Anzeige
Viele Gemeinden haben in der Corona-Krise begonnen, Gottesdienste im Internet zu übertragen. Welche Erfahrungen machen sie? Antworten aus St. Lamberti Münster und St. Lambertus Ochtrup (Kreis Steinfurt).
Eine Vorabendmesse mit 4.000 Teilnehmern? Die Corona-Krise macht es möglich. „Am Samstagabend hatten wir 4.000 Zugriffe auf unseren Live-Stream“, sagt Hans-Bernd Köppen, Pfarrer von St. Lamberti Münster. Gut möglich, dass noch mehr Menschen zugesehen haben – schließlich passen theoretisch mehrere Zuschauer vor einen Computer-Bildschirm.
Jeden Abend wird derzeit die 18-Uhr-Messe aus der Kirche am Prinzipalmarkt in Münster live im Internet übertragen – ohne Besucher, da wegen der Ausbreitung des Corona-Virus öffentliche Gottesdienste untersagt sind. „An den anderen Tagen hatten wir meist zwischen 2.000 und 2.500 Zugriffe“, berichtet der Pfarrer. Auch „Kirche-und-Leben.de“ übernimmt die vom Bistum Münster ermöglichte Übertragung.
Verschiedene Priester feiern die Messen
Die Einstellungen der Kamera vor der ersten Bankreihe steuert ein Helfer aus der Sakristei über einen Tablet-Computer. Schwenk und Zoom sind möglich, zum Beispiel, wenn der Priester am Altar steht oder die Lektorin am Ambo. Meist wirken – mit dem vorgeschriebenen Abstand – drei Menschen bei einer Übertragung mit: Priester, Lektor und Organist.
„Ich habe den Priestern hier in der Stadt angeboten, sie könnten gern auch einmal den Gottesdienst zelebrieren“, sagt Köppen. Studentenpfarrer Michael Berentzen hat – neben den Lamberti-Geistlichen – das bereits getan. An diesem Mittwoch wird Weihbischof Stefan Zekorn erwartet.
„Auch das ist Gottesdienst-Gemeinschaft“
„Wir bekommen viele positive Rückmeldungen“, freut sich Pfarrer Köppen, elektronisch auch aus Israel, Stockholm und Wien. „Viele haben eine persönliche oder emotionale Beziehung zu Münster.“ Es habe auch die Bitte gegeben, auf Lieder aus dem münsterschen Gotteslob-Anhang zu verzichten, weil der nicht in jedem Gesangbuch enthalten ist.
Als Stellvertreter, der allein und für andere Gottesdienst feiert, fühlt Köppen sich nicht. „Wenn ich einlade, das Vaterunser mitzubeten, dann bin ich überzeugt, dass viele Zuschauer das tun. Auch diesen Gottesdienst feiern wir in Gemeinschaft – nur eben in einer anderen Form.“
Am Ende der Übertragung wird eine Telefonnummer eingeblendet. Darüber ist nach dem Gottesdienst, zwischen 19 und 20 Uhr, ein Seelsorger zu sprechen. „Wir haben auch Postkarten an die Haushalte unserer Pfarrei verschickt, weil ja nicht alle Menschen Zugang zum Internet haben. Auch sie sollen erfahren, dass in dieser Stunde auf jeden Fall ein Seelsorger erreichbar ist.“
Stream „aus der vertrauten Kirche“ in Ochtrup
Ganz so viele Zugriffe wie in Münster gab es bei der Premiere in Ochtrup im Münsterland-Kreis Steinfurt nicht. Von 200 berichtet Pfarrer Stefan Hörstrup, der den Gottesdienst am Sonntag um 10 Uhr zelebrierte. Auch dort gibt es Lob: „Viele Menschen freuen sich, dass es das Angebot auch in ihrer vertrauten Kirche gibt.“
Technisch sei „noch Luft nach oben“, sagt der Pfarrer. Am Sonntag sei eine Handy-Kamera im Einsatz gewesen, zudem Scheinwerfer, die sonst in der Pfarrbücherei stehen. „Es haben sich schon Leute gemeldet, die uns technisch weiterhelfen wollen.“
Für den Priester „etwas ungewohnt“
Die Ochtruper streamen über die Funktion „Facebook Live“. „Von unserer Internetseite verlinken wir darauf und erklären auch, dass man die Übertragung sehen kann, ohne selbst ein Facebook-Konto zu haben.“
Hörstrup sagt, es sei noch etwas ungewohnt, mit Blick in eine Kamera Gottesdienst zu feiern. „Merkwürdig fand ich es bei der Predigt. Normalerweise sieht oder hört man an Reaktionen, ob das ankommt, was man sagt.“