ihn abgegeben. Ein Rezensent scheint geradezu überwältigt: „Wahnsinnskirche, das Wahrzeichen Münsters, unbedingt ansehen. Riesenorgel.“ Ein anderer ist überrascht: „Sehr beeindruckende Kirche, die überhaupt nicht zur norddeutschen Nüchternheit passt.“

Die aktuellen Probleme verlassen die Kirche jedoch auch bei Google Maps nicht. So heißt es in einer Bewertung des Paulusdoms nach dem Lob eines Gottesdienstes: „Trotzdem können die Gedanken an ein uraltes System des Missbrauchs nicht abgeschaltet werden.“

Wunderschön in Aengenesch

Bei der Hauptkirche des Bistums sind viele Bewertungen und hohes Lob nicht wirklich überraschend. Aber im Bistum gibt es auch kleinere Kirchen. Wie die Wallfahrtskirche „Zur Schmerzensmutter“ in Aengenesch (Kreis Kleve). Bewertungen finden sich auch dort. Etwa: „Eine kleine wunderschöne Kirche auf dem Lande.“ Oder: „Die bunten Kirchenfenster sind wunderschön.“

Etwas abseits liegt auch die kleine Kirche St. Johannes in Carum (Kreis Vechta). Da heißt es in einer Bewertung: „Warme, ruhige Farben. Ein Ort der Ruhe und Innehaltens und Gebete.“ Oder ganz knapp: „Klein, aber fein.“

Das Kleinod in Zwillbrock

Die Kirche St. Franziskus Zwillbrock (Kreis Borken) liegt auch nicht im Zentrum des Geschehens. Hier lobt ein Bewerter: „Die Kirche ist ein echtes Kleinod. Ein friedlicher und andächtiger Ort.“ Die anscheinend auch Besucher über die nahe Grenze anzieht. Ein Nutzer schreibt nur: „Mooie Kerk“ – niederländisch für „schöne Kirche“.

Und es gibt Kirchen, die Menschen anscheinend besonders tief berühren. Über St. Peter Recklinghausen liest man: „Es ist ein wunderschöner heiliger Ort. Ich hatte von der Kirche geträumt, bevor ich sie sah, und deshalb war eines der wichtigsten Ereignisse in meinem Leben jener Tag, als ich diese Kirche zum ersten Mal betrat.“

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