Bestattungstrends bringen Friedhofsverwaltungen in Finanznot

Wie Kinderspielplätze Friedhöfe retten könnten

  • Immer mehr Menschen wünschen sich Urnen- statt Erdbestattungen, Friedwälder oder Seebestattungen.
  • Der dadurch geringere Platzbedarf bringt herkömmliche Friedhöfe auch in finanzielle Schwierigkeiten.
  • Experten raten dazu, die freien Flächen kreativ zu nutzen.

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Das veränderte Bestattungsverhalten und der gesellschaftliche Wandel stellen Parkfriedhöfe vor neue Herausforderungen. Mehr Menschen wünschen sich Urnen- statt Erdbestattungen, Friedwälder oder Seebestattungen. Der Platzbedarf auf den Friedhöfen sinkt, die Fläche muss dennoch bewirtschaftet werden.

Auf den Friedhöfen der katholischen Pfarreien im Bistum Münster sind mittlerweile sieben von zehn Beisetzungen Feuerbestattungen, wie Rainer Grönewäller auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“ mitteilt. Grönewäller ist im Bischöflichen Generalvikariat zuständig für Friedhofsverwaltung und -gebührenkalkulation.

 

Teilweise müssen Friedhöfe geschlossen werden

 

Für die Hinterbliebenen bedeuten Urnengräber weniger Pflegeaufwand und geringere Kosten. „Der Platzbedarf dafür entspricht nur einem Bruchteil dessen, der für eine Erdbestattung nötig ist“, gibt Gönenwäller zu bedenken. So reduziere sich die benötigte Beisetzungsfläche auf den Friedhöfen erheblich. „Das führt zwangsweise zu hohen Kosten für die Unterhaltung dieser Flächen, die nicht gebührenfinanziert sind, und zu hohen Defiziten, die letztendlich aus den allgemeinen Haushalten der Kirchengemeinden zu tragen sind.“ Im Einzelfall müsse beurteilt werden, ob Friedhöfe aufgegeben werden müssen oder von Teilschließungen betroffen sind.

 

Bedeutende Rolle im Stadtbild

 

Angela Rinn, Heidelberger Privatdozentin für evangelische Theologie, setzt sich für den Erhalt von Parkfriedhöfen ein. Sie regt gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) an, dass „man sich überlegt, wie die Nutzung von Parkfriedhöfen ausgeweitet werden kann“. In ihren Augen ist ein Friedhof mehr als nur ein Ort, an dem Beisetzungen stattfinden. Vor allem Parkfriedhöfe seien Erinnerungsorte einer Stadt und ihrer Geschichte, sagt die Theologin.

Parkfriedhöfe sind nach dem Vorbild englischer Parks von Gärtnern und Friedhofsplanern angelegte Friedhöfe. Im Bistum Münster gibt es laut Rainer Grönewäller etwa 260 Friedhöfe. Fast alle ließen sich als parkähnlich bezeichnen. Sie zeichneten sich in der Regel durch alten Baumbestand oder Hecken aus. „Dabei wurde auf diese Gestaltungsform nicht gezielt hingearbeitet, vielmehr haben sich die Friedhöfe in diese Richtung entwickelt.“

 

Experte: Friedhöfe wie Theater fördern

 

„Friedhöfe sind hochwertige Grünflächen“, betont auch der Leiter des Forst- und Bestattungsamtes Karlsruhe, Matthäus Vogel. Um den Fortbestand der Friedhöfe zu gewährleisten, fordert er, dass der Preis für ein Grab nicht an der Fläche bemessen wird.

Und der Friedhofsleiter geht noch einen Schritt weiter. Er würde sich wünschen, dass Friedhöfe von der Kommunalpolitik mehr als kulturelles Gemeingut denn als Privatsache betrachtet würden. „Ich meine, ein Friedhof sollte einen Status bekommen wie eine Straße, eine Schule oder eine kulturelle Einrichtung“, findet Matthäus Vogel. Anders als etwa ein Theater werde der Friedhof in Karlsruhe beispielsweise nur zu 20 bis 30 Prozent subventioniert, das Theater mit 70 Prozent.

 

Kinderspielplatz zwischen den Gräbern

 

Um Parkfriedhöfe auch in Zukunft als lebendige Orte der Trauer und der Begegnung zu wahren, schweben der Seelsorgerin Angela Rinn verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vor. „Ich kann mir Cafés, einen Bereich für Kinder und, ja, auch einen Demenzgarten vorstellen“, sagt sie. Die Menschen dächten oft nur individualistisch, wie sie selbst beerdigt werden wollten. Es gebe aber Dinge, die alle angingen, so Rinn: „Ich meine, wenn der Friedhof verschwindet, wäre das ein großer Verlust.“

Mit einem Lebensgarten und dem ersten Kinderspielplatz zwischen den Gräbern, muslimischen und orientalischen Themenfeldern und Konzerten haben der Hauptfriedhof Karlsruhe und der Bergfriedhof Heidelberg den Weg für eine Zukunft der Parkfriedhöfe bereits beschritten.

 

Bistum Münster sucht kreative Friedhofs-Ideen

 

Auch Rainer Grönewäller und sein Team werben bei den katholischen Trägern im Bistum Münster dafür, Friedhöfe als „Ort der Lebenden“ zu gestalten – „zum Beispiel durch Gottesdienste auf den Friedhöfen oder das Angebot eines Trauercafés“. Im Gegensatz zu Friedwäldern blieben Friedhöfe so im Mittelpunkt der Orte.

Zudem biete die Einbeziehung von Kindern die Chance, den christlichen Glauben in Erinnerung zu rufen. „Kinder können auf dem Friedhofsgelände beispielsweise an der Anlage von Biotopen oder der Grabpflege verwaister Gräber mitwirken.“ Diese Anregungen stellt das Generalvikariat in Workshops vor und möchte dabei weitere kreative Ideen sammeln. „Die konkrete Umsetzung liegt natürlich bei den Friedhofsträgern“, sagt Grönewäller.

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