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Silvia Kramer musste nachfragen: Die Kollegen im kommunalen Delmenhorster Josef-Hospital waren bereits geimpft, die Seelsorgerin nicht – obwohl sie bei der Betreuung von Corona-Patienten half. „Das macht es ein bisschen diffizil – wenn man an der Front ist, aber keine Impfung hat.“
Ein Versehen, stellte die Krankenhausleitung fest – die kirchliche Angestellte fehlte auf den Mitarbeiterlisten. Inzwischen ist sie zumindest einmal gegen Corona geimpft.
Nur einzelne Pannen
Michaela Voorwold aus Oldenburg kennt solche Pannen. „Das sind aber Ausnahmen“, sagt die Sprecherin der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger im Oldenburger Land. „Dadurch, dass wir von den Kliniken nicht als Beschäftigte geführt werden, sondern als kirchliche Mitarbeiter von außen in die Häuser kommen, kamen wir bei der Planung der Impfung in manchen Häusern im ersten Moment nicht in den Blick.“
Von Einzelfällen abgesehen läuft die Impfung der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger im Bistum Münster aber wie vereinbart, erklären sie auf Nachfragen von „Kirche-und-Leben.de“. In den allermeisten Fällen würden Klinikseelsorger gemeinsam mit den Ärzten und Pflegekräften geimpft.
Bundessprecher Wittenbecher lobt NRW
So auch in Nordrhein-Westfalen. „Ich würde mir wünschen, dass sich andere Bundesländer NRW zum Vorbild nehmen“, lobt der Vorsitzende der Bundeskonferenz der Diözesanverantwortlichen für die katholische Krankenhausseelsorge, Pfarrer Leo Wittenbecher aus Münster.
Das Land und die NRW-Bistümer hatten vereinbart, Seelsorger zum Beispiel in der Polizei- oder Krankenhausseelsorge dann zu impfen, wenn das entsprechende Personal an der Reihe ist. NRW zähle Seelsorgende zum „erweiterten Team“ der Kliniken, erläutert Wittenbecher. Sie würden daher parallel zum medizinischen Personal geimpft.
„Seelsorger nicht bevorzugt impfen“
Das sei nicht in allen Bundesländern gleich, so der Pfarrer. In einigen Ländern würden Krankenhausseelsorger nicht – wie im größten Bundesland – in den Kliniken geimpft, sondern in Impfzentren. NRW dagegen bezeichnet der Experte als vorbildlich.
Der Priester lehnt es ab, Seelsorger bevorzugt zu impfen. Sie seien „keiner erhöhten Corona-Gefahr ausgesetzt“, zumindest außerhalb von Bereichen wie Kliniken.
„Das schadet der Kirche“
Wenn einzelne Priester trotzdem vorzeitig geimpft würden, schade dies dem Ansehen der Kirche und widerspreche der Linie vieler Bistümer, so Wittenbecher. Unter anderem hatten Münster und die anderen NRW-Diözesen erklärt, Seelsorger sollten nicht bevorzugt geimpft werden.
Der Leiter der Bundeskonferenz ist zugleich Referent im Bischöflichen Generalvikariat Münster für Krankenhausseelsorger und geschäftsführender Pfarrer an den Uni-Kliniken in Münster.