Trauerbegleiter aus Vechta legt seine Erfahrungen in einem Praxisbuch vor

Wie kann Trauerbegleitung gelingen, Peter Rörsch?

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Peter Rörsch, pensionierter Schulleiter aus Vechta, hat sich Jahrzehnte in der Hospiz- und Trauerbegleitung engagiert. Jetzt legt er ein Buch über seine Erfahrungen vor - ein „Praxishandbuch“, das Menschen in der Trauerbegleitung helfen will, aber auch den Trauernden.

Warum haben Sie dieses Buch zur Trauerbegleitung geschrieben?

Das kommt wegen meiner jahrzehntelangen Erfahrung in dieser Arbeit. Mit diesem Buch will ich Menschen helfen, die trauern, weil sie einen herben Verlust erlitten haben. Das Buch soll aber vor allem denjenigen helfen, die diese Menschen begleiten und ihren Schmerz lindern wollen.

Wie hilft dieses Buch denn?

Peter Rörsch aus Vechta ist ausgebildeter Sterbe- und Trauerbegleiter. Er schult Ehrenamtliche für den Hospizdienst und ist Vorstandsmitglied des ambulanten Hospizvereins Damme. Er arbeitet mit im „Forum Identität und Ethik“ des Offizialats in Vechta, das ethische Fragen in Medizin und Sterbekultur bearbeitet. Der Vater von vier Kindern war bis zu seiner Pensionierung Oberstudiendirektor und Schulleiter des Gymnasiums Damme.

Das Mitteilen und Teilen prägen das Buch. Es bietet Texte an von trauernden Männern und Frauen, auch Elternpaaren. Sie haben anderen Trauernden sehr viel Wertvolles zu sagen – auf Augenhöhe. Dazu findet der Begleitende über 70 Vorschläge für Gespräche, zwölf Planungen für so genannte Trauercafés, vier Vorschläge für Trauergänge und eine sehr ausführliche, kommentierte Liste von Materialien als Gesprächsgrundlage.

Was bedeutet Resonanz, wie es im Titel heißt?

Resonanz ist ein Begriff, der theoretisch von Hartmut Rosa entschlüsselt wurde. Er bezeichnet eine beseelte und empathische Kommunikation mit der Welt. Dabei stellt er stummen Weltbeziehungen, die typisch für unsere heutige Gesellschaft sind, solche resonanten Beziehungen gegenüber. Die Übertragung dieser Theorie auf Menschen in extremen Lebenssituationen wie der Trauer bot sich mir an.

Warum überhaupt ein theoretischer Teil in diesem Praxisbuch? 

Weil es äußerst wichtig ist, sein Tun zu reflektieren. Zu wissen, aufgrund welcher Modelle, Theorien und Annahmen ich Trauer begreife. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Sterbe- und Trauerbegleiterinnen und -begleiter sollten sich ihrer eigenen Endlichkeit bewusst sein, um gut begleiten zu können. Aber sie sollten sich auch über die Unverfügbarkeit im Klaren sein. Denn ob und wie etwas in der Trauerbegleitung gelingt, haben Begleitende nur teilweise in ihrer Hand.

Wie kann Spiritualität bei Trauer helfen?

Spiritualität prägt jeden Menschen, deshalb ist sie auch Thema bei mir. So finden sich zum Beispiel christlich geprägte Texte wie Gedichte und Bibelstellen, weil aus ihnen Hoffnung spricht. Es geht in ihnen um die „Resonanz“, die christlich „Liebe“ oder „Nächstenliebe“ heißt.

Wie sieht denn Nächstenliebe bei der Trauerbegleitung aus?

Buchhinweis
Peter Rörsch: „Resonanz in der Trauerbegleitung – Das Praxisbuch“
ISBN 978-3-8436-1481-8, Patmos-Verlag, 248 Seiten, 28 Euro.
Sie können es bequem hier direkt bestellen bei unserem Partner Dialogversand.

Wie Religiosität und Gebet bei der Trauer helfen, das ist so individuell, dass ich die Art und Weise nicht erklären kann. Allerdings weiß ich aus meinen Erfahrungen in der Sterbe- und Trauerbegleitung, dass diese Beziehung im weitesten Sinne hilft und tröstet, dass sie die Akzeptanz des Verlustes erleichtert wegen der Beziehung zu Gott.

Kann die Beziehung zu Gott durch Trauer leiden oder zerstört werden? 

Unbedingt! Denn die Frage nach dem Warum taucht in unterschiedlichen Formen immer auf: Warum hast du das zugelassen? Wo warst du? Wieso hast du nicht eingegriffen? Als Reaktion auf den Tod des geliebten Menschen kenne ich Wut, Weinen, Schreien, Abwenden, Resignation und vieles mehr. Die Beziehung wird also in fast jedem Fall auf die Probe gestellt. Manches Mal hält sie, ein anderes Mal wird sie abgebrochen oder sogar gestärkt.

Wie können Trauerhelfer da handeln? 

Indem sie begleiten. Mein Verständnis von Begleitung ist klar: Sie will die verstummten Trauernden wieder resonant werden lassen, sie wieder ins Leben integrieren und öffnen für alte und neue Beziehungen. Sie begleitet die Trauernden auf den verschlungenen Pfaden ihrer Auseinandersetzung mit dem Verlust. Sie hat dabei aber keine Marschtabelle oder Wanderroute im Gepäck.

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