Aktion mit Skulpturen von Ralf Knoblauch aus Bonn in Dinslaken

Wie wandernde Holz-Könige an die Würde jedes Menschen erinnern

  • Ab dem 2. Januar wandern kleine Holz-Könige durch Dinslaken, geschaffen von Künstler und Diakon Ralf Knoblauch.
  • Sie sind Teil der Aktionswoche „Jeder Mensch hat königliche Würde - auch in unserer Stadt"
  • Initiatorin ist die 74-jährige Käthi Klein, die klar Erwartungen an die Aktion hat.

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„Jeder Mensch hat königliche Würde.“ Dieser Satz, so empfindet Käthi Klein aus Dinslaken, formuliert mit anderen Worten die Aussage des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Für die 74-Jährige steht der erste Absatz des ersten Artikels im Grundgesetz in christlich-aufklärerischer Tradition. Und sie fragt sich selbst immer wieder kritisch: „Inwieweit gilt die Forderung auch für unsere Stadt Dinslaken? Müsste die Aussage sich nicht auch auf soziale Randgruppen und Außenseiter, auf Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung beziehen? Müssten wir als Christen und als Bürger der Stadt uns nicht stärker aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung zur Wehr setzen?“ Fragen, auf die sie mit Aktionen schon seit längerem eine Antwort sucht.

Käthi Klein ist Sprecherin des Gemeindeausschusses Herz-Jesu in Dinslaken Oberlohberg und engagiert im Flüchtlingsrat der Stadt. Als aktive Christin der Pfarrgemeinde St. Vincentius in Dinslaken organisierte sie schon in der Vergangenheit unter anderem Aktionen für Flüchtlinge wie beispielsweise ein Benefizkonzert.

Ralf Knoblauch schuf die Skulpturen

Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Arbeit lernte sie den Künstler Ralf Knoblauch kennen. Der 57-jährige Tischler und katholische Diakon aus Bonn-Lessenich begegnet in seiner seelsorglichen Arbeit sehr oft Menschen in sozialen Brennpunkten und verarbeitet diese Erfahrungen in seinen Königsskulpturen. Diese Skulpturen sind Menschen aus dem alltäglichen Leben. „Diese Skulpturen machen jeden von uns zu einem König, erinnern aber auch daran, dass wir verletzlich sind. Wir sollen Menschen sein, die füreinander da sind“, sagt Diakon Knoblauch über seine Arbeit.

Die Königsfiguren haben Käthi Klein fasziniert und angeregt, diese Vielfältigkeit in die Themen ihres Gemeindealltag umzusetzen. „Wie ist das mit den sozialen und gesellschaftlichen Fragen?“, hat sie sich gefragt. „Zum Beispiel mit der Umweltfrage, den Flüchtlingen, den Frauenrechten in Gesellschaft und Kirche, wie ist das mit dem Altern in Würde?“ Sie kam zu dem Schluss, dass die Frage nach der königlichen Würde viel Potenzial hat und dieses unbedingt gehoben werden sollte. Das war der Startschuss für eine Aktionswoche, die in Dinslaken ab dem 2. Januar beginnt. „Was liegt näher, als die Veranstaltungsreihe um das Fest Dreikönige zu legen?“, hat sie Pfarrer Barthel Kalscheur gefragt.

Aktion fordert auf, an die Ränder zu gehen

Pfarrer Barthel Kalscheur und Käthi Klein
Pfarrer Barthel Kalscheur von St. Vincentius Dinslaken und Käthi Klein aus Dinslaken-Oberlohberg stellen das Aktionsplakat vor. | Foto: Jürgen Kappel

In Kalscheur fand sie schnell einen Verwandten im Geiste, der ihre Ansichten über die Menschenwürde teilt und ihre Aktionspläne unterstützt. „Die Menschenwürde will immer neu entdeckt werden. Darum bemühen sich die sieben Gemeinden in der einen Pfarrgemeinde in der Aktion, die das Licht der „Weihnachtsbotschaft beleuchtet“, sagt der Pfarrer. Diese Aktion hat für ihn viele Facetten. Sie zeigt, dass die katholische Kirche in der Stadt positiv präsent ist. „Wir sind nicht nur mit uns selbst beschäftigt. Wir wenden uns verstärkt den Randgruppen der Gesellschaft zu, wie es der Papst mit dem Aufruf, an die Ränder zu gehen, fordert“, sagt er. „Und diese Aktion eint die Pfarrgemeinde mit den sieben verschiedenen Gemeinden, die durch sehr unterschiedliche soziale Milieus und Räume geprägt sind.“

Im Kreis des Gemeindeausschusses hat Klein die Idee vorgestellt und bald Unterstützer gefunden. „Die Gedanken des Künstlers Knoblauch und der Plan einer Aktion haben schnell gezündet“, erinnert sie sich. In dem Ausschuss haben sich die Mitglieder rasch auf ein festes Schema geeinigt. In jeder Kirche der einzelnen Gemeinden steht sieben Wochen lang eine Königsfigur. Die Könige sind in den Kirchen der Stadt auf einer Stele fest montiert.

Wanderkönige für kirchliche Einrichtungen

Zusätzlich bekommt jede Gemeinde einen so genannten Wanderkönig, der in den Einrichtungen und Randgruppen der Gemeinde weitergereicht wird. Es gibt auch Wanderkönige, die bestimmte Personen für einen Tag zu sich nach Hause holen können.

Die Aktion soll fotografisch festgehalten werden, sagt Käthi Klein. Vom 2. Januar bis zum 20. Februar ist eine großformatige Ausstellung mit dem Dinslakener Fotografen Martin Büttner geplant. Einfühlsam habe er die betroffenen Menschengruppen abgelichtet, sagt Klein. Die Fotos werden unter anderem im Rathaus und in der Neutorgalerie ausgestellt werden. „Um die Bürger zu informieren und für das Thema zu sensibilisieren“, erläutert sie.

Die Aktionswoche hat viele soziale Themen

Die einzelnen Gemeinden haben ihre Könige mit verschiedenen Themen verknüpft, die im Rahmen einer Aktionswoche vorgestellt werden. So steht vom 2. Januar 2022 in Herz-Jesu in Oberlohberg das Thema Flucht und Migration im Vordergrund, in Heilig Blut ab dem 10. Januar das Thema Kinder, in St. Jakobus ab dem 17. Januar das Thema Altern in Würde, in St. Vincentius ab dem 24. Januar das Thema Die Würde wahren – Erinnern wachhalten und in der gleichen Woche das Thema Verurteilt, Weggesperrt: und dann? Heilig Geist beschäftigt sich vom 31. Januar an mit dem Aspekt Obdachlosigkeit, St. Marien vom 7. Februar mit dem Aspekt Familie und St. Johannes ab dem 14. Februar mit der Würde der Schöpfung.

Die Aktionswoche wird von der Stadt Dinslaken und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen in den Gemeinden werden unter www.katholische-kirche-dinslaken.de veröffentlicht.

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